13 Minuten im DFB-Pokal gegen Ulm und lediglich eine knappe Viertelstunde in der Bundesliga gegen den SC Freiburg – die Arbeitstage von Joao Palhinha beim FC Bayern München gestalteten sich bisher eher kurz. Beide Male wurde der 29-Jährige, für den die Münchner im Sommer rund 50 Millionen Euro bezahlt hatten, nur eingewechselt.
Auch die Pause durch die Nations League verlief für Palhinha ernüchternd: Zwar stand er beim Spiel gegen Schottland für den angeschlagenen Vitinha in Portugals Startelf, doch nach der Halbzeitpause war für ihn unter Nationaltrainer Roberto Martinez erneut Schluss. Nach der Partie lobte der seinen Spieler trotzdem: "Ich denke, Palhinha ist der beste Spieler, um das Umschaltspiel zu unterbinden und in Ballbesitz zu gelangen."
Wechsel auf Umwegen
Erst seit diesem Sommer ist Palhinha Teil des FC-Bayern-Kaders, obwohl er bereits im vergangenen Jahr das Interesse des FCB geweckt hatte. Ex-Trainer Thomas Tuchel hätte den Mittelfeldspieler vom FC Fulham als "Holding Six" gerne an die Säbener Straße gelotst. Der Transfer platzte jedoch noch am Deadline Day.
Ein Jahr später wurde Palhinha dann doch ein Münchner. Für Bayerns Sportvorstand Max Eberl ein "Wunschtransfer" mit großer Kopfballstärke, Erfahrung und einem "großartigen Charakter". Als Mittelfeldspieler kann er beim FC Bayern eine wichtige Rolle übernehmen. Zwar ist der Konkurrenzkampf gegen Joshua Kimmich, Leon Goretzka, Konrad Laimer und Aleksandar Pavlović groß, jedoch interpretierten zuletzt alle vier diese Position deutlich offensiver als der Portugiese.
Bindeglied zwischen Abwehr und Mittelfeld
Palhinha, der in Lissabon ausgebildet wurde, ist hingegen defensiver Mittelfeldspieler – eine "Holding Six" eben. Die Idee: Er hält seinen Mitspielern den Rücken frei und stabilisiert den Raum zwischen Abwehrkette und Mittelfeld. Diese Eigenschaft lobte Eberl bereits bei der Vorstellung des Spielers: "Dafür ist João ein Topspieler. Für uns ist das ein sehr wichtiges Puzzlestück, das wir brauchen." Ein Vorteil wäre es für die Bayern allemal, immerhin waren sie in der vergangenen Saison hier noch anfällig.
Auch Bayern-Star Harry Kane zeigt sich von seinem neuen Teamkollegen begeistert. Am Rande der Verleihung des Goldenen Schuhs sagte er: "Er liest das Spiel wirklich gut. Er ist eine großartige Ergänzung."
Unter Trainer Vincent Kompany erhielt Palhinha aber bisher kaum die Chance, diese Qualitäten auszuspielen. Bei Gegnern wie dem SSV Ulm und dem VfL Wolfsburg verfolgte der Bayern-Trainer eine offensive Strategie. Dabei setzte sich im zentralen Mittelfeld bisher das Duo Kimmich/Pavlović durch. Auch in der Nationalmannschaft funktionierte die Kombination gut. Trainer Kompany verteidigte seine Aufstellung, sagt aber auch: "In der Zukunft werden wir alle Spieler brauchen."
Einsatz bei Topspielen wahrscheinlich
Wann Kompany Palhinha besonders brauchen wird, ist gegen starke Gegner. Dann, wenn die Champions League beginnt und die Kontrahenten Barcelona oder Paris heißen. Und in der Bundesliga Bayer Leverkusen und Borussia Dortmund. Genau in diesen Momenten, so hofft man in München, wird das Puzzlestück Palhinha genau dorthinein passen, wo beim FC Bayern in der vergangenen Saison bei Topspielen oft eine große Lücke klaffte.
Bei den nächsten Bundesligaspielen könnte der teure Sommerzugang allerdings erneut mit einem Platz auf der Bank vorliebnehmen müssen: auswärts gegen Holstein Kiel und dem SV Werder Bremen sind nicht unbedingt gegnerische Offensiv-Feuerwerke zu erwarten. Einen Sieg einzufahren, wird dennoch kein Selbstläufer. Der Gewinn von Titeln steht beim FC Bayern in dieser Saison mehr denn je an oberster Stelle – und diesem Ziel muss sich auch der teure Neuzugang unterordnen.
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