Am Freitag, 5. Januar, war es endlich soweit: Kurz vor 22 Uhr präsentierte der TSV 1860 München seinen neuen Geschäftsführer Sport: Christian Wernerübernimmt die vakante Stelle, die seit dem Weggang von Günther Gorenzel im vergangenen Sommer frei war.
Vorausgegangen war ein monatelanges Hickhack - mehrere Namen wurden ins Spiel gebracht, irgendwann schien alles auf Werner, dem ehemaligen Chefscout von Waldhof Mannheim hinauszulaufen, doch eine Bestätigung der Personalie blieb wochenlang aus. Denn eigentlich hatte Präsident Robert Reisinger den 42-Jährigen mehrfach als ungeeignet abgelehnt, zudem wollte die Investorenseite ihn nicht gleich zum Sportvorstand, sondern - wenn überhaupt - zum Sportdirektor machen.
Erstaunen über Pressemitteilung
Um so erstaunlicher war eine Passage in der Pressemitteilung: "Beide Gesellschafter des Klubs, sowohl der Verein wie auch die Vertreter von HAM International aus Dubai, sprechen der neuen sportlichen Leitung ihr persönliches Vertrauen aus." Verwundert rieb sich so manch ein Journalist und Fußball-Fan verwundert die Augen: Einigkeit bei 1860 München? Wann hat es das zuletzt gegeben? Sollte jetzt endlich Ruhe einkehren bei den Sechzgern, damit man endlich die sportlichen Probleme angehen kann?
Diese Hoffnungen platzten schnell: Denn kaum war die Mitteilung raus, folgte prompt das Veto der Investorenseite und die Aufforderung "den hierdurch in der Öffentlichkeit entstandenen falschen Eindruck ... zu beseitigen", wie die Süddeutsche Zeitung HAM-Anwalt Frank Koch zitiert. Es folgte eine zweite Mitteilung des Traditionsvereins, in der oben genannter Satz nicht mehr vor kam - also keine Einigkeit, stattdessen geht der Ärger zwischen Vereins - und Investorenseite einfach weiter.
Schmidt: "Hauch von Gemeinsamkeit" als "blauäugige Illusion"
Warum schrieb dann der Verein aber in der Ursprungs-Mitteilung davon, dass beide Parteien ihr "persönliches Vertrauen" aussprechen? Der Verein hatte die Personalie Werner mit Hilfe der 50+1-Regel verabschiedet, das wollten die Löwen aber erst später veröffentlichen, wie die Süddeutsche Zeitung schreibt.
Die Meldung sei absichtlich so gefasst gewesen, "dass sie keinen Hinweis auf eine Entscheidung nach 50+1 enthielt. Die Möglichkeit, einen Hauch von Gemeinsamkeit zumindest nach außen zu zeigen, wollte ich offenhalten", sagte Vize-Präsident Heinz Schmidt der SZ. "Ich weiß jetzt wieder mal, dass das nicht gewollt ist, werde aber an meiner blauäugigen Illusion festhalten."
Livingston kontert Schmidt und äußert Zweifel an Werners Eignung
Prompt verschärfte sich der Ton: Andrew Livingston, Beiratsmitglied er Investorenseite, konterte Schmidt umgehend: "Ihr Versuch, sich als ehrlichen Kämpfer für, einen 'Hauch von Gemeinsamkeit' darzustellen, ist ebenso so durchsichtig wie falsch: Sie sind die Täter und nicht die Opfer." Gleichzeitig machte er nochmal deutlich, was die Investorenseite von Werner hält: "Wir alle müssen hoffen, dass der von Ihnen ausgewählte Kandidat in der Lage ist, dieses Unternehmen zu führen. Aufgrund seines Lebenslaufs und seiner Präsentation habe ich da meine Zweifel."
Und Ismaiks Unternehmen HAM nahm natürlich auch Stellung: Der "noch laufende Abstimmungsprozess" im Beirat sei "ausgehebelt" worden, der Beirat sei "handlungsfähig gewesen": "Eine nachvollziehbare Begründung gibt es hierfür ebenso wenig wie für die nicht mit uns abgestimmte Presseerklärung durch den e.V.. "Dies alles ist sehr bedauerlich, macht aber deutlich, dass der e.V. nun allein die Verantwortung für Erfolg oder Misserfolg dieser Personalentscheidung tragen muss."
Die Vorzeichen für Werners Start beim 1860 München sind also nicht gut - dabei stehen wichtige Aufgaben an: Ein neuer Trainer muss her, um einen Abstieg in die Regionalliga zu verhindern, die Probleme in der Offensive müssen in den Griff bekommen werden und viele Spielerverträge laufen zum Ende der Saison aus.
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