Bisher war Bundestrainer Julian Nagelsmann sehr auskunftsfreudig gewesen, was seine Startelf anging. Mancher Experte hielt das DFB-Team gar für zu ausrechenbar. Schließlich hat sich die Startelf seit den Länderspielen im März kaum noch geändert. Vor dem Achtelfinale gegen Dänemark am Samstag (ab 21 Uhr in der Radioreportage) ließ er sich aber nicht in die Karten schauen und hielt sich mit personellen Ankündigungen stark zurück. Immerhin einen Wasserstand zum angeschlagenen Antonio Rüdiger hatte der Bundestrainer parat.
Wasserstand bei Rüdiger: "Könnte morgen spielen"
"Seine Trainingssession heute war gut", wusste Nagelsmann über seinen Abwehrchef zu berichten. Vor dem Abflug aus Nürnberg nach Dortmund hatte Rüdiger im Abschlusstraining zum ersten Mal wieder mit der Mannschaft trainiert und keine Probleme im gezerrten Oberschenkel mehr verspürt.
Bei Muskelverletzungen müsse man immer abwarten, bremste Nagelsmann, gab aber auch zu verstehen: "Wenn nichts Spezielles passiert, könnte er morgen spielen." Das Fragezeichen hinter dem Einsatz also so halb abgehakt. Schließlich betonte Nagelsmann erneut, wie sehr sein Team den Defensivspezialisten von Real Madrid braucht: "Er ist sehr wichtig für uns, also haben unsere Mediziner alles gegeben, um ihn fit zu bekommen."
Havertz oder Füllkrug? Nagelsmann gibt keine Infos
Bliebe noch die Gretchen-Frage: Kai Havertz oder Niclas Füllkrug, "falsche", oder "echte Neun"? Doch bei der Beantwortung dieser Frage wollte der Bundestrainer dann nicht mehr behilflich sein. "Wir sind das Trainerteam und wir entscheiden, wer spielt", stellte Nagelsmann klar und fügte hinzu: "Morgen Abend um 21 Uhr". Bis dahin gebe er auch keine Infos raus, betonte der Bundestrainer mit Nachdruck.
Während Havertz erst einen Treffer bei dieser EM auf seinem Konto hat, erzielte Füllkrug - trotz Jokerrolle - schon zwei Treffer. Zuletzt sorgte er beim 1:1 gegen die Schweiz im letzten Gruppenspiel für den vielumjubelten Ausgleich in der Nachspielzeit. Damit betrieb er einiges an Eigenwerbung. Die Diskussion um seine beiden Stürmer habe Nagelsmann nach eigener Aussage "gar nicht verfolgt".
Füllkrugs Physis oder Havertz' Laufarbeit?
Havertz' magere Quote täuscht, schließlich leistet der Mann von Arsenal London viel Laufarbeit, sorgt durch seine Läufe in die Tiefe immer wieder für Räume, die die Kreativen um Jamal Musiala und Florian Wirtz dann für sich nutzen können. Niclas Füllkrug ist hingegen der klassische Stürmer, der sich hauptsächlich im Strafraum aufhält und das Torerzielen als seine Kernaufgabe ansieht. Der ehemalige Nürnberger und Fürther ist das, was man auf Fußball-Neu-Deutsch einen Wandspieler nennt. Ein robuster Spieler, der Bälle festmacht, damit seine Mitspieler nachrücken können.
Nicht ausgeschlossen, dass sich Nagelsmann gegen die physisch starke Hintermannschaft der Dänen für den physisch stärkeren Füllkrug entscheidet. Sollte er das tun, würde das das erste Startelfmandat für Füllkrug seit vergangenen November bedeuten. Damals hatte er beim blamablen 0:2 in Österreich zum letzten Mal in der Startelf gestanden.
Schlotterbeck gibt wohl den Tah-Ersatz
Das letzte kleine Fragezeichen stand noch hinter dem Ersatz für den gelbgesperrten Jonathan Tah. Doch diese Frage hat der Bundestrainer schon im letzten Spiel beantwortet, denn er wechselte Nico Schlotterbeck für Tah ein, da dieser sogar gelb-rot-gefährdet war. Sollte nichts Unvorhergesehenes passieren, wird der Dortmunder also am Samstag den Tah-Ersatz geben. Extra darauf ein ging der Bundestrainer aber nicht mehr.
Die Anspannung steigt im Turnier. Das merkt man auch an der sinkenden Auskunftsfreudigkeit des Bundestrainers.
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