Schwimmer Josia Topf hat bei den Paralympischen Spielen in Paris als erster Deutscher seine dritte Medaille geholt. Der 21-Jährige kam über die 50 m Freistil in der Startklasse S3 auf Rang drei und komplettierte in 45,61 Sekunden nach Gold über die 150 m Lagen und Silber über 50 m Rücken seinen Medaillensatz. Es war in der stimmungsvollen Arena La Defense bereits die achte Medaille für die deutschen Schwimmer, die Bilanz von Tokio und Rio ist längst übertroffen. Topf musste sich lediglich dem Türken Umut Unlu (44,83) und Denys Ostaptschenko aus der Ukraine (45,14) geschlagen geben.
Topf: "Im Wasser bin ich frei"
"Im Wasser, da bin ich frei - da habe ich eine Bewegungsfreiheit, die ich an Land nicht habe" - Josia Topf kann im Wasser Saltos schlagen und rückwärts tauchen, "da habe ich meinen Körper hundert Prozent unter Kontrolle". An Land aber braucht der 21 Jahre alte Erlanger Jura-Student viel Hilfe, denn Josia Topf hat das TAR-Syndrom. Das bedeutet unter anderem: Seine Hände sind an seinen Schultern angewachsen, seine Beine sind ungleich und versteift. Von seinem Leben, das er ohne Arme und mit zwei unterschiedlich langen steifen Beinen meistert, erzählt er ungeschminkt. "Alles, wozu man lange Arme braucht, geht nicht": die Beinschiene an- und ausziehen, Duschen, Rasieren, Kaffeekochen.
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Schwimmen gelernt hat Topf mit sechs Jahren, erste große Wettkämpfe bestritt er mit acht, mit 15 Jahren wurde er Profisportler. Seit dem Jahr 2018 gehört er dem Perspektivkader der Deutschen Nationalmannschaft der Paraschwimmer an. Von Europameister- und Weltmeisterschaften kommt Josia mit Medaillen nach Hause. 2021 nahm er an den Paralympics in Tokio teil und erreichte in seiner Klasse in allen Disziplinen die Finalläufe. Bei den diesjährigen Paralympics in Paris gewann Topf am Sonntag Gold über 150 Meter Lagen. Am Montag folgte die Silbermedaille über 50 Meter Rücken.
Topf steckt nicht den "Kopf in den Sand"
Nach der Bronzemedaille über 50 m hat Topf am Samstag noch die Chance auf weiteres Edelmetall und Samstag: Dann stehen die 200 Meter Freistil an. "Wir sprechen hier über Schwimmerfolge", sagt Topf plötzlich ernst. Er sei immer gut gekleidet, rasiert und gepflegt, aber ohne seine Eltern könne er nicht einmal ansatzweise sein Leben bestreiten. "An manchen Tagen ist das ein beschissenes Gefühl und unfair" denn Handlungsoptionen seien ihm von vorneherein genommen. "Ich kann nicht Architekt, nicht Dachdecker oder Polizist werden", sagt der junge Mann. Aber Aufgeben, das gehe überhaupt nicht, sagt Topf und sein Lächeln kommt wieder zurück. "Wenn ich den Kopf in den Sand stecken würde, habe ich doch nichts vom Leben".
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