Immer mehr Baufirmen in Deutschland klagen über einen Auftragsmangel. Wie eine Umfrage des Münchner Ifo-Instituts für den Monat November ergeben hat, ist inzwischen fast die Hälfte aller Anbieter betroffen: 49,1 Prozent. Im Vormonat waren es 48,7 Prozent gewesen. Damit stieg der Anteil bereits den achten Monat in Folge.
Problem für Baubranche: Hohe Zinsen und Baukosten
Viele Unternehmen verzeichnen auch Stornierungen. Laut den Marktforschern springen reihenweise Bauherren ab. Im November wurden 21,5 Prozent der Aufträge abgesagt. Der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe, erklärt das so: "Die hohen Baukosten und das aktuelle Zinsniveau lassen viele Bauherren verzweifeln." Viele Projekte rechneten sich unter diesen Bedingungen schlicht nicht mehr und müssten zurückgestellt oder gestrichen werden.
Für einige Unternehmen wird das schwache Neugeschäft gefährlich. 11,1 Prozent der befragten Betriebe meldeten Finanzierungsschwierigkeiten. Im Oktober lag der Anteil noch bei 9,9 Prozent. "Die Stimmung unter den befragten Betrieben bleibt eisig", kommentierte Wohlrabe die Entwicklung. "Besserung ist im Moment nicht in Sicht."
Folgen von Haushaltskrise und Signa-Insolvenz noch nicht absehbar
Die Baubranche rechnet erstmals seit vielen Jahren mit dem Verlust von Arbeitsplätzen. "Für 2024 erwarten wir einen deutlichen Rückgang um rund 30.000 Beschäftigte mit weiterem Abwärtspotential", sagte der Präsident des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe (ZDB), Wolfgang Schubert-Raab. Im vergangenen Jahrzehnt habe man 220.000 neue Jobs am Bau geschaffen. Im zu Ende gehenden Jahr dürfte die Zahl der Beschäftigten um fast 7.000 auf 920.000 sinken.
Die aktuellen Meldungen zur Haushaltskrise der Bundesregierung dürften den Ifo-Angaben zufolge noch keinen wesentlichen Einfluss auf die Befragungsergebnisse gehabt haben: Der Großteil der Antworten ging bereits in der ersten Novemberhälfte ein. Damit sei zudem auch noch nicht abzulesen, wie sich die Insolvenz der Signa-Holding auf die Stimmung auswirke.
Leichter Rückgang und Pessimismus beim bayerischen Handwerk
Der Bayerische Handwerkstag (BHT) rechnet preisbereinigt mit einem Umsatzrückgang von zwei Prozent für das Gesamtjahr und erwartet, dass die Beschäftigung um ein Prozent zurückgeht. In Bayern gibt es rund 210.000 Handwerksbetriebe. Nach Schätzungen des BHT sind 965.000 Menschen im bayerischen Handwerk tätig.
Handwerkspräsident Franz Xaver Peteranderl sagte Ende Oktober, 84 Prozent der befragten Betriebe bewerteten ihre Geschäftslage im dritten Quartal 2023 als gut oder befriedigend. Im Vorjahresvergleich stiegen die Einnahmen zwar nominal, inflationsbereinigt rechne man allerdings mit einem Minus von 1,3 Prozent. Das schwache Konsumklima, verhaltene Investitionen der Unternehmen und die hohe Unsicherheit mit Blick auf die künftigen Energiekosten ließen den Auftragsbestand im bayerischen Handwerk weiter schrumpfen von durchschnittlich zehn Wochen auf nun noch 9,4 Wochen. Für das Schlussquartal zeigten sich die befragten Betriebe pessimistisch: Nur 8 Prozent erwarten eine Verbesserung ihrer Geschäftslage bis zum Jahresende, 26 Prozent rechnen mit einer Verschlechterung.
Mit Informationen von Reuters und AFP
11.12.2023: Unser Kommentarbereich ist im Moment wegen eines Software-Updates geschlossen. Der "Umbau" kann bis zu 48 Stunden dauern. Wir bitten um Verständnis.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!