Die EZB in Frankfurt am Main.
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Mit ihrer Zinssenkung hat die EZB die Erwartungen der Märkte erfüllt. Nun muss sich zeigen, ob die Ziele der Zentralbank erreicht werden.

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EZB-Zinsentscheidung: Was sie bedeutet und wer profitiert

EZB-Zinsentscheidung: Was sie bedeutet und wer profitiert

Die Zinssenkung um einen Viertelpunkt auf 4,25 Prozent im wichtigsten Leitzins wurde von Banken schon vorweggenommen. Nach den Sparzinsen für Festgeld sind auch die Tagesgeldzinsen weiter gesunken. Nun sollen Kredite billiger werden.

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Nach zwei Jahren mit einer sehr straffen Geldpolitik und den rasant gestiegenen Zinsen von 2022 bis 2023 geht es nun wieder bergab. Die erste Zinssenkung zeigt an, dass der Höhepunkt für Spareinlagen und Kredite wie Immobilienfinanzierungen hinter uns liegt. Es hat also keinen Sinn mehr auf höhere Sparzinsen zu warten. Aber auf günstigere Finanzierungen wie für Wohnungen und Autos kann man hoffen.

Am meisten könnte angeschlagene Bauwirtschaft profitieren

Die hohen Bauzinsen haben in Deutschland und einigen anderen Euroländern wie in Frankreich am Wohnungsbau zu einer Krise geführt, die auch für Wachstum und Beschäftigung insgesamt zu einem Problem geworden ist. Im Zuge der nun fallenden Zinsen könnte sich diese Krise wieder etwas entschärfen, die allerdings auch noch andere Ursachen hat, wie zum Beispiel die hohen Baukosten.

Für die europäische Wirtschaft, die in der zweiten Jahreshälfte 2023 noch eine leichte Rezession erlebte, sollen die niedrigeren Zinsen neue Impulse bringen. Das wäre vor allem für Deutschland wichtig, das gegenüber den meisten Euroländern beim Wirtschaftswachstum zurückliegt.

Auch der private Konsum soll stimuliert werden

Grundsätzlich helfen niedrigere Zinsen der gesamten Wirtschaft, weil Investitionen damit billiger werden, etwa für Maschinen und Fahrzeuge. Außerdem steigt damit in der Regel auch die Konsumfreude bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern. Deren privater finanzieller Spielraum (Kaufkraft) nimmt ebenfalls zu, mit den günstigeren Krediten und mit einer allgemein steigenden Beschäftigung durch das höhere Wachstum - so die Theorie.

Wenn niedrige Zinsen zu höheren Löhnen und Preisen führen

Im Moment scheint der Arbeitsmarkt aber weitgehend gesättigt zu sein, die Arbeitslosigkeit erreichte zuvor historische Tiefstände. Es geht für die Firmen eher darum, überhaupt neue Mitarbeiter zu finden. In einem solchen Umfeld führen niedrigere Zinsen eher zu noch höheren Löhnen, die wiederum mit der höheren Kaufkraft weitere Preiserhöhungen ermöglichen. Im schlimmsten Fall wird dadurch eine Lohn-Preis-Spirale in Gang gesetzt, bei der Lohn- und Preissteigerungen sich immer weiter gegenseitig befeuern.

Warum niedrigere Zinsen oft zu höheren Verbraucherpreisen führen

Auf der anderen Seite gehen mit niedrigeren Zinsen und ihren positiven Impulsen für die Konjunktur höhere Preise einher - oft auch schon ohne eine erhöhte Kaufkraft der Verbraucher. Diese Gefahr besteht ohnehin bei vielen Dienstleistungen, die sich wegen des Fachkräftemangels wie etwa im Gastgewerbe stark verteuerten.

Es sind daher längst nicht mehr Energie und Nahrungsmittel, die hauptsächlich die Preise treiben, sondern viele andere Bereiche, in denen die Inflation an Breite gewinnt. Es könnte deshalb passieren, dass der Anstieg der Verbraucherpreise sich über der Zwei-Prozent-Marke verstetigen wird, statt auf das gewünschte Niveau von zwei Prozent zu sinken.

