WM-Medaillen, eine goldene Gams, Weltcup-Podien: Lena Dürr, Linus Straßer, Kira Weidle-Winkelmann und Alexander Schmid sorgten in den vergangenen Jahren immer wieder für deutsche Erfolge im Ski-Alpin-Weltcup. Sie sind die Leistungsträger des Deutschen Skiverbands (DSV).
Aber sie alle sind auch schon im gereiften Skifahrer-Alter. Dürr ist bereits 33 Jahre alt, Straßer 31, Schmid 30. Weidle-Winkelmann ist mit erst 28 Jahren noch die Jüngste der deutschen Erfolgsgaranten. Aber wer kommt danach? Schaut man sich die Weltcup-Wertungen an, erstmal lange Zeit niemand.
Holpriger Start im Weltcup
Das aktuell größte Talent im Weltcup ist Emma Aicher, die 20-Jährige absolvierte vergangene Saison Rennen in allen Disziplinen. Klingt zunächst vielversprechend, doch schaut man auf ihre Saison-Bilanz folgt Ernüchterung: 13 Mal schied sie aus, sechs Mal verpasste sie den 2. Durchgang in Slalom und Riesenslalom.
Aicher, die ursprünglich aus dem Slalom kam, aber auch ein großes Talent für die Speed-Disziplinen aufweist, soll die erste Allrounderin im DSV-Team seit Maria Höfl-Riesch werden.
Wer kann Höfl-Riesch beerben?
Doch die Strategie der Trainer scheint zunächst nicht aufzugehen. "Wir können nicht jemanden im Speed entwickeln nur auf Weltcup-Abfahrten, noch dazu, weil jede zweite Trainingsabfahrt ausgefallen ist", sagt DSV-Alpindirektor Wolfgang Maier die enttäuschenden Ergebnisse des vergangenen Winters.
Er betont aber auch, was er Aicher in Zukunft zutraut: "Langfristig hat sie das Potential, mal einen Gesamtweltcup zu gewinnen." Das gelang aus deutscher Sicht zuletzt Maria Höfl-Riesch in der Saison 2010/11. Bis dahin wartet auf Emma Aicher, ihre Trainer und den gesamten Verband allerdings noch viel Arbeit.
Emma Aicher und dann?
Klar ist aber auch: Der DSV braucht mehr als ein Talent für eine erfolgreiche Zukunft. Besonders gut sind die Aussichten erstmal nicht.
"Wir sehen immer wieder das gleiche Muster. Wir bringen relativ gute Leute bis zu einem bestimmten Niveau im Nachwuchs. Wir haben jetzt zum Beispiel 25 junge Athleten bis zur U21 unter den besten zehn Leuten in den Jahrgangs-Weltranglisten drin. Das ist schon mal nicht so schlecht, aber wir bringen sie nicht durch", sagte Maier über die aktuelle Situation am Rande der DSV-Einkleidung.
Deshalb fehlt der Nachwuchs
Wieso bringt der DSV die Nachwuchsathleten aber nicht durch? Genau diese Fragen beschäftigen Maier und seine Kollegen: "Dann gibt es die Frage, habt ihr die Leute nicht altersgerecht trainiert? Haben wir die Leute viel zu früh spezialisiert? Oder bringen sie noch gar nicht die körperlichen Bedingungen mit, um mit den Skiern zu fahren?"
Die Antwort liegt vermutlich irgendwo in der Mitte. Der DSV ist auf jeden Fall entschlossen, der negativen Entwicklung entgegenzuwirken.
Der DSV hadert mit Verletzungssorgen
Als konkrete Maßnahmen hat der Verband ein professionelles Rehabilitations- und Präventionsteam zusammengestellt. "Weil wir sehen, wir müssen die Gesundheit unserer Athleten erhalten", so Maier. Immer wieder wurden Top-Talente zuletzt durch schwere Verletzungen ausgebremst.
So auch aktuell: "Wir hatten den Nickco Palamaras, richtig cooler Skifahrer, reißt sich letzte Woche das Kreuzband. Das ist eine richtige Vollwatschn wieder." Palamaras war wohl auf dem Sprung in die Weltcup-Mannschaft, stattdessen ist nun erstmal monatelange Reha angesagt.
Damit diese Fälle seltener werden, investiert der DSV immer mehr in gezielte Ernährungsberatung für die Athleten und eigene Köche. Es ist ein erster Schritt für den Nachwuchs, aber der DSV-Alpinchef weiß auch: "Trotzdem braucht es Zeit."
Die entscheidende Frage für die Zukunft bleibt für Maier und den DSV aber unverändert: "Können wir mit Mega-Talenten umgehen oder nicht?"