Statt um plus 0,2 Prozentpunkte soll das Bruttoinlandsprodukt in Deutschland jetzt im laufenden Jahr um 0,4 Punkte wachsen. Und 2025 ist dann laut Ifo-Institut noch deutlich mehr drin. Dennoch ist das kein Sommermärchen.
Den Effekt der Fußball-Europameisterschaft hält Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser dabei allerdings für gering. Die Mehrausgaben der Fans bei den Spielen würden an anderer Stelle beim Konsum wieder weitgehend eingespart. Das Gastgewerbe könne zwar von zugereisten ausländischen Fußball-Fans profitieren. Die Erfahrungen von 2006 mit der WM im eigenen Land (Stichwort "Sommermärchen") hätten aber gezeigt, dass so etwas in der gesamtwirtschaftlichen Betrachtung nicht ins Gewicht fällt.
Sinkende Inflation liefert Impulse für Konjunktur
Die deutsche Wirtschaft arbeite sich trotzdem langsam aus der Krise, heißt es beim Ifo-Institut. Das zweite Halbjahr dürfte wesentlich besser ausfallen als das erste. 2025 soll das Wachstum dann sogar spürbare 1,5 Prozent erreichen, was ein deutlicher Schritt nach vorne wäre. Es entstehe gerade neue Hoffnung, sagte Ifo-Konjunkturchef Wollmershäuser, die sieht er vor allem in der sinkenden Inflation begründet.
Die Verbraucherpreise waren ja im letzten Jahr noch um 5,9 Prozent gestiegen und sollen heuer nur noch um 2,2 Prozentpunkte zulegen, um anschließend unter die Zielmarke der EZB von zwei Prozent zu fallen. Ein weiterer Punkt ist die große Sparneigung der Verbraucher, die mit der Inflation stark zugenommen hatte. Das Ifo-Institut rechnet damit, dass einige dieser Ersparnisse jetzt aufgelöst werden und dem Konsum zugutekommen. Dafür sprechen auch höhere Lohnabschlüsse, die zum Jahreswechsel die Kaufkraft der Konsumenten gestärkt haben.
Mit dem Welthandel soll der Export-Motor wieder anspringen
Im aktuellen zweiten Halbjahr soll sich außerdem der Welthandel wieder beleben, was für die exportorientierte deutsche Wirtschaft besonders wichtig wäre. So erwartet das Ifo-Institut auch wieder steigende Überschüsse im Außenhandel. Im Inland werde unterdessen die Beschäftigung weiter zunehmen und die Zahl der Erwerbstätigen steigen. Die Arbeitslosigkeit, die vorübergehend etwas gestiegen war, soll ab dem nächsten Jahr wieder zurückgehen.
Private Investitionen müssen Wachstum der Zukunft sichern
Für den Staatshaushalt rechnen die Wirtschaftsforscher mit sinkenden Defiziten ab dem nächsten Jahr. Wegen der Schuldenbremse fällt der Staat als Großinvestor weitgehend aus. Darauf wies Ifo-Chef Clemens Fuest hin. Die entscheidenden Investitionen für die Zukunft auch bei der Dekarbonisierung müssen daher aus privaten Quellen wie von den Unternehmen kommen. Diese Investitionen sind in den letzten Monaten weiter zurückgegangen. Das hält Fuest für ein entscheidendes Problem.
Bauwirtschaft bleibt Problemkind der deutschen Wirtschaft
Ein Beispiel dafür seien die Probleme im Wohnungsbau, wo es nach wie vor eine Blockade gibt. Die schwierige Wohnsituation in Ballungsräumen sei eine Wachstumsbremse. Die wirtschaftliche Dynamik geht verloren, wenn ein einfacher Umzug für Fachkräfte schon ein Problem darstellt.
Im Video: Konjunktur - ifo-Institut erhöht Wachstumsprognose
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!