Der Rekord kommt nicht unerwartet. Seit einiger Zeit kennt der DAX nur die Richtung nach oben. Kurz nach Handelsbeginn kletterte er auf 20.035 Zähler, bevor er wieder leicht unter die Marke von 20.000 Punkte eintauchte. 1988 ging es beim DAX los mit 1.000 Zählern. Erst im September hatte es den letzten Rekord gegeben, als der Dax die 19.000 Punkte überschritten hatte.
In den USA spielt die Börsen-Musik
Die USA haben die Richtung vorgegeben, beziehungsweise die New Yorker Börsen. Nach dem Wahlsieg von Donald Trump hat die Wall Street gefeiert. Unter anderem gehen Investoren davon aus, dass die Finanzbranche weniger reguliert wird, wenn Trump ins Weiße Haus einzieht. Unbeachtet bleibt dabei offenbar seine Ankündigung von Strafzöllen auf Importe aus Kanada und Mexiko sowie von weiteren Zöllen auf chinesische Importe. Sollten diese wirklich eingeführt werden, hätte das womöglich auch negative Auswirkungen auf die US-Wirtschaft, warnen Experten.
Dessen ungeachtet machte der Dow Jones seit dem klaren Wahlsieg von Trump noch mal rund 3.000 Zähler gut. Er stand zuletzt bei knapp 44.800. Der marktbreite S&P 500 und der Nasdaq Index haben am Montagabend neue Schlussrekorde markiert. Und das sorgte auch an anderen Börsen für weiteren Schwung. Schließlich sind die Vereinigten Staaten nicht nur die weltgrößte Volkswirtschaft, sondern auch die Wall Street die weltgrößte Börse.
Die Aktienmärkte werden zudem schon seit Monaten beflügelt von den Zinssenkungen der führenden Notenbanken. Das macht Investitionen wieder günstiger. Wenn die Finanzierungskosten sinken aufgrund niedrigerer Zinsen, steigt die Aussicht auf höhere Gewinne und damit auch auf höhere Dividenden. Zudem werden Aktien wieder attraktiver im Vergleich zu festverzinslichen Anleihen, wenn deren Zinsen sinken. Und nach weiteren Zinssenkungen sieht es derzeit aus, und zwar noch in diesem Monat. Entsprechende Signale kommen sowohl von der US-Notenbank als auch von der Europäischen Zentralbank.
Nicht alle Dax-Aktien machen beim Rekord mit
Es ist allerdings kein breiter Aufschwung des Leitbarometers. Nach oben gezogen wird der Index nur von einigen Werten. Dazu zählen die Anteile der beiden Münchner Versicherer Allianz und Munich Re, sowie die Papiere von Siemens, auch einem Münchner Konzern, vom früheren Tochterunternehmen Siemens Energy, von dem Softwarekonzern SAP und von Rheinmetall. Diese Titel haben auch in diesem Jahr weiter ordentlich zugelegt, zum einen wegen ihrer zuverlässigen und vergleichsweise hohen Dividenden. Zudem sind sie in besonders wachstumsstarken Bereichen aktiv, wie SAP oder die Deutsche Telekom in den USA.
Einen regelrechten Turnaround haben in diesem Jahr dabei die Aktien von Siemens Energy erzielt. Nicht nur den Analysten scheinen die mittelfristigen Ziele des Unternehmens zu gefallen, sondern auch den Anlegern. Mit weniger als zwölf Euro je Aktie in dieses Jahr gestartet, steht der Kurs nun bei deutlich über 50 Euro. Spätestens seit dem Krieg in der Ukraine sind auch die Anteile des Rüstungskonzerns Rheinmetall an den Börsen gesucht. Allein in diesem Jahr hat sich der Kurs von Rheinmetall mehr als verdoppelt. Zu den größeren Gewinnern im DAX gehören in diesem Jahr daneben auch Adidas, Airbus, MTU, Heidelberg Materials sowie die beiden Bankwerte Deutsche Bank und Commerzbank.
Grafik: DAX®-Kurs der vergangenen 5 Jahre
Schwache deutsche Konjunktur hinterlässt kaum Spuren
Während der Dax von Rekord zu Rekord jagt, dümpelt die deutsche Wirtschaft vor sich hin. Wie passt das zusammen? Das hängt in erster Linie damit zusammen, dass ein Großteil der in dem Index gelisteten börsennotierten Konzerne ihre Geschäfte überwiegend im Ausland machen. Die Rede ist von 80 Prozent der Umsätze. Übrigens ist auch die Mehrheit der Aktien, die im Dax gelistet sind, im Besitz ausländischer Investoren.
Daneben gibt es aber auch Konzerne, die unter der Entwicklung hierzulande leiden, allen voran die Papiere der Autokonzerne und ihrer börsennotierten Zulieferer. Nach Rückgängen bei Umsatz und Absatz sowie Gewinneinbrüchen und Gewinnwarnungen, also dem Korrigieren von Prognosen nach unten, stehen die Aktien dieser Branche unter Druck – trotz vergleichsweise hoher Dividenden. Die Investoren gehen offensichtlich davon aus, dass die Ausschüttungen in den nächsten Jahren sinken werden und sind deshalb vorsichtig.
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