Grafik: Entwicklung des EZB-Leitzinses und der Inflation

Was, wenn die Inflation bei niedrigeren Zinsen wieder steigt?

Was ist also mit der Inflation? Hat auch sie ihren Höhepunkt schon hinter sich gelassen? Das fragt man sich vor allem in Deutschland, weil die Verbraucherpreise hier und in anderen Euroländern zuletzt wieder gestiegen sind.

Grundsätzlich wartet die Notenbank nicht ab bis zum letzten Tag, bis bei der Inflation wieder die Zielmarke von zwei Prozent erreicht ist. Das wäre zu spät, denn die Geldpolitik wirkt immer erst mit einer Verzögerung von mehreren Monaten bis zu zwei Jahren.

Der Europäische Zentralbankrat vertritt die Einschätzung, dass die Inflation seit ihrem Höhepunkt in der Energiekrise nach dem russischen Überfall auf die Ukraine, inzwischen deutlich nachgelassen hat. Damit lässt sich aus Sicht der Notenbank die Zinswende begründen. Bis die ihre Wirkung richtig entfaltet, könnte sich der Preisanstieg weiter verlangsamen. Wenn das nicht der Fall ist und der Preisdruck zunimmt, gibt es vorerst keine weiteren Zinssenkungen.

Ungewöhnlich hoher Realzins bremste Konjunktur zuletzt deutlich

Es ist in der Tat so, dass der wichtigste Leitzins mit 4,5 Prozent zeitweise um bis zu zwei Prozent höher war als die Inflationsrate. Der Realzins in diesem Zusammenhang - aus Zinsen minus Inflation - war und ist damit deutlich höher als zu normalen Zeiten.

Bei der EZB geht es aktuell um die Frage, wie viele weitere Zinssenkungen vor diesem Hintergrund noch gerechtfertigt wären. Auch wenn dieser erste Schritt sich gut begründen ließ, muss das für einen zweiten oder dritten nicht gelten. Zwischenzeitlich könnte die Inflation weiter steigen oder die Wirtschaft sich auch ohne eine weitere Lockerung der Geldpolitik positiv entwickeln.

Wie viele weitere Lockerungen der Geldpolitik sind noch nötig?

Bis vor wenigen Tagen waren sich die meisten Experten einig darin, dass der Juni-Termin beim Europäischen Zentralbankrat gleich eine ganze Serie von Zinssenkungen einleiten würde. Zwei Drittel der professionellen EZB-Beobachter rechneten mit insgesamt drei Schritten in diesem Jahr: einem zweiten nach der Sommerpause im September und dem letzten dann auf der Dezembersitzung des Zentralbankrats.

Doch angesichts stark steigender Löhne durch den Fachkräftemangel, die vor allem Dienstleistungen verteuern, hält sich die Inflation hartnäckig, nicht nur in Deutschland. Darauf hat auch die Bundesbank bereits hingewiesen. Die kleine Rezession in der zweiten Jahreshälfte 2023 hat die Wirtschaft erfolgreich bewältigt und auch die Industrie wächst wieder. So gesehen erscheinen Zinssenkungen als nicht so dringlich. Es besteht demnach keine Zeitnot, rasche Entscheidungen zu treffen.

Alleingang der EZB diesmal ohne US-Notenbank Federal Reserve

Dann ist da noch die US Federal Reserve, die als wichtigste Notenbank der Welt ihre Zinsen nun doch nicht wie zunächst erwartet senkt. Ende 2023 hatte Fed-Chef Jerome Powell bereits solche Zins-Schritte angekündigt. Dann ruderte Powell wegen der hohen Inflation in den USA wieder zurück. Aktuell weiß niemand, wann dort die Zinswende kommt.

Es kam bisher selten vor, dass die Geldpolitik in Europa nicht der in den USA gefolgt ist. Aus diesen Gründen könnte auch die EZB vorsichtiger geworden sein und einen möglichen zweiten Schritt im September verschieben. Vor den nächsten Entscheidungen will EZB-Präsidentin Christine Lagarde erst einmal weitere Wirtschaftsdaten sammeln.

EZB-Chefin Christine Lagarde
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EZB senkt erstmals seit 2019 die Zinsen

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