Toni Kroos (links) und Fußball-Bundestrainer Julian Nagelsmann
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Toni Kroos (links) und Fußball-Bundestrainer Julian Nagelsmann

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Nagelsmanns Maßnahmen greifen: Euphorie um DFB-Elf und Kroos

Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft ist nach dem 2:0-Sieg in Lyon gegen EM-Favorit Frankreich wieder in der Spur. Für Rudi Völler hat die Partie das Zeug, die lang erhoffte Euphorie im Land zu entfachen. Aber: Ist nun plötzlich alles wieder gut?

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Ja, vieles lief erstaunlich gut am Samstagabend im Groupama Stadium von Lyon. Ein einstudierter Spielzug führte zu einem Blitzstart und der Führung nach nur acht Sekunden, Einstellung und Spielfreude stimmten, die taktischen und personellen Umstellungen von Bundestrainer Julian Nagelsmann griffen weitestgehend. Eine DFB-Auswahl diktierte über weite Strecken das Spiel gegen einen großen Gegner. Das hatte man wirklich lange nicht mehr so gesehen. Chapeau!

Entsprechend euphorisch wurde dieses 2:0 - erst der dritte Sieg einer deutschen Männer-Nationalmannschaft auf französischem Boden - kommentiert. DFB-Sportdirektor Rudi Völler sagte, der Sieg habe "richtig gutgetan". Und er fügte gleich hinzu: Diese Partie habe das Zeug, doch noch die so lange erhoffte Euphorie für die Heim-EM im Juni und Juli zu entfachen.

Nagelsmanns Maßnahmen greifen

Wie Völler ging es auch Julian Nagelsmann. Der Bundestrainer darf sich bestätigt fühlen, nach dem katastrophalen Auftritt im November in Wien gegen Österreich einen Radikalschnitt durchgezogen zu haben. Anstelle von zuvor vermeintlich etablierten Nationalspielern wie Emre Can, Leon Goretzka oder Niklas Süle setzte der 36-Jährige mit Toni Kroos (Real Madrid) auf einen erfahrenen Rückkehrer und viel frisches Blut. So feierten die Stuttgarter Maximilian Mittelstädt, Deniz Undav und Waldemar Anton in Lyon ihr Länderspieldebüt.

Zudem hatte Nagelsmann Standards trainieren lassen und seinen Spielern in "Rollengesprächen" klargemacht, was er genau von ihnen erwartet. Und so zeigten seine Maßnahmen Wirkung: Die Viererkette mit Jonathan Tah und Antonio Rüdiger in der Innenverteidigung stand meist sicher und ließ nur wenige gefährliche Torszenen der Franzosen um Superstar Kylian Mbappé zu. Auch auf die "Restverteidigung" bei Kontern war Verlass: Erstens, weil Tah und Rüdiger sich diesmal nur aufs Verteidigen verlegten und zweitens, weil auch alle anderen gut nach hinten arbeiteten, selbst Offensivspieler wie Jamal Musiala.

Toni Kroos überzeugt beim Comeback

Das defensive Mittelfeld um Kroos und Malocher Robert Andrich räumte viel ab, noch ehe die Franzosen in die gefährlichen Räume kommen konnten. Andrich bestätigte seinen Ruf als "Mann fürs Grobe", Kroos übernahm den spielerischen Part - wie bei Real Madrid als Verbindungsspieler zwischen Defensive und Offensive. Seine Ruhe am Ball, seine Passsicherheit, aber durchaus auch mal körperliche Robustheit, wenn sie gefragt war, zeichneten den 34-Jährigen aus, der nicht nur von Völler ("wunderbar", "total abgebrüht") mit Lob überschüttet wurde.

"Er ist genau der Ruhepol, den wir uns erwünscht haben." Ilkay Gündogan über Toni Kroos

Die Außen Joshua Kimmich und Mittelstädt schalteten sich immer wieder vorne ein und hatten einige gute Szenen. Und vorne? Da durften die Kreativen zaubern: Florian Wirtz, Jamal Musiala und Kai Havertz hatten die Freiheiten, die sie brauchen, um auch mal den unkonventionellen Pass (Wirtz auf Musiala vor dem 2:0) zu spielen.

Einige Baustellen bleiben

Alles wieder gut also, knapp zweieinhalb Monate vor Beginn der Europameisterschaft mit dem Eröffnungsspiel in München gegen Schottland? Jein. Bei aller Euphorie muss man feststellen: Es war gerade mal ein Spiel gegen einen Gegner, der sich - aus welchen Gründen auch immer - ganz offensichtlich nicht in Normalform präsentierte. Die französische Zeitung "Sud Ouest" schrieb gar: "Neben der Spur von Beginn bis zum Ende, ohne Seele und ohne Idee, kassierten Les Bleus gegen Deutschland eine Niederlage, die drei Monate vor der EM ein Schandfleck ist."

Auch funktionierte noch längst nicht alles, wie es das Ergebnis glauben machen lässt. Mittelstädt und Kimmich ließen sich in der Rückwärtsbewegung auf den Flügeln einige Male abkochen, Ilkay Gündogan hat seine Rolle immer noch nicht zu einhundert Prozent gefunden. Und ein klassischer "Neuner" fehlt nach wie vor - ein Typ wie Harry Kane oder früher Miroslav Klose, der einfach immer die Box besetzt, kopfballstark ist und da steht, wo ein Mittelstürmer eben stehen muss.

DFB-Elf muss Leistung gegen die Niederlande bestätigen

Am Dienstag in Frankfurt gegen die Niederlande (20.45 Uhr/Radioreportage im BR24Sport Livecenter) muss die deutsche Elf den guten Eindruck von Lyon bestätigen. Bis dahin dürfen die Fans hoffen, dass die Nationalmannschaft bei der EM eben doch wieder konkurrenzfähig sein wird.

"Ein absolutes Pfund" nannte Völler den Sieg in Lyon am ARD-Mikrofon. "Nach zwei Niederlagen jetzt kurz vor der EM gegen eine Weltklasse-Mannschaft mit Weltklasse-Spielern 2:0 zu gewinnen, ist was absolut Besonderes." Bisher habe man es nicht geschafft, Optimismus zu verbreiten und eine Euphorie zu wecken. "Mit diesem Spiel haben wir das geschafft."

Im Video: DFB-Sportdirektor Rudi Völler nach dem Spiel

DFB-Sportdirektor Rudi Völler
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DFB-Sportdirektor Rudi Völler

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