Patrick Fackler sitzt am Steuer seines LKW und verlässt das Gelände des Dachser Logistikzentrums in Memmingen. Vor ein paar Jahren bekam er die Diagnose Darmkrebs, den Laster musste er stehen lassen. Dabei ist das LKW-Fahren sein Leben. Bereits als Kind ist er bei seinem Vater, der auch LKW-Fahrer war, mitgefahren. Das habe schon immer Spaß gemacht und davon komme man auch nicht mehr weg, so der 43-Jährige.
Arbeitgeber stellt Schichten um, die Touren sind kürzer
Sein Arbeitgeber, der Logistikkonzern Dachser, hat sich für ihn eingesetzt. Seine Touren konnte er kürzen, körperlich anstrengende Tätigkeiten entfallen. Genau wie Schichtwechsel und nachts muss Fackler auch nicht mehr fahren. So konnte er in seinem Job bleiben. Er sei froh, dass er eine Beschäftigung habe und so auf andere Gedanken komme, sagt Patrick Fackler. Es sei toll, wenn man das Gefühl habe, dass man gebraucht werde.
Menschen mit Behinderung beschäftigen – gar nicht so schwer
Das Dachser SE Logistikzentrum Allgäu ist einer der vier Preisträger des bayerischen Inklusionspreises "JobErfolg 2024". 850 Menschen sind im in Memmingen beschäftigt, über acht Prozent davon Menschen mit Behinderung. Oder mit Beeinträchtigung, wie Niederlassungsleiter Thomas Henkel es lieber nennt. Im Endeffekt sei das gar nicht so schwierig. Der Betreuungsaufwand sei zwar größer, aber es gebe keine speziellen Hindernisse. Man brauche allerdings technische Hilfsmittel und spezielle Einsatzpläne - je nach Behinderungsgrad.
Inklusionspreis: Preisträger aus ganz Bayern
Seit vielen Jahren bildet die kleine Maler- und Restaurationsfirma Günther Köhler aus Bamberg Jugendliche mit Lernschwäche aus. Und bekommt den Preis genauso wie das Dr.-Julius-Flierl Seniorenheim des Bayerischen Roten Kreuzes in Kulmbach, das sich um Mitarbeiter mit gesundheitlichen Problemen kümmert. Ausgezeichnet wird auch der Arbeitskreis Inklusiver Arbeitsmarkt aus Regensburg, der eine Jobmesse organisiert hat, die Behinderte und Firmen zusammenbringt.
Behinderte Menschen – Potenziale dringend gebraucht
Die Preisträger würden andere mit ihrem Engagement mitreißen und somit Teilhabe und Wirtschaft voranbringen, sagt der Behindertenbeauftragte der Staatsregierung, Holger Kiesel. Und für die bayerische Sozialministerin Ulrike Scharf bereichern Menschen mit Behinderung jeden Betrieb. Ihre Potenziale würden dringend gebraucht.
Kleine Maßnahmen mit großer Wirkung
Manchmal helfen schon kleine Maßnahmen, um die Mitarbeiter im Betrieb zu behalten. Zum Beispiel bei Nelia Onischenko, die im Warenlager von Dachser in Memmingen arbeitet. Hier stellt das Unternehmen ein sogenanntes Exoskelett zur Verfügung. Das ist ein Gurt, der ihren Rücken stützt. Nach einem schweren Bandscheibenvorfall mit Operation konnte sie eineinhalb Jahre nicht arbeiten. Jetzt ist sie wieder im Einsatz, dank des Gurtes kann sie ihre Bewegungen und den Schmerz besser kontrollieren. Außerdem konnte sie ihre Arbeitszeit reduzieren und sie macht nur noch Tätigkeiten, die ihre Krankheit zulässt.
Inklusion – beide Seiten profitieren
Von einer technischen Unterstützung profitiert auch der LKW-Fahrer Patrick Fackler. Beim automatischen Be- und Entladen des Lasters muss er nicht mehr anpacken. Ein Knopfdruck reicht und die Ware wird über kleine Rollen in den Lastwagen geschoben. Für ihn die einzige Möglichkeit, noch weiter zu arbeiten. Und für Dachser die Chance, Mitarbeiter weiter zu beschäftigen, auch wenn sie gesundheitlich eingeschränkt sind.
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