Delbarin Hosseini sitzt vor dem PC in einem Büro der Agentur für Arbeit in Nürnberg. Der geflüchtete Iraker ist seit April festangestellt, als Teamassistent im internen Service der Behörde. Er kümmert sich um die Arbeitsplatzausstattung seiner Kolleginnen und Kollegen im nordbayerischen Agenturverbund. Wenn Tastaturen, Mäuse, Headsets oder Webcams geliefert werden, verpackt und adressiert der 42-Jährige die Hardware und bringt sie zur Poststelle. Auch die Inventarisierung des Arbeitsplatzzubehörs gehört zu seinen Aufgaben. Delbarin Hosseini sitzt im Rollstuhl. Er hat körperliche Spastiken, die ihm auch das Sprechen erschweren. Doch der 42-jährige hat nie aufgegeben. Er möchte keine Sonderbehandlung, sondern seine Arbeit bestmöglich erledigen.
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Von der Boxdorfer Werkstatt in die Festanstellung
"Ich wollte immer eine Arbeit haben, eine normale Arbeit, dass ich meine Unterkunft selber bezahlen kann", sagt Delbarin Hosseini und versucht, die beim Sprechen aufkommende Spastik zu unterdrücken. Sechs Jahre lang hat der 42-Jährige in der Boxdorfer Werkstatt in Nürnberg gearbeitet, einer Einrichtung für Menschen mit Körperbehinderung. Dort hat er durch den täglichen Umgang mit Anderen Deutsch gelernt, war in vielen Arbeitsbereichen im Einsatz, zuletzt in der Endkontrolle.
Die Nürnberger Arbeitsagentur sei sehr offen gewesen für ein längeres Praktikum, bei dem vieles ausprobiert werden konnte, lobt der Geschäftsführer der Boxdorfer Werkstatt, Thomas Wedel. "Wir haben in verschiedensten Abteilungen verschiedenste Arbeiten mit ihm erprobt und dann am Ende einfach die drei Dinge zusammengesucht, die optimal für ihn sind, die auch gebraucht werden“, sagt Wedel. „Das sind keine erfundenen Aufgaben, sondern einfache Dinge, wo er durch seine qualifizierte Unterstützungstätigkeit die Fachkräfte entlastet und die ihre eigentliche Tätigkeit machen können."
Arbeitsagentur Nürnberg: offen für Menschen mit Handicap
Die barrierefreie Ausstattung in der Nürnberger Agentur für Arbeit, mit sprechenden Aufzügen und automatisierten Türöffnern, macht es dem Iraker leicht, sich mit dem Rollstuhl im Haus zu bewegen. Für die Personalabteilung stellt Hosseini die Fragebögen und Bewerbungsunterlagen zusammen, die für Vorstellungsgespräche gebraucht werden. Das sei eine große zeitliche Entlastung, sagt die Teamleiterin Personal, Patricia Polster. Sie betont, in der Agentur freue man sich über Bewerbungen von Menschen mit Schwerbehinderung. Jeder sei herzlich willkommen, genauso wie Delbarin Hosseini. In der Nürnberger Arbeitsagentur habe man ein eigenes Inklusionsteam, das sich um arbeitserleichternde Maßnahmen für Menschen mit Einschränkungen kümmert.
Gesetzliche Inklusionsquote wird meist nicht eingehalten
Die gesetzlich vorgeschriebene Quote zur Beschäftigung von behinderten Menschen liegt für Arbeitgeber bei fünf Prozent. Fünf Prozent der Beschäftigten eines Unternehmens sollten also Menschen mit Handicaps sein. Doch nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit (BA) in Nürnberg erfüllt mit 28,6 Prozent nicht einmal ein Drittel aller Arbeitgeber in Deutschland diese Beschäftigungspflicht. Zumindest teilweise werde die Quote von 65 Prozent der deutschen Unternehmen eingehalten. Ein kleiner Prozentsatz kaufe sich komplett von dieser Verpflichtung frei, heißt es in der BA. Dieses Geld kommt dann Betrieben zugute, die Menschen mit Einschränkungen beschäftigen.
BA: Inklusionsquote "übererfüllt"
In einer internen Inklusionsvereinbarung haben sich Bundesagentur für Arbeit, Agenturen und Jobcenter verpflichtet, eine Schwerbehindertenquote von durchschnittlich zehn Prozent zu halten bzw. zu überschreiten. Allein im nordbayerischen Agenturverbund, zu dem auch die Familienkasse Bayern Nord und die Regionaldirektion Bayern gehören, beschäftige man etwa 430 Menschen mit Handicap, sagt Patricia Polster, Teamleiterin Personal der Nürnberger Arbeitsagentur. Damit werde die Inklusionsquote mit etwas mehr als zwölf Prozent sogar "übererfüllt".
Mit der Festanstellung bei der Arbeitsagentur Nürnberg hat Delbarin Hosseini sein lang ersehntes Ziel, finanziell unabhängig zu sein, erreicht. "Ein Mensch mit Behinderung, der kann auch arbeiten, kann auch nachdenken, der kann alles auch selber organisieren", sagt der 42-jährige freundlich, aber bestimmt.
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