Tina Rupprecht und Eri Matsuda stehen sich nach dem Wiegen vor ihrem WM-Kampf lächelnd gegenüber. Böse Blicke oder gar Beleidigung wie vor Box-Kämpfen bei Männern sind im Frauen-Boxen eher unüblich. Und die Augsburgerin lächelt sowieso meistens.
Das geforderte Kampfgewicht von 46,2 Kilogramm bringt die Japanerin punktgenau auf die Waage, die Augsburgerin wiegt sogar noch ein halbes Kilo weniger: 45,6 Kilogramm verteilt auf 1,52 Meter pure Energie. Nach rund dreimonatiger Vorbereitung ist Rupprecht bereit.
Vorbereitung "wie Rocky" in Usbekistan
Vor dem anstehenden WM-Kampf gegen Eri Matsuda aus Japan hat sie sich mit ihrem Trainer Alexander Haan aus der Komfortzone herausgewagt. Zum Sparring, dem Box-Training mit nahezu gleich starken Gegnerinnen, ging es nach Usbekistan. In der früheren sowjetischen Teilrepublik in Zentralasien schien die Zeit stillzustehen.
Nicht nur Rupprechts Trainer Alexander Haan fühlte sich an die Rocky-Boxfilme aus den 1980er-Jahren erinnert: "Es hat nur der Schnee gefehlt, aber die Bedingungen waren genauso. Wir hatten Stromausfälle, wir hatten kein Internet, wir waren wie zurückversetzt in die 1990er Jahre."
Gegnerin ist größer und boxt in seltener Rechtsauslage
Und es gibt noch eine weitere Parallele zum berühmten Film-Boxer: Tinas Gegnerin Eri Matsuda ist zwar nicht annähernd so furchteinflößend wie der von Dolph Lundgren verkörperte Ivan Drago im Film. Doch Matsuda ist eben doch gut zehn Zentimeter größer als "Tiny Tina", nicht nur deswegen hat Rupprecht großen Respekt: "Sie ist Weltmeisterin der Verbände WBO und WBA. Sie ist sehr flink, viel in Bewegung, etwas größer als ich. Sie wird versuchen, mich auf Distanz zu halten, und sie ist Rechtsauslegerin."
Die "Rechtsauslage" beschreibt Linkshänder, die ihre Schläge mit der schwächeren rechten Hand vorbereiten. Rocky-Fans wissen es, auch Rocky war einer dieser im Boxsport eher seltenen Rechtsausleger, mit denen es nun auch Tina Rupprecht zu tun bekommt. Auch deswegen hat sich ihr Trainer für die Vorbereitung in Zentralasien entschieden: "Tina hatte bisher keine großen Kämpfe mit Linkshänderinnen. Deswegen haben wir entschieden, uns in Usbekistan vorzubereiten. Die Boxerinnen dort sind vom Aussehen und Kampfstil sehr ähnlich wie die Japanerinnen."
Drei WM-Titel wären deutsche Box-Geschichte
Von ihrem großen Ziel will sich Rupprecht durch den ungewöhnlichen Stil ihrer Gegnerin nicht ablenken lassen. Sie will die beiden Titel der Japanerin erringen und diese mit ihrem Titel des Weltverbandes WBC "vereinen". Das gelang noch keiner deutschen Boxerin oder keinem Boxer. Rupprecht weiß das natürlich, schiebt den Druck aber von sich: "Ich konzentriere mich gar nicht auf die Titel. Das ist ein Kampf, der kommt. Ich konzentriere mich auf mich und sag mir: Gewinn den Kampf, egal worum es geht."
Rupprecht greift nach "The Ring" - folgt sie auf Max Schmeling?
Mit einem Sieg im Olympiastützpunkt Heidelberg bekäme die Augsburgerin dazu den Gürtel der renommierten Box-Zeitschrift "The Ring". Diesen vergeben die Fach-Journalisten der amerikanischen "Box-Bibel", wenn aus ihrer Sicht die beiden besten Boxerinnen oder Boxer der Welt gegeneinander antreten. Einzig Box-Idol Max Schmeling hatte dies als deutscher Kämpfer im Jahr 1930 erreicht.
Ähnlich klingt auch die Taktik von Trainer Alexander Haan, der sich für seine Kämpferin eine Underdog-Taktik ausgedacht hat: "Unser Plan ist, dass sie hungrig und bissig in den Kampf geht, so als hätte sie keinen Titel und einen gewinnen will. Genau so haben wir uns vorbereitet."
Wie gut die Taktik des Augsburger Erfolgsduos aufgeht, zeigt sich am späten Samstagabend. Dann überträgt BR24 Sport den Kampfabend aus dem Heidelberger Olympiazentrum ab 20 Uhr im Livestream in der ARD Mediathek bei BR24Sport, im Web und in der App.
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