Es war ein Sprint, der wieder einmal zeigte, wie wichtig dieser 21-jährige Zauberfußballer für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft schon ist. Jamal Musiala entwischte seinem Gegenspieler Joachim Andersen, dann empfing er einen langen Ball von Nico Schlotterbeck kurz vor dem Strafraum und zog diesen Sprint mit dem Spielgerät einfach weiter durch bis sieben Meter vor dem dänischen Tor. Dort blieb der Mittelfeldspieler vom FC Bayern München so cool, wie man ihn mittlerweile kennt.
Musiala erzielte in dieser 68. Minute das 2:0 im EM-Achtelfinale gegen Dänemark. Er nahm damit die Spannung aus diesem K.o.-Spiel, führte das DFB-Team letztlich so ins Viertelfinale gegen Georgien oder Spanien und untermauerte damit seinen Status: "Er ist vielleicht der wichtigste Spieler für uns im Moment, so ein kompletter Spieler und dazu ein netter Kerl, so bodenständig", sagte der deutsche Kapitän İlkay Gündoğan, einst beim 1. FC Nürnberg unter Vertrag, schon vor einigen Tagen. Und er lobte weiter: "Wenn er so weiter macht, kann er einer der Besten werden."
Anders als Wirtz wird Musiala zum prägenden Spieler
In diesen Tagen, und nach vier Spielen bei dieser Fußball-Europameisterschaft, bleibt festzuhalten: Vielleicht ist er gerade schon dabei, unter diesen Besten anzukommen. Zumindest nimmt Musiala beim DFB-Team schon eine Rolle des Unverzichtbaren ein. Anders als der andere Jungdribbler Florian Wirtz, für den die EM das erste große Turnier ist, der zuletzt jedoch als Spielgestalter blass blieb und der gegen Dänemark 80 Minuten lang zuschauen musste, spielte Musiala erneut wieder von Anfang an und drückte dem Spiel in der zweiten Hälfte seinen Stempel auf. "Man kann so froh sein, dass Jamal Musiala auf dem Platz geblieben ist, für solche Situationen ist er maßgeschneidert", sagte der ZDF-Experte Per Mertesacker zu dessen Treffer.
Nicht zu vergessen dabei, dass der Münchner mit seinen mittlerweile drei Toren aktuell auch die Torjägerliste dieser EM anführt. Vor dem EM-Start gelangen Musiala insgesamt nur zwei Tore in 29 Länderspielen, beim Turnier traf er jetzt schon dreimal in vier Partien. Auch bei der WM 2022 in Katar stachen ja schon seine Dribblings heraus, Musiala hatte auch da viele Chancen, doch da haperte es noch mit dem Toreschießen. Nun bei seinem zweiten großen Turnier wirkt er gereifter – und so klappt es auch mit den Treffern, was seinen Wert fürs DFB-Team selbstredend steigert.
Auch beim FC Bayern wird Musiala wichtiger
Auch im Verein wird Musiala immer wichtiger, spielte wieder einmal eine prächtige Saison mit insgesamt 30 Torbeteiligungen, in der er sich nur in den abschließenden Saisonwochen mit Schmerzen herumplagen musste. Wochenlang musste er Schmerztabletten nehmen, seine Knieprobleme kehrten immer wieder – und vergingen erst, als er zum Nationalteam stieß.
So drängt sich in diesen Tagen durchaus auch die Frage auf: Was wäre bloß mit einem topfitten Jamal Musiala für Tuchels FC Bayern im Halbfinale der Champions League gegen Real Madrid möglich gewesen? Vielleicht hätte Tuchel München ja doch mit einem Pokal verlassen. Nach dem Hinspiel-2:2 musste sich Musiala in Madrid beim Stand von 1:0 für den FCB wegen neuerlicher Knieprobleme auswechseln lassen, am Ende unterlagen seine Bayern 1:2. Bleibt zu hoffen, dass sich dieses Szenario nun beim DFB-Team nicht wiederholt. Aber nach allem, was von Musiala zu vernehmen ist, scheinen die Probleme endgültig überwunden zu sein.
Erinnerungen an Algerien bei der WM 2014
Und weil schon der Name Mertesacker fiel: Vor dem Musiala-Tor kamen ja durchaus Erinnerungen an Algerien hoch, damals vor dem Weltmeister-Titel 2014 in Brasilien tat sich die deutsche Nationalmannschaft gegen Algerien – ebenfalls im Achtelfinale – ähnlich schwer wie jetzt 50 Minuten lang gegen Dänemark.
Der Treffer wollte nicht fallen für das hoch favorisierte Team – und so kam fast der Gegner zur Führung. Gegen Algerien verhinderte diese vor allem der zum Libero mutierte Torwart Manuel Neuer, der immer wieder rettete, diesmal vor allem der Videoassistent mit seinem Eingriff nach dem vermeintlichen 0:1 durch Joachim Andersen. "Die Freude überwiegt, hier erst einmal weiter zu sein", sagte daher auch der gebürtige Nürnberger David Raum. "Es war, glaube ich, ein wildes Spiel." Welches der ausgebuffte Jamal Musiala mit einem Sprint und einem Schuss zu beruhigen vermochte. Und das ist eine besondere Qualität für einen Offensivspieler, die der Münchner bereits als 21-Jähriger besitzt.
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