Die deutsche Nationalmannschaft steht nach einem 2:0-Sieg gegen Dänemark im Viertelfinale der Heim-EM. Das bestimmende Thema nach dem Sieg war aber nicht unbedingt die spielerische Leistung des Teams von Bundestrainer Julian Nagelsmann, sondern der Videobeweis (VAR).
Zentimeter-Entscheidungen entscheiden das Spiel
Wie selten zuvor hat der Videobeweis samt neuer Impulstechnik beim Achtelfinalsieg der DFB-Auswahl Einfluss auf ein K.-o.-Spiel genommen - zweimal griff er entscheidend ein. In der 48. Minute fehlten nur Zentimeter und Dänemark wäre in Führung gegangen. Doch Thomas Delaney stand beim Tor von Joachim Andersen hauchzart im Abseits, der Treffer wurde Mithilfe der halbautomatischen Abseitslinie aberkannt.
Das erzürnte Dänemarks Nationaltrainer Kasper Hjulmand. "Wir reden über einen Zentimeter. Kann das wirklich die zweifelsfreie Wahrheit sein?", sagte er im ZDF. Hjulmand hielt dabei sein Handy in die Höhe und zeigte die Grafik, die Andersen hauchzart im Abseits zeigte. "Ist die Technik so genau? Lässt sich der Zeitpunkt des Abspiels so genau bestimmen? Ich habe Fragen", sagte er.
Nagelsmann: VAR macht "Sport etwas fairer"
Julian Nagelsmann schätzte die Korrektheit der Technik logischerweise anders ein: "Das berechnet ein Computer, deshalb ist es korrekt, auch wenn es skurril ist", sagte der Bundestrainer über die Szene. Überhaupt meinte er, machten der VAR und die Technik "den Sport etwas fairer".
Aber auch beim minimalen Handspiel von Andersen, als das neue Ball-EKG anschlug und Kai Havertz zum wichtigen 1:0 traf (53.), war Hjulmand skeptisch. "Ich habe echt genug von dieser lächerlichen Handregel", sagte der 52-Jährige. "Wir können nicht erwarten, dass unsere Verteidiger mit den Händen auf dem Rücken laufen. Er ist normal gelaufen." Insgesamt bezeichnete Hjulmand die Entscheidungen als "Schande" (englisch: "disgrace").
Nagelsmann dagegen sagte: "Die Handregel wird seit Jahren diskutiert, das kann man pfeifen, muss man nicht", und ergänzte: "Wenn ich richtig aufgepasst habe in der Regelkunde vor der EM, war das ein Handspiel." Innerhalb weniger Minuten ebneten zwei Videobeweise den Weg für den deutschen Achtelfinalsieg
"Ich kann verstehen, dass die Dänen sich aufregen. Aber die Regel ist so. Der Arm ist abgespreizt." Julian Nagelsmann, Bundestrainer
Wie funktioniert die neue Technik?
Bei dieser EM kommt eine neue Technik zum Einsatz. Ein Chip, eingebaut in eine kleine Plastikkugel, die wiederum mit Schnüren an der Innenseite des Balls fixiert ist - übermittelt 500 Mal pro Sekunde Balldaten an den Video-Überprüfungsraum, wodurch sich der Moment der Ballabgabe genau erkennen lässt. Dabei kommen zwölf unter dem Stadiondach montierte Kameras zum Einsatz, die den Ball sowie bis zu 29 Datenpunkte jedes Spielers 50 Mal pro Sekunde erfassen und so deren genaue Position auf dem Spielfeld berechnen. Wird der Ball berührt, schlägt das "EKG" durch den eingebauten Chip aus. Dies hilft neben Abseitsentscheidungen eben auch bei Handspielen.
Im Video: Deutschland schlägt Dänemark und steht im Viertelfinale
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