Würzburger Hochschulmannschaft nach dem Gewinn der Fußball-Europameisterschaft in Tirana/Albanien
Bildrechte: Stefan Wasser

Die Würzburger Hochschulmannschaft ist Fußball-Europameister

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Kicker mit Köpfchen: Würzburg holt EM-Titel in Albanien

Von wegen "Deutschlands Fußball ist in der Krise"! Die Würzburger Hochschul-Kicker haben das Finale der EM im albanischen Tirana für sich entscheiden können. In einem engen Spiel gewannen sie am Ende mit 3:1 gegen das polnische Team der Uni Danzig.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Mainfranken am .

Die Würzburger Hochschulfußballer sind Europameister! Im Endspiel des EM-Turniers in Tirana/Albanien besiegten sie am Sonntagabend (2.7.2023) den polnischen Meister, das Team der Universität Danzig, mit 3:1.

In den letzten zehn Minuten drei Tore

Die Polen hatten lange Zeit mit 1:0 geführt. Danach stachen die in der 79. Minute eingewechselten Joker der Würzburger: Erik Schnell-Kretschmer (vereinslos, vormals Würzburger FV) schoss das Tor zum 2:1. Julian Wild (Bayernligist Würzburger FV) erzielte sogar einen Doppelpack (1:1 und 3:1): "Ich habe einen guten Ball abgelegt bekommen, hab einen Haken gemacht und den Ball dann zum 1:1 reingeschossen. Nach dem Tor... das war eine ganz andere Leistung! Wir haben das gebraucht. Danach haben wir das Spiel komplett an uns gerissen." Ersatz-Kapitän Ben Müller erklärte gegenüber BR24 überglücklich: "Es ist Partystimmung pur! Viele können es noch nicht so richtig fassen! Wir grölen uns die Stimme aus dem Leib!"

Schwerste Gegner aus dem Osten Europas

Die Würzburger Hochschul-Kicker waren bereits vor dem Turnier optimistisch, dass sie eine wichtige Rolle bei der Titelvergabe in Albanien spielen würden. Die Spiele waren dann enger als erwartet. In der Vorrunde gab es nur einen Sieg gegen den finnischen Vertreter der Universität Jyväskylä (2:1), ansonsten zweimal ein 1:1-Unentschieden gegen das kroatische Team aus Zagreb und die portugiesische Auswahl aus Porto. Im Viertelfinale steigerte sich das Team aus Würzburg und besiegte die holländische Auswahl der Uni Wageningen mit 3:0. Die schwersten Spiele waren die beiden letzten, attestiert Ben Müller, der den etatmäßigen Kapitän Stefan Wasser nach dessen Verletzung im zweiten Spiel ersetzte: "Sowohl die Ukraine, als auch Polen, das waren sehr robuste, geschlossene Mannschaften, die kompromisslosen Fußball gespielt und uns wenig Torchancen ermöglicht haben." Im Halbfinale gegen die Nationaluniversität für Handel und Wirtschaft in Kiew mussten die Würzburger ins Elfmeterschießen. Während alle Würzburger Schützen verwandelten, konnte Torwart Julian Schneider (Bayernligist TSV Aubstadt) den letzten Elfer der Ukrainer halten (5:4 nach Elfmeterschießen).

Zusammenhalt als Erfolgsgeheimnis

Das Geheimnis des Würzburger Erfolgs sei der extreme Zusammenhalt in der Mannschaft, meint Müller. "Alle haben an einem Strang gezogen, alle haben an uns geglaubt." Der verletzte Stefan Wasser, der das Finale nur von der Bank aus beobachten konnte, ergänzt: "Das sieht man daran, dass die Spieler, die ausgewechselt wurden, nur drei Sekunden sauer waren, dass sie raus mussten. Und danach haben sie von außen so eine Stimmung gemacht... sowas hast du noch nirgendwo anders erlebt! Da ist jeder komplett mitgegangen. Und so war das bei jedem Spiel. Jeder wollte, dass wir als Team erfolgreich sind." Doppeltorschütze Julian Wild betont: "Viele von uns kennen sich schon lange und sind auch gute Freunde. Und durch das Turnier sind wir noch enger zusammengewachsen."

Unterstützung von anderen Teams

Aber auch mit den anderen Uni-Mannschaften haben sich die Würzburger sehr gut verstanden. Der amtierende Deutsche Hochschulmeister von der Uni Heidelberg und das Frauen-Team der Goethe-Uni Frankfurt haben die Würzburger im Finale angefeuert. "Das war echt großartig und hat uns sehr gepusht", so Müller. Da alle Mannschaften in einem Haus zusammen wohnten, war der Kontakt zu den anderen Teams aus ganz Europa sehr eng, so Julian Wild: "Es war ein sehr freundlicher Umgang. Und auch unterstützend. Sie haben uns nach den Siegen gratuliert und sich für uns gefreut. Der Zusammenhalt war sehr schön."

Albaner "arm, aber gastfreundlich"

Von Albanien haben die Würzburger nicht sehr viel gesehen. Die Mannschaft hatte beim zehntägigen Turnier nur einen freien Tag. Diesen nutzten die Spieler vor allem, um sich die Hauptstadt Tirana näher anzuschauen. "Es ist eine Stadt der krassen Gegensätze", schildert Müller seine Eindrücke. Es gebe hier auf der einen Hand "glitzernde Hochhäuser", aber eben auch viele heruntergekommene Behausungen. "Die Leute stehen am Straßenrand und müssen betteln, um über die Runden zu kommen." Das Leben sei geprägt von der Armut, deshalb könne man sich auch sehr glücklich schätzten, "wie gut es uns in Deutschland doch geht". Trotz der Armut hätten sich die Albaner aber "sehr darüber gefreut, dass wir da sind" und das "beste aus ihren Möglichkeiten gemacht. Jeder der Spieler hätte seine persönlichen Erfahrungen und Erlebnisse in dem gastfreundlichen Land gemacht, so Müller.

Team hofft auf erfolgreiches Crowdfunding

Die frischgebackenen Europameister werden schon am Montag wieder in ihrer Würzburger Heimat zurückerwartet. Mit einer Ehrung - etwa durch den Würzburger Oberbürgermeister - rechnen sie erstmal nicht, sagt Müller mit einem Lachen: "Wir wissen jedenfalls von nichts. Und ich gehe nicht davon aus, dass wir auf dem Residenzbalkon stehen werden." Die Hochschulen würden wohl die erfolgreichen Fußballer ehren, das werde aber wohl erst zum Semesterabschluss passieren.

Durch den Titelgewinn hoffen die Würzburger Studenten auch auf ein erfolgreiches Crowdfunding, denn die Teilnahme an dem Turnier war nicht kostenfrei für sie. 300 Euro musste jeder Spieler zahlen - für Flug, Hotel, Verpflegung und Ausrüstung. Das Crowdfunding läuft noch bis zum 30. Juli.

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