Im deutschen Luftraum wurden 38 Prozent weniger Inlandsflüge registriert als im Vor-Corona-Jahr 2019, wie die Flugsicherungsorganisation Eurocontrol am Montag in Brüssel berichtete. Ähnliche Rückgänge wurden nur in Litauen (-38 Prozent) und Finnland (-35 Prozent) registriert.
Weniger Inlandsflüge wegen größerem Umweltbewusstsein?
Eurocontrol führt die Entwicklung auf Inlandsflugverbote in Frankreich und Österreich sowie auf ein größeres Umweltbewusstsein der Kunden zurück. Einige Länder wie Deutschland, Spanien und Österreich hätten zudem Bahn-Tickets verbilligt. In Deutschland wichen viele Kunden auf schnelle Bahnverbindungen aus. In Ungarn stieg die Zahl der Inlandsflüge im selben Zeitraum hingegen um 56 Prozent. Wegen des russischen Angriffskriegs sank zudem die Zahl der Inlandsflüge in der Ukraine um 87 Prozent.
Grundsätzlich erwartet Eurocontrol in seiner neuen Prognose die Rückkehr der Flugbewegungen auf das Vorkrisenniveau im Jahr 2025. Die Vorhersagen für das laufende und das nächste Jahr wurden wegen des starken touristischen Verkehrs in Südeuropa leicht angehoben. Ab 2025 ist nach Einschätzung der Lotsen beim Flugverkehr sowohl eine Stagnation als auch ein jährlicher Zuwachs von bis zu 4 Prozent möglich. Im Jahr 2029 seien dann zwischen 96 und 116 Prozent der Flugbewegungen aus dem Jahr 2019 wahrscheinlich.
Greenpeace: Immer mehr Flüge mit Privatflugzeugen in Europa
Während sich die Verbraucher also offenbar immer mehr zurückhalten, steigen allerdings die Zahlen von Privatflügen in Europa. Dadurch sei das Klima gefährdet, wie die Umweltschutzorganisation Greenpeace in der vergangenen Woche mitteilte. Laut einer Analyse des Forschungsinstituts CE Delft sei die Zahl der privaten Flüge in Europa im vergangenen Jahr um 64 Prozent auf 572.806 gestiegen, kritisierte Greenpeace und forderte wegen der klimaschädlichen Folgen ein EU-weites Verbot von Privatflugzeugen.
Bereits 2021 habe das Niveau der Privatflüge wieder das von vor der Corona-Krise erreicht. Die Flüge hätten 2022 knapp 3,4 Millionen Tonnen CO2-Emissionen verursacht, was der Jahresmenge von 555.000 EU-Einwohnern entspreche, heißt es in der am vergangenen Donnerstag vorgestellten Studie. Deutschland ist der Auswertung zufolge nach Großbritannien und Frankreich das Land mit den drittmeisten Privatflügen. Die 58.424 Flugbewegungen setzten demnach 208.645 Tonnen Kohlendioxid frei. Am häufigsten wurde dabei die Strecke Berlin-Köln vor Berlin-London und München-London geflogen.
"Superreiche fliegen mit Privatjets, als gäbe es kein Morgen"
"Während Superreiche mit Privatjets fliegen, als gäbe es kein Morgen, leiden ärmere Menschen aus dem globalen Süden am stärksten unter den Konsequenzen der Klimakrise", sagte Greenpeace-Mobilitätsexpertin Lena Donat. "Klimaschädliche Privatjets sind die rücksichtsloseste Form der Mobilität. Sie gehören verboten."
Erfasst wurden laut Greenpeace Flüge mit privaten Flugzeugen, die mindestens drei Sitze haben. Laut Liste sind darunter auch einige Propellermodelle. Nicht registriert wurden Rundflüge sowie Starts an Kleinflugplätzen ohne Iata-Kennung. Zu Jahresbeginn hatte der Rechercheverbund von NDR und "Süddeutscher Zeitung" auf einer anderen Berechnungsgrundlage über die Zahl von 94.000 Geschäftsflügen in Deutschland berichtet.
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