Der Schwimmer Josia Topf verpasste 2021 in Tokio noch eine paralympische Medaille, in Paris gewann der Erlanger dank seiner Top-Form Gold über 150 Meter Lagen in der Klasse SM3. Auf der 50 m Rücken-Distanz in der Klasse S3 schwamm Topf zu Silber und Platz drei über 50 Meter Freistil in ebendieser Klasse und komplettierte den Medaillensatz.
Mit dem Seepferdchen hat alles begonnen
Die körperlichen Einschränkungen hielten den damals sechsjährigen Topf nicht davon ab, mit der Unterstützung seiner Eltern, Schwimmen zu lernen. Eines Tages besuchte Josia zusammen mit seinem Vater ein Schwimmbad in Herzogenaurach: "Da kam ein Bademeister in der Mittagspause mal rum und hat gefragt, wer das Seepferdchen machen möchte. Und da hat mein Papa gesagt: 'Ach komm, das machen wir jetzt!'", erzählt der Paralympics-Sieger heute, "und dann habe ich das Seepferdchen gemacht und war natürlich stolz wie Bolle. Allerdings war meine Mama nicht dabei, die dann sehr traurig war, dass wir das ohne sie gemacht haben."
Wirklich Paralympics-Sieger? Topf brauchte einen Moment
Ein Erlebnis, das Josia Topf geprägt hat: "Es hat wirklich sehr viel Spaß gemacht, weil ich da zum ersten Mal wusste: Ich kann wirklich was mit meinem Körper machen. Ich schaffe das." Seine Mutter, Wiebke Topf, verpasste zwar das Seepferdchen, dafür konnte sie als Begleitperson den Triumph ihres Sohnes Paris miterleben.
Und wahrscheinlich realisierte Wiebke Topf auch vor ihrem Sohn, dass er Paralympics-Sieger geworden ist. Denn der Erlanger ist kurzsichtig und konnte nach dem Anschlag die Anzeigetafel nicht lesen: "Dann kam neben mir irgendwann der Australier Grant Patterson und dann habe ich Grant erstmal fragen müssen, wer das Rennen überhaupt gewonnen hat, weil ich mir nicht sicher war."
Volles Risiko: Mit dem Kopf gegen die Wand
Dadurch, dass die Arme des Schwimmers direkt an seinen Schultern sind, schlägt Josia Topf im Ziel von Final-Läufen mit dem Kopf am Beckenrand an, um Zeit zu sparen. Er prallt also mit hoher Geschwindigkeit gegen eine Wand: "Wenn man in der Mixed Zone ist und das Adrenalin dann langsam verschwindet, da merkt man schon, dass was im Kopf anschwillt, es fühlt sich so an, als hätte jemand zwei Eier geschlagen und dann in den Mixtopf reingeworfen und da merkt man dann schon, dass man was gerammt hat."
Einen Schutz tragen, das darf Josia Topf aktuell nicht, da er sich laut Reglement durch die zusätzliche Körperlänge einen Vorteil verschaffen würde.
Nicht nur in seiner Heimat gefeiert
Als der Franke aus Paris zurückkehrte, wurde er am Nürnberger Flughafen von gut 100 Freunden, Verwandten und Teammitgliedern von der Schwimmsportgemeinschaft Erlangen gefeiert. Aber auch außerhalb seiner Heimat sehen viele in dem 21-Jährigen ein sportliches Vorbild: "Das ist eigentlich fast größer als die Medaillen an sich, dass so viele Leute mitgefiebert haben, dass sich so viele Leute freuen und auch die Leistung anerkennen. Das ist einfach großartig."
Josia Topf hat viele Zukunftspläne
Neben seiner Sportlerkarriere studiert Josia Topf Rechtswissenschaften an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Der Leistungssportler hat dort keine Anwesenheitspflicht: "Das heißt, ich kann mal zwei Wochen im Trainingslager sein und mir den Stoff währenddessen aneignen."
Topf kann sich gut vorstellen, nach dem Studium und der aktiven Karriere weiter im Sport tätig zu bleiben: "Etwas im Hintergrund, wo man mitwirken kann, wo man Leute unterstützen kann, vielleicht dann auch als Anwalt." Erstmal möchte Josia Topf aber nochmal bei den Paralympics 2028 in Los Angeles angreifen. Die stehen jetzt schon unter einem guten Stern, denn nach Tokio hatte der Schwimmer bei Blickpunkt Sport vor drei Jahren seine Medaillen-Ambitionen für Paris geteilt, was ja bekanntlich geklappt hat.
Im Video: Bayerische Paralympics-Medaillenhelden zurück in der Heimat
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