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Bayerischer Arbeitsmarkt weiterhin angespannt

Bayerischer Arbeitsmarkt weiterhin angespannt

Winterarbeitslosigkeit, Konjunkturkrise und Strukturwandel schlagen sich deutlich in den Arbeitslosenzahlen nieder. Vor allem im Vergleich zum Vorjahr steigen sie in Bayern an. Eine Trendwende ist nicht in Sicht.

Über dieses Thema berichtet: Rundschau Magazin am .

Die Zahl der Arbeitslosen im Freistaat ist im Februar leicht gesunken, um 2.200 auf 326.500. Im Februar ist das eine übliche Entwicklung. Was aber für die Bewertung der Zahlen ausschlaggebend ist, ist der Vergleich mit dem Vorjahr: Aktuell sind 32.000 Menschen mehr arbeitslos als vor einem Jahr. Im Februar 2024 betrug die Arbeitslosenquote 3,8 Prozent, aktuell liegt sie bei 4,2 Prozent.

Winter, Konjunkturkrise und Strukturwandel

In der Arbeitslosen-Statistik der Bundesagentur für Arbeit zeigen sich drei Effekte: Zum einen gibt es die typische Winterarbeitslosigkeit. Die entsteht, weil sich Menschen, die in Außenberufen arbeiten, vorübergehend arbeitslos melden, zum Beispiel in der Baubranche oder in der Forst- und Landwirtschaft. Hinzu kommt aber aktuell die Konjunkturkrise, die vor allem der Industrie zu schaffen macht. Zudem sind Branchen wie die Automobilbranche und deren Zulieferer von einem tiefgreifenden Wandel betroffen, weg vom Verbrenner und hin zu neuen Technologien.

Mehr als doppelt so viel Kurzarbeit in Bayern

Konjunkturkrise und Strukturwandel zeigen sich auch in den Zahlen zur Kurzarbeit in Bayern. Nach Angaben der bayerischen Arbeitsagenturen waren im November 2024 56.100 Beschäftigte in Kurzarbeit. Damit hat sich ihre Zahl binnen Jahresfrist mehr als verdoppelt. Und weil Unternehmen Kurzarbeit erst in dem Monat anzeigen müssen, in dem sie sie auch in Anspruch nehmen, geht der Chef der bayerischen Arbeitsagenturen, Markus Schmitz, davon aus, dass die Zahl weiter steigen wird.

Prognosen für weitere Entwicklung kaum möglich

Auch wenn Bayern unter den Bundesländern noch die niedrigste Arbeitslosenquote aufweist: Die Wirtschaft im Freistaat treffen die Entwicklungen besonders hart. Die verarbeitende Industrie und mit ihr die Automobilbranche, die Metall- und Elektro-Industrie entlassen Beschäftigte, stellen frei oder verkleinern Standorte.

Daran werde sich in den kommenden Monaten nicht viel ändern, ist die einzige Prognose, die der Chef der bayerischen Arbeitsagenturen derzeit wagt. Er setzt auf einen transformativen Aufschwung, auf neue Technologien und Innovation. Eine mittelfristige Entwicklung. "Wir müssen aus dieser Konjunkturkrise raus und müssen die Transformation gerade im Bereich der Antriebstechnologien gestalten, damit Bayern ein starker Industriestandort bleibt", sagt Schmitz.

Angekündigte Zölle und abgeschlossene Neuwahl

Der Chef der bayerischen Arbeitsagenturen nimmt an, dass sich nach der Bundestagswahl mit einer neuen Koalition einige wirtschaftliche Rahmenbedingungen ändern könnten. Wenn Impulse kämen, würden sie eventuell in der Jahresmitte zu spüren sein. "Aber für die nächsten Monate rechnen wir nicht mit einer Trendwende", sagt er.

Die von US-Präsident Trump angekündigten Zölle für Produkte aus der EU, wären fatal für das verarbeitende Gewerbe, so Schmitz. Und zwar nicht nur für die bayerische Industrie, sondern für die gesamte Wirtschaft in Süddeutschland. Dem Arbeitsmarkt drohe ein Schock.

Grafik: Arbeitslosenquote je Regierungsbezirk

Schwäbischer Arbeitsmarkt solide

Beim Blick auf die bayerischen Regierungsbezirke zeigen sich aktuell einige Unterschiede: Unter den Regierungsbezirken hat aktuell nur noch Spitzenreiter Schwaben mit einer Arbeitslosenquote von 3,7 Prozent einen Wert, der unter 4,0 Prozent liegt. Auch hier sind, wie in allen anderen Regierungsbezirken, die Arbeitslosenzahlen innerhalb eines Jahres angestiegen.

Aber auch die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten erhöhte sich binnen Jahresfrist, und zwar um 6.000 auf 791.000. Das Plus an Beschäftigung gibt es vor allem in den Bereichen Gesundheit, Pflege und Erziehung sowie in der öffentlichen Verwaltung. Schmitz hält den schwäbischen Arbeitsmarkt auch deshalb für "solide".

Unterfranken bleibt mit einer Arbeitslosenquote von 4,0 Prozent 0,2 Prozentpunkte unter dem bayerischen Durchschnitt. Doch die Städte Aschaffenburg und Schweinfurt verzeichnen mit Arbeitslosenquoten von 7,5 und 7,3 Prozent vergleichsweise hohe Werte. In beiden Städten hinterlassen strauchelnde Industriebetriebe deutliche Spuren auf dem Arbeitsmarkt. Die Oberpfalz liegt mit einer Quote von 4,1 Prozent ebenfalls unter dem bayerischen Durchschnitt. Niederbayern und Oberfranken sind mit Arbeitslosenquoten von jeweils 4,6 Prozent darüber. Die höchste Arbeitslosigkeit unter den Regierungsbezirken verzeichnet Mittelfranken mit 4,7 Prozent.

Bayernweit höchste Arbeitslosigkeit in Coburg

Mit 7,8 Prozent hat die Stadt Coburg bayernweit die höchste Arbeitslosigkeit, gefolgt vom ebenfalls oberfränkischen Hof mit 7,7 Prozent. Und auch Bayerns zweitgrößte Stadt Nürnberg hat eine Arbeitslosenquote von über sieben Prozent (7,2 %), die oberpfälzische Stadt Weiden ist mit 6,9 Prozent knapp darunter. Im Süden Bayerns verzeichnet nur die niederbayerische Stadt Passau mit 6,8 Prozent eine annähernd hohe Arbeitslosigkeit. Der oberbayerische Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen meldet mit 2,5 Prozent die niedrigste Quote in Bayern.

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