Mehr Mut, mehr Angriff, mehr Kampflinie geht nicht: Cyprien Sarrazin hat das 84. Hahnenkammrennen mit großem Abstand vor der Konkurrenz gewonnen und die berüchtigte Streif beherrscht. Wie der Teufel raste der Franzose wie schon am Vortag zum Sieg. Allerdings erst mit seinem zweiten Triumph beim offiziellen Hahnenkammrennen 2024 trägt er sich in die Geschichtsbücher des Traditionsrennens ein.
Odermatt freut sich zu früh
Zuvor hatte schon der Schweizer Marco Odermatt eine vermeintlich perfekte Fahrt erwischt, war klar in Führung gegangen und hatte im Ziel gejubelt. Aber zu früh. Sarrazin blieb aber nochmal um 0,91 Sekunden unter der Zeit des Schweizers und Weltcupführenden - vor allem dank der besten Linie im oberen Abschnitt zwischen Mausefalle und Gleitstück. Die Kraft reichte dann sogar noch für den Sprung auf die Zielumrandung, wo er mit den Fans im Stadion feierte. Dritter wurde mit schon 1,44 Sekunden Rückstand auf Sarrazin der Italiener Dominik Paris.
Es waren optimale Bedingungen in Kitzbühel - die Piste perfekt präpariert, dazu Sonnenschein und beste Sicht. Und die Fahrer schienen das zu genießen. Spätestens mit den Läufen von Odermatt und Sarrazin war aber wohl allen Fans im Zielraum, an der Strecke und an den TV-Geräten klar, dass die Entscheidung gefallen war.
Im Video: Der Sieglauf von Cyprien Sarrazin
Sarrazin: "Der beste Moment meines Lebens"
Große Namen wie Dominik Paris, Vincent Kriechmayr (+ 1,73) oder der Italiener Florian Schieder, der am Freitag noch Zweiter geworden war (+ 2,13) kamen nicht annähernd an die Topzeiten heran und mussten sich diesmal mit den Rängen drei, sechs und elf begnügen.
"Das ist der beste Moment meines Lebens", sagte Sarrazin nach dem Rennen im Ersten. "Ich bin einfach mit Herz gefahren, natürlich auch mit Köpfchen", sagte er weiter und freute sich schon auf die Party danach. "Ich hoffe, Marco (Odermatt) kommt auch!"
Dreßen-Abschied mit Tränen
Die Blicke der deutschen Fans waren natürlich auf Thomas Dreßen und dessen letzte Abfahrt der Karriere gerichtet. Der 30-Jährige, der am Donnerstag seinen Rücktritt angekündigt hatte, ging in seinem allerletzten Rennen nicht mehr volles Risiko und alndete mit 4,46 Sekunden Rückstand abgeschlagen. Doch das war egal. Im Ziel wurde er von Sieger Sarrazin und vielen anderen Kollegen mit Champagner erwartet, was den Mittenwalder zu Tränen rührte.
Schneller waren heute andere: Andreas Sander blieb zwar 2,54 Sekunden hinter der Siegerzeit zurück, zeigte aber gegenüber dem Vortag eine deutliche Steigerung: "Es war ein Supergefühl von oben weg. Ich habe Supergrip gehabt, da kann ich deutlich mehr angreifen. So kann ich mit einem Lächeln und zufrieden hier abreisen, auch wenn natürlich immer noch mehr geht", sagte der Routinier im Ersten.
Simon Jocher (+ 2,76), Romed Baumann (+ 3,03), Josef Ferstl (+ 3,05), Luis Vogt (+ 3,17) und Dominik Schwaiger (+ 4,24) landeten auf Plätzen jenseits der Top 20.