Josia Topf
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Erlanger Schwimmer Josia Topf holt Paralympics-Gold

Erlanger Schwimmer Josia Topf holt Paralympics-Gold

Bei den Paralympics 2024 belohnte sich Schwimmer Josia Topf aus Erlangen mit der langersehnten Goldmedaille. Zuvor hatte, ebenfalls im Schwimmen, Tanja Scholz dem deutschen Team das erste Gold in Paris beschert.

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Alles hat er seinem paralympischen Traum untergeordnet und am Sonntagabend wurde Josia Topf in Paris belohnt. Der 21-jährige Para-Schwimmer hat bei einem regelrechten Krimi im Becken Gold geholt. Mit einem starken Endspurt über 150 Meter Lagen siegte Topf in 3:00,16 Minuten. Nach 100 Metern lag er noch auf Platz drei, auf der abschließenden Freistil-Strecke überholte er auf den letzten Metern die Australier Ahmed Kelly und Grant Patterson und sicherte sich die Goldmedaille.

Erstes Gold für Deutschland

Zuvor hatte Schwimmerin Tanja Scholz für die erste Medaille des deutschen Teams bei den Paralympics 2024 in Paris gesorgt. Sie gewann ebenfalls über 150 Meter Lagen. Ihre 2:51,31 Minuten bedeuteten neuen Paralympics-Rekord.

Seepferdchen durch Zufall als Initialzündung

An Land mag Topf fast ständig auf Hilfe angewiesen sein, denn er hat das TAR-Syndrom. Das bedeutet unter anderem: Seine Hände sind an seinen Schultern angewachsen, seine Beine sind ungleich und versteift. Doch im Wasser ist er in seinem Element.

Zu seiner großen Leidenschaft kam Josia Topf durch seinen Vater Hans-Georg Topf. Als Triathlet nahm er seinen Sohn schon als kleines Kind im Buggy mit zum Joggen. Im alljährlichen Mallorca-Urlaub brachte er Josia dann Schwimmen bei. Dabei ging es dem Vater zunächst primär um Sicherheitsbedenken. "Jeder muss schwimmen lernen, egal ob behindert oder nicht-behindert", erinnerte sich Josia Topf im BR24-Interview an die Worte seines Vaters.

Mehr durch Zufall entdeckten sie bei einem Schwimmbadbesuch ein Plakat mit der Möglichkeit, sein Seepferdchen zu machen. Schwimmen war für Topf kein Problem, den Tauchring holte er mit den Füßen nach oben. Das Seepferdchen hängt seitdem gerahmt in Topfs Zimmer - neben seinen vielen sportlichen Medaillen und Pokalen. Mit der Aufnahme im Erlanger Schwimmverein SSG81 erhielt Topf als Kind eine frühe und treue Unterstützung, besonders durch Trainer Chris Thiel.

"Als ich durch das Schwimmtraining stärker geworden bin und zum ersten Mal eine Tür öffnen konnte, haben sie das mehr gefeiert als eine neue Bestzeit." Josia Topf im BR24-Interview

Vom Jungen zum Modellathleten

Aus dem Jungen, der mit 18 Jahren in Tokio 2021 auf Platz fünf landete, ist ein muskulöser Athlet geworden. Bei Europa- und Weltmeisterschaften gewann er bereits mehrere Medaillen, für Paris trainierte er nun achtmal in der Woche.

Dazu hat sich die Familie Topf ein Hypoxiegerät angeschafft, das ein Höhentraining in den Bergen simuliert. Durch den regelmäßigen Gebrauch soll sich der Körper von Topf langfristig anpassen und dadurch die Atmung verbessern. Topf setzt darauf, dass er dadurch nach der Wende im Schwimmbecken länger tauchen kann.

Zielanschlag mit dem Kopf in der Diskussion

Eine weitere Besonderheit: Topf muss beim Schwimmen mit dem Kopf an der Wand anschlagen, dabei habe er schon öfter das Bewusstsein verloren. Seine Betreuerin Anna Pfretzschner steht deshalb am Beckenrand, um ihn im Notfall aus dem Wasser zu ziehen.

Die Sporthochschule Köln hat gemeinsam mit Topf diese Kopftreffer untersucht und kam zu dem vorläufigen Schluss, dass die kognitiven Leistungen von Topf von diesen Kollisionen beeinträchtigt werden können. Topf riskiert für seine Erfolge also bleibende Schäden.

Mutter: eine "unglaubliche Kampfsau"

Sein Mutter Wibke bezeichnet Josia Topf als "unglaubliche Kampfsau, der hat noch nie die Nerven verloren hat". Sein großes Ziel war eine paralympische Medaille, die fehlte ihm bisher noch im großen Trophäenschrank.

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