Ein Schweißer arbeitet in der Werkhalle eines Metallbauunternehmens
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Die Aufträge im verarbeitenden Gewerbe gehen in Deutschland zurück. Das trübt die Stimmung in der Wirtschaft.

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Ifo: Stimmung in der Wirtschaft trübt sich wieder ein

Ifo: Stimmung in der Wirtschaft trübt sich wieder ein

Die Hoffnung, dass die deutsche Wirtschaft aus der Stagnation herauskommt, hat sich heute wieder zerschlagen. Der Ifo-Geschäftsklimaindex hat sich im Juni überraschend verschlechtert.

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Erst vor einer Woche hat das Ifo-Institut seine Konjunkturprognose nach oben angehoben – doch heute ist der leichte Optimismus schon wieder verflogen. Der Ifo Geschäftsklimaindex, der die Stimmung in den Chefetagen widerspiegelt, ist von 89,3 auf 88,6 Punkte gefallen. Im April lag der Wert noch bei 89,4.

"Wir hatten ein paar positive Konjunkturdaten in den letzten Monaten, mit den Zahlen heute allerdings fürchte ich, dass diese kleine Aufhellung schon wieder in Frage gestellt ist." Prof. Clemens Fuest, Präsident Ifo-Institut

Dabei hat sich die aktuelle Geschäftslage kaum verändert, aber viele Unternehmen sind einfach pessimistischer, was die nächsten Monate angeht. Das zentrale Problem, vor allem im verarbeitenden Gewerbe und in der Bauindustrie, sind die fehlenden Aufträge. Und die wiederum haben viel mit dem mangelnden Vertrauen der Investoren zu tun.

"Wir sind ja bei den Investitionen immer noch unter dem Niveau von 2019, dabei müssten die Investitionen eigentlich steigen, denn wir haben so viele Themen: Dekarbonisierung, Strukturwandel, aber es fehlt da einfach das Vertrauen." Prof. Clemens Fuest

Gemeint ist das Vertrauen in den Standort Deutschland. Helfen könnte derzeit nur eine Verbesserung der Rahmenbedingungen durch die Politik, so Fuest. Doch die lasse auf sich warten.

Sektoren zeigen unterschiedliche Entwicklungen

Im Verarbeitenden Gewerbe hat das Geschäftsklima nach drei Anstiegen in Folge einen Rückschlag erlitten. Die Unternehmen waren für die kommenden Monate wieder skeptischer. Insbesondere der sinkende Auftragsbestand bereitete den Firmen Sorgen. Mit den laufenden Geschäften waren sie jedoch etwas zufriedener.

Im Dienstleistungssektor ist der Index gestiegen. Die Dienstleister beurteilten ihre aktuelle Lage besser. Auch der Ausblick auf das zweite Halbjahr hellte sich weiter auf. Insbesondere im Beherbergungsgewerbe besserte sich die Stimmung, während die Gastronomie sich eher unzufrieden zeigte.

Im Handel hat sich das Geschäftsklima merklich verschlechtert. Bei den Geschäftserwartungen nahmen die skeptischen Stimmen deutlich zu. Auch die Urteile zu den laufenden Geschäften wurden nach unten korrigiert. Von der schlechten Entwicklung waren der Groß- und Einzelhandel gleichermaßen betroffen.

Im Bauhauptgewerbe hat der Index leicht zugelegt. Dies war auf weniger pessimistische Erwartungen zurückzuführen. Die aktuelle Lage wurde hingegen schlechter beurteilt. Auftragsmangel bleibt ein zentrales Problem.

Experte sieht Dauerstagnation

Die Beurteilung der Lage trete auf der Stelle, die Erwartungen trübten sich wieder ein – und das alles auf ohnehin niedrigem Niveau. So kommentierte ein Analyst der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) den aktuellen Ifo-Geschäftsklimaindex.

"Diese Zahl ist so schlecht wie sie aussieht. Ein Aufschwung findet in Deutschland nicht statt. Derzeit ist unklar, woher der erhoffte Wachstumsschub für das Jahr 2025 kommen soll." Jens-Oliver Niklasch, LBBW

Vermutlich sei die Wirtschaftsleistung im laufenden zweiten Quartal nahe der Stagnation und für das dritte Quartal fehle ebenfalls die Phantasie für bessere Zahlen. "Und so richtet man sich allmählich in der Dauerstagnation ein" sagte Niklasch.

Mit Informationen von Reuters

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