Hubert Hunstein hält mehrere Messer in seinen Händen.
Bildrechte: BR/Tobias Burkert

 "Ich kann einfach nichts wirklich gerade sein lassen": Schmied Hubert Hunstein aus der Fränkischen Schweiz. 

Per Mail sharen
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

Die "krummen" Messer aus der Fränkischen Schweiz

Hubert Hunstein fertigt in erster Linie Schmiedekunst in verschiedensten Formen und Größen. Im Herbst und Winter stellt der Schmied aus der Fränkischen Schweiz aber auch originelle Messer her. Die sind zwar scharf, aber nicht gerade.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Franken am .

Messerscharf sind sie auf jeden Fall, die Unikate von Schmied Hubert Hunstein, die in seiner Schmiede in Haag im Landkreis Forchheim in der Fränkischen Schweiz entstehen. Der 54-jährige Oberfranke beweist es mit einer Tomate. Hunstein lässt das Gemüse auf die Schneide eines Messers fallen, und die Tomate fällt in zwei Hälften gespalten auf den Tisch. Spannend wird das Ganze vor allem durch die ungewöhnliche Optik und die damit verbundene Haptik der Messer.

Hunsteins Messer aus der Fränkischen Schweiz: Krumm und kurz

Die "Haager Messer" sind alle etwas krumm – im Übergang vom kurzen Stahlgriff zur Schneide zudem relativ kurz. Auf den ersten Blick gleichen sie mehr einer Speerspitze denn einem Messer. In seiner rustikalen Schmiede hat der "Zwei-Meter-Mann" mittlerweile Tausende dieser Messer in verschiedenen Formen gefertigt. Jeder Entstehungsprozess ist ein wenig anders.

"Ich kann einfach nichts wirklich gerade sein lassen. Das hat sich als Vorteil herausgestellt." Hubert Hunstein, Schmied 

Sieben Stunden für ein Messer

Hunsteins Schmiede, ein umgebauter Stall aus dem 18. Jahrhundert, bietet die perfekte Kulisse für sein rustikales Schaffen. Mindestens sieben Stunden braucht der gelernte Kunstschmied, um ein wertiges Messer herzustellen. Das geht vom Stahlglätten, Erhitzen, mit dem Lufthammer in Form bringen bis zu händisch mit dem Hammer nachschlagen. Entscheidend sind kurze, gezielte Schläge zwischen Griff und Schneide. Der Schmied spricht von einer "Welle". Sie verleiht dem "Haager Messer" seine einzigartige, krumme Form. Zuletzt wird es in speziellem Öl gehärtet.

Der letzte Schliff

Lediglich beim Feinschliff holt sich Hubert Hunstein Hilfe. Das Messerschleifen sei eine Wissenschaft und ein Berufsfeld für sich. Den im wahrsten Sinne des Wortes letzten Schliff bekommen die Exemplare von Thomas Werner aus Kirchehrenbach.

200 bis 300 Euro kostet ein Messer vom Schmied aus Haag. Seine Ware verkauft Hubert Hunstein am liebsten auf Märkten. Das Gespräch mit den Kunden sei wichtig. Oft ernten die Messer interessierte, aber auch verstörte Blicke. Es sei halt ein zunächst erklärungsbedürftiges Produkt, allerdings auch eins fürs Leben. Messer müsse man zudem einfach anfassen, sonst sei eine Entscheidung schwer. Das gehe am besten im Direktverkauf.

"Das merkt man sofort, ob es passt. Das Messer sucht sich quasi dich aus!" Hubert Hunstein, Schmied

Viel laufe aber auch über den Onlineshop. Derzeit bestellten vor allem Chinesen und Amerikaner, aber das könne auch bald wieder wechseln, sagt Schmied Hubert Hunstein. Letztlich habe er seine "krummen Messer aus der Fränkischen Schweiz" aber schon in die ganze Welt verschickt.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht's zur Anmeldung!