Ein Deutschlandtrikot auf einer Schaufensterpuppe. Im Hintergrund einige Sponsoren der EM 2024.
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Ein Deutschlandtrikot auf einer Schaufensterpuppe. Im Hintergrund einige Sponsoren der EM 2024.

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Wer verdient wirklich mit der EM 2024?

Fußball-EM in Deutschland: Da müsste doch eigentlich ordentlich Geld in die Kassen gespült werden. Die Wahrheit ist: Unternehmen, Städte und Gemeinden gehen oft leer aus. Der Plusminus-Podcast zeigt, dass es in Wahrheit nur eine Gewinnerin gibt.

Über dieses Thema berichtet: Plusminus am .

Fast schon verhalten wirkt die Bereitschaft der Städte und Gemeinden, sich an der EM 2024 zu beteiligen: Public Viewing gibt es nur eingeschränkt, längst nicht alle Stadien in Deutschland werden genutzt.

Und auch in der Privatwirtschaft zeigt sich verhaltenes Interesse: Die Buchungszahlen bleiben gedämpft und nicht mal ein Fünftel der Gastronomen rechnet mit Mehreinnahmen während der EM. Wo also geht das Geld hin? Und warum hängen Städte, Gemeinden und Unternehmen sich nicht mehr so rein wie beispielsweise beim Sommermärchen 2006?

UEFA rechnet mit Milliardengewinn

In dem neuen ARD-Podcast "Plusminus – Mehr als nur Wirtschaft", der wöchentlich erscheint, gehen die Hosts Anna Planken und David Ahlf genau dieser Frage nach. Sie finden heraus: Wirklich Geld verdient nur der Fußballverband UEFA mit dem Spektakel. Dort rechnet man mit 2,4 Milliarden Euro Umsatz allein durch die EM. Gewinnprognose: 1,75 Milliarden Euro. Die Gewinnspanne ist so groß, weil das Geld neben den Ticketverkäufen in erster Linie mit Lizenzen gemacht wird.

Die Städte und Gemeinden haben dagegen vor allem finanziellen Aufwand: Sie müssen Infrastrukturen bereitstellen und für die Sicherheit sorgen. Davon haben sie vielleicht etwas Werbung und gute Stimmung, aber bislang hat noch nie ein Sportgroßereignis nachweislich einen wirtschaftlichen Aufschwung für den Austragungsort gebracht. Und noch etwas kommt hinzu: der sogenannte Verdrängungseffekt.

Verdrängungseffekt unterdrückt Wirtschaftsaufschwung

Soll heißen: Wenn beispielsweise in diesem Sommer die Fußball-Fans aus ganz Europa nach Deutschland strömen, dann werden Nicht-Fußballfans ein anderes Ziel für ihre Urlaubsreise auswählen, um den Menschenmassen zu entgehen. Die werden also vom Tourismusmarkt verdrängt. Oder wer sich jetzt einen großen Fernseher kauft, wird in den nächsten Jahren keinen neuen brauchen.

Genau so ist es auch mit Hotellerie und Gastronomie: Wer jetzt während der EM verreist oder häufig essen geht, der wird an anderer Stelle dieses Geld sparen. Also nichts mit Umsatzplus für Tourismus oder Investitionsturbo für den Nahverkehr.

Sponsoren nehmen immerhin mittleres Plus mit

Wer noch bleibt, das sind die Sponsoren. Adidas beispielsweise wird bei dieser EM den offiziellen Ball und die Trikots stellen. Ab 2027 wird dann das US-Unternehmen Nike diese Position innehaben. Die Telekom will ebenfalls von dem Fußballereignis profitieren und übernimmt nicht nur die Übertragung der Spiele, sondern auch die vieler Veranstaltungen drumherum. Auch indirekt profitieren viele Branchen: private Zimmervermittlungen zum Beispiel, Sportwett-Anbieter, Essenslieferanten, Bezahldienstleister und viele mehr.

Die UEFA hat übrigens wohl eine Art Steuerübereinkunft mit der Bundesregierung ausgehandelt. Denn als Verein ist die UEFA nicht verpflichtet, Steuern zu zahlen. Wer das hingegen tun muss, ist die von UEFA und Deutschem Fußballbund eigens gegründete Euro 2024 GmbH. Die UEFA gibt an, darüber würden circa 65 Millionen Euro Umsatzsteuern an die Bundesrepublik gehen. Wenn der gesamte Gewinn versteuert werden müsste, dann wäre das ein Steuersatz von gerade mal 3,8 Prozent.

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