Ein Verbraucher hält nach einem Einkauf in einem Supermarkt einen Kassenzettel in der Hand.
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Nach Monaten der Abschwächung hat sich die Preisentwicklung im Mai wieder beschleunigt. Die Inflation kletterte auf 2,4 Prozent.

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Inflation zieht im Mai an - in Bayern sogar auf 2,7 Prozent

Der Anstieg der Verbraucherpreise hat sich in Bayern im Mai weiter beschleunigt. Bundesweit gab es den ersten Anstieg der Inflationsrate von 2,2 auf 2,4 Prozent. Die EZB wird wohl trotzdem nächste Woche die Zinsen leicht senken.

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Das Statistische Bundesamt hat für Mai den ersten Anstieg der Inflationsrate in diesem Jahr gemeldet. Demnach kletterte sie bundesweit von 2,2 auf 2,4 Prozent. Die sogenannte Kerninflation ohne Nahrungsmittel und Energie betrug nach der ersten Schätzung sogar 3,0 Prozent.

Die Preisunterschiede gegenüber April sind diesmal im Unterschied zu 2023 vor allem auf den Sondereffekt des Deutschlandtickets zurückzuführen. Vor einem Jahr war das günstige 49-Euro-Ticket eingeführt worden, mit dem bundesweit die Preise für den öffentlichen Nahverkehr gesenkt wurden. Einen solchen Effekt gab es in diesem Jahr nicht.

Bayern immer teurer im Vergleich mit anderen Bundesländern

Während die Verbraucherpreise in einigen Bundesländern wie Baden-Württemberg und Hessen in letzter Zeit eher stabil waren und in Brandenburg sogar nachgaben, läuft die Entwicklung in Bayern in eine andere Richtung. Die Inflationsrate stieg im Freistaat erneut leicht und lag im Mai bei 2,7 Prozent. Im April waren es noch 2,5 Prozent zum Vorjahresmonat. Wie das Statistische Landesamt in Fürth mitteilte, war das der zweite Anstieg in Folge.

Von der Rekordinflation der letzten zwei Jahre ist man aber weit entfernt. Den Beschäftigten blieb real auch deutlich mehr übrig von hohen Lohnsteigerungen. Mit der höheren Kaufkraft verbesserte sich die Konsumneigung der Verbraucherinnen und Verbraucher, deren Stimmung sich zuletzt wieder aufhellte.

Sonderentwicklung beim Heizöl und bei den Dienstleistungen

Es war vor allem das Heizöl, das dem Statistischen Landesamt zufolge den Unterschied vom April auf den Mai ausmachte bei den Verbraucherpreisen. Der Brennstoff war fast zehn Prozent teurer. Insgesamt hat sich die Haushaltsenergie, zu der auch Strom und Gas gehören, aber erneut verbilligt.

Ein großer Preistreiber ist der gesamte Dienstleistungsbereich, mit dem es in Bayern um mehr als fünf Prozent nach oben ging. Fast doppelt so stark stiegen die Preise im Bildungswesen.

Saisonaler Preisanstieg im Tourismusland Bayern vor den Ferien

Auch im Gastgewerbe verteuerten sich Restaurantbesuche und Übernachtungen erneut überdurchschnittlich stark im Freistaat. Da Bayern ein begehrtes Reiseziel für viele Urlauber ist, spielen in der Gastronomie auch saisonale Effekte mit hinein. Zu den Ferien erhöhen viele Wirte die Preise.

Dämpfend auf die Verbraucherpreise wirkte sich der geringe Anstieg bei den Nahrungsmitteln aus, die nur gut ein Prozent zulegten. Weder die Energiepreise insgesamt noch die Lebensmittel haben sich in den letzten Monaten nennenswert verteuert. Damit fielen die beiden größten Preistreiber der letzten Jahre praktisch weg. Auf der anderen Seite gewinnt die Inflation an Breite bei den Dienstleistungen, wo sich der Preisauftrieb verfestigt.

Starke Reallohnsteigerungen von 3,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr

Mit den höheren Tarifabschlüssen und einigen Extrazahlungen wie der Inflationsausgleichsprämie konnten die Beschäftigten die höheren Verbraucherpreise mit ihrer Kaufkraft mehr als ausgleichen.

Für das vorangegangene erste Quartal meldete das Statistische Bundesamt bei einer etwas niedrigeren Inflationsrate noch einen besonders starken Anstieg der Reallöhne um netto 3,8 Prozent. So viel behielten die Beschäftigten noch übrig von den Lohnerhöhungen, die mit 6,4 Prozent die zweithöchsten waren, die bisher überhaupt gemessen wurden.

Zinssenkung der EZB dennoch so gut wie sicher

Weil der Inflationsdruck nach den Rekordständen der letzten beiden Jahre deutlich nachgelassen hat, wird von der Europäischen Zentralbank nächste Woche die erste Zinssenkung erwartet.

Extreme Lohnerhöhungen wie zuletzt in Deutschland sollten der Europäischen Zentralbank (EZB) jedoch zu denken geben. Wenn die Kaufkraft der Konsumenten so stark steigt, wird sich das früher oder später auch in höheren Preisen niederschlagen. Händler und Verkäufer werden diesen Spielraum sicher ausnutzen.

Auf der anderen Seite ist die Inflation in vielen anderen Euro-Ländern deutlich niedriger als in Deutschland. Die Verbraucherpreise sind dort stärker gefallen und die Löhne nicht unbedingt so stark gestiegen wie hier. Unter Abwägung der schwachen Konjunktur mit dem besonders geringen Wirtschaftswachstum gerade in Deutschland traut sich die Notenbank an die erste Zinssenkung. Dass es nächste Woche am Donnerstag so weit sein wird, haben mehrere EZB-Direktoren bereits angedeutet.

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