Annett Kaufmann bei Olympia
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Annett Kaufmann bei Olympia

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Von Taylor Swift zur Medaille? Kaufmanns Tischtennis-Märchen

Mit zwei Einzelsiegen sorgte Annett Kaufmann für den Halbfinaleinzug der deutschen Tischtennis-Frauen bei Olympia 2024 in Paris. Dabei ist die 18-Jährige nur Nachrückerin. Vor kurzem erst machte sie noch das Abitur und tanzte auf einem Konzert.

Über dieses Thema berichtet: BR24Sport am .

Abitur, Taylor-Swift-Konzert, Olympia-Halbfinale im Tischtennis-Team. Das Leben von Annett Kaufmann vom SV DJK Kolbermoor muss sich wohl gerade anfühlen wie ein Fiebertraum.

Die Olympia-Debütantin war der Star des Viertelfinales der deutschen Tischtennis-Frauen, schrie, schlug die Hände über dem Kopf zusammen. Bei jedem Jubel wackelten die verspielten Armkettchen an den Handgelenken des Ausnahmetalents.

Abitur, Taylor Swift, Olympia

"Ich bin überglücklich, dass wir im Halbfinale stehen, dass wir das irgendwie geschafft haben", sagte die 18-Jährige, die vor wenigen Wochen ihr Abitur machte, in München noch auf dem Taylor-Swift-Konzert feierte und erst für die verletzte Nina Mittelham ins Olympia-Team nachgerückt war.

Mit beeindruckender Souveränität sicherte Kaufmann am Mittwoch den deutschen Sieg gegen Indien (3:1) mit zwei gewonnenen Einzeln und wischte alle kleinen Rückschläge weg.

"Das bin einfach ich. Das ist mein Charakter. Ich bin ein Fighter", sagte die Spielerin vom SV DJK Kolbermoor: "Ich kann nur selbstbewusst reingehen. Wenn ich mit Angst reingehe, kann ich auch direkt die Hand geben."

Mitspielerin begeistert: "Sie ist ein Wunder"

Auch ihre Mitspielerinnen waren beeindruckt von der Leistung, vom Kampfgeist, der das deutsche Frauen-Team in Paris ins Halbfinale brachte. "Annett ist ein Wunder, wirklich. Sie ist zum ersten Mal bei Olympia. Dass sie so gut spielen kann mit 18", sagte die Silber-Gewinnerin von 2016, Shan Xiaona. 

Wie schon beim knappen Sieg gegen die USA in der ersten Runde gewannen Shan und Yuan zum Auftakt das Doppel gegen Sreeja Akula und Archana Girish Kamath (3:1). Das sei "unfassbar wichtig" für sie gewesen, sagte Kaufmann.

Die 18-Jährige gewann anschließend ihr erstes Einzel gegen Manika Batra. Shan, die von einer Bandscheibenverletzung beeinträchtigt ist, unterlag danach Kamath. Dann kam Kaufmann - und sorgte mit ihrem zweiten EInzelsieg für den Halbfinaleinzug,

Ersatzgeschwächtes Team überrascht bei Olympia

Das deutsche Team tritt in Paris ersatzgeschwächt an, umso erstaunlicher die Leistungen. Deutschlands Topspielerin Ying Han fehlt mit Achillessehnenriss. Bei Olympia zog sich dann Nina Mittelham, ausgerechnet die in der Weltrangliste bestplatzierte deutsche Spielerin, bei ihrem Zweitrunden-Aus im Einzel eine Bandscheibenverletzung zu.

Eine Medaille zu holen wird schwer, aber es braucht eben auch nur noch einen Sieg. "Da muss jeder über seinem Niveau spielen, anders geht es nicht", sagte Kaufmann: "Aber wir können so schon stolz sein." Die Deutschen spielen nun in der Runde der letzten Vier am Donnerstag (20.00 Uhr) gegen Japan.

"Boll ist gegangen, Kaufmann angekommen"

Für die deutschen Männer war in Paris im Viertelfinale Schluss. Gegen Schweden hatte das Team um Timo Boll keine Chance und verabschiedete sich mit 0:3 aus dem Turnier. Für den 43 Jahre alten Boll war es der letzte internationale Auftritt seiner Karriere.

Krisztina Tóth, ehemalige ungarische Weltklassespielerin und heute Landestrainerin beim Bayerischen Tischtennis-Verband hatte die passenden Worte für das, was sich gerade im im deutschen Tischtennis in diesen turbulenten Tagen von Paris ereignet: "Ein Wahnsinnsspiel! Ein Großer - Timo Boll - ist gegangen und Annett Kaufmann ist angekommen."

In einer ersten Version des Artikels hieß es, Annett Kaufmann sei in Landshut geboren. Hier ist uns ein Fehler unterlaufen. Kaufmanns Geburtsort ist Wolfsburg.

Im Video: Timo Boll beendet internationale Karriere

Tischtennis-SpielerTimo Boll
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