Der Nürnberger IT-Dienstleister Datev blickt auf ein erfolgreiches Jahr 2023 zurück. Im vergangenen Geschäftsjahr konnte das Unternehmen seinen Umsatz um fast 10 Prozent (126,4 Millionen Euro) auf 1,439 Millarden Euro steigern, hieß es bei der Jahrespressekonferenz heute. Und auch das aktuelle Jahr sei bisher erfreulich verlaufen, Umsatz und die Anzahl der Beschäftigten seien gestiegen.
Großes Thema: E-Rechnungen
Grundsätzlich geht dem IT-Dienstleister, der vor allem Steuerberater und Wirtschaftsprüfer bedient, nicht die Arbeit aus. Ein großes Thema ist etwa die sogenannte E-Rechnung, die ab dem 1. Januar 2025 für Geschäfte zwischen zwei Unternehmen (Business-to-Business) zur Pflicht wird. Dabei geht es nicht darum, dass Papierrechnungen in Zukunft digital verschickt werden müssen – vielmehr müssen E-Rechnungen auf bestimmte Art und Weise aufgebaut und formatiert sein, damit sie automatisch verarbeitet werden können. Hintergrund ist eine Initiative der EU-Kommission, die Umsatzsteuer zu digitalisieren. In diesem Rahmen soll auch ein Meldesystem geschaffen werden - die benötigten Daten dafür sollen unter anderem durch die Einführung der E-Rechnung herangeschafft werden.
Bei kleineren Unternehmen "noch nicht richtig" angekommen
Ab 2025 müssen grundsätzlich alle Unternehmen die E-Rechnung empfangen und verarbeiten können, Papierrechnung sind aber weiterhin möglich. Bis Ende 2027 müssen Betriebe, die mehr als 800.000 Euro Umsatz haben, ihre Rechnungsstellung umstellen. Ab 2028 müssen dann alle Betriebe – auch Kleinunternehmen – E-Rechnungen verschicken. Gerade für kleinere und mittelständische Betriebe bedeutet das einen großen Aufwand und "akuten Handlungsbedarf", so die Datev. Zusätzlich sei das Thema gerade bei kleineren Unternehmen "noch nicht richtig" angekommen, so der Datev-Vorstandsvorsitzende Robert Mayr. Das Unternehmen hat für die E-Rechnung eine erste Version einer E-Rechnungsplattform entwickelt, um eine zentrale Anlaufstelle anzubieten.
Produkte mit Künstlicher Intelligenz
Darüber hinaus beschäftige sich auch die Datev viel mit Künstlicher Intelligenz, so Mayr. Aktuell arbeiten die Entwickler etwa an einem Automatisierungsservice für Bankbuchungen sowie an einer Software für Wirtschaftsprüfer, die per KI Anomalien in der Buchhaltung erkennen kann. Dass die Nutzung von Künstlicher Intelligenz unter Steuerberatern ein wichtiges Thema ist, zeigt auch eine Umfrage der Datev unter ihren Mitgliedern: Dort gaben zehn Prozent an, regelmäßig KI zu nutzen, rund 32 Prozent hätten schon erste Erfahrungen gemacht. “Die Mehrheit hält den Aufbau von KI-Expertise außerdem für relevant, um die eigene Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten”, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens.
Kritik an Bürokratie durch AI Act
In diesem Zusammenhang äußerte der Datev-Vorstandsvorsitzende Robert Mayr auch Kritik am AI Act der Europäischen Kommission. In seiner jetzigen Form wäre das Gesetz eine "Regulierung on top". "Das ist unnötig, denn anderswo Reguliertes muss nicht nochmal zusätzlich reguliert werden", so Mayr. Denn während sich EU-ansässige Unternehmen mit der Dokumentation beschäftigen müssen, würden globale Wettbewerber mit Hilfe von KI schon neue Produkte auf den Markt bringen. "EU-Verordnungen, Richtlinien und ihre nationalen Umsetzungen müssen auf den Prüfstand. Es muss radikal entschlackt und entbürokratisiert werden. Neue Berichtspflichten müssen auf das begrenzt werden, was ohne großen Erfüllungsaufwand mit bestehenden Technologien möglich ist. Statt überbordender Bürokratie brauchen wir an der Stelle auch hier die bereits angesprochene Aufbruchstimmung, um die Potenziale voll auszuschöpfen", so Mayr.
Umfrage unter Steuerberatern: Wirtschaftliche Lage bessert sich
Die Datev hat Steuerberatungskanzleien auch nach deren Einschätzung zur wirtschaftlichen Lage des deutschen Mittelstands befragt. Hier zeigt sich eine leichte Verbesserung: 29 Prozent der Befragten bewerteten die Geschäftsentwicklung ihrer Mandaten positiv. Ein halbes Jahr zuvor waren es noch 20 Prozent. Als Herausforderungen wurden unter anderem Überregulierung, Bürokratie sowie Fachkräftemangel genannt.
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