Im Tarifstreit mit der Deutschen Bahn hat die Lokführergewerkschaft GDL weitere Streiks angekündigt. Die Verhandlungen seien gescheitert, Streiks würden ausgeweitet, teilte GDL-Chef Claus Weselsky am Freitag mit. Einen Zeitpunkt für die Streiks nannte er nicht.
GDL: Bahn verschärft den Konflikt
"Die Deutsche Bahn tut alles dafür, den Tarifkonflikt weiter zu verschärfen. Hatte der Arbeitgeber schon einseitig und ohne Not die zweite Verhandlungsrunde in der letzten Woche abgesagt, war nun auch am 23. und 24. November 2023 in Berlin keinerlei Verhandlungswille erkennbar. Von Einigungsbereitschaft kann also keine Rede sein", so die GDL in einer schriftlichen Stellungnahme.
Die Deutsche Bahn (DB) dagegen übte scharfe Kritik. "Die Lokführergewerkschaft will mit dem Kopf durch die Wand. Das geht bekanntlich nicht gut", sagte DB-Personalvorstand Martin Seiler. Dabei sei bis zum frühen Abend in Abwesenheit des GDL-Chefs in sachlicher Atmosphäre verhandelt worden. Insgesamt sei der GDL-Chef bei den zweitägigen Verhandlungen gut zwei Stunden anwesend gewesen.
"Wir hätten gerne weiter an dem gearbeitet, was möglich ist. Denn wir sind bereit für Kompromisse und Lösungen. Die Lokführergewerkschaft beharrt leider am Ende stur auf zwei Themen: Ausweitung ihrer Tarifverträge und Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich. Als hätte sie nicht 35, sondern nur zwei Forderungen gestellt."
Was die Gewerkschaft fordert – und was die Bahn anbietet
Die GDL verlangt unter anderem 555 Euro monatlich mehr. Zudem soll die Arbeitszeit für Schichtarbeiter ohne Lohnkürzung von 38 auf 35 Stunden die Woche gesenkt werden. Außerdem wird einmalig die steuerfreie Inflationsprämie von 3.000 Euro gefordert. Die Laufzeit soll zwölf Monate nicht übersteigen.
Die Bahn hält eine Arbeitszeitreduzierung für nicht realisierbar und lehnt bisher jede Verhandlung darüber ab. Sie argumentiert, dass eine Umsetzung zu teuer sei. Zudem brauche es bei weniger Wochenarbeitszeit mehr Beschäftigte, die aber in Zeiten des Fachkräftemangels besonders schwierig zu finden seien.
Die Bahn bietet stattdessen eine elfprozentige Entgelterhöhung bei einer Laufzeit von 32 Monaten an. Auch zur Zahlung der Inflationsausgleichsprämie zeigt sie sich bereit.
Wohl keine Streiks an Weihnachten
Die Gewerkschaft hat im noch jungen Tarifkonflikt bereits einmal gestreikt und so vor einer Woche Tausende Zugausfälle herbeigeführt. Durch den Arbeitskampf fielen gut 80 Prozent der eigentlich vorgesehenen Fernverkehrsfahrten aus. Im Regionalverkehr waren die Auswirkungen in manchen Bundesländern noch deutlicher.
Zudem läuft eine Urabstimmung unter den GDL-Mitgliedern über unbefristete Streiks. Das Ergebnis soll Ende Dezember vorliegen. Über Weihnachten soll aber offenbar nicht gestreikt werden.
Die Bahn selbst teilte nach dem Abbruch der Verhandlungen am Freitag mit, dass sie die GDL dazu aufgefordert habe, Farbe zu bekennen und nicht Fahrgäste nicht weiter hinzuhalten: "Die DB hat angeboten, den Beschäftigten bereits im Dezember die ersten 2.000 Euro des Inflationsausgleichs zu bezahlen, wenn von 15. Dezember bis 7. Januar nicht gestreikt wird. Die GDL ist darauf in keiner Weise eingegangen und hat den Vorschlag der DB abgelehnt."
Mit Informationen von Reuters und dpa
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