Unterlagen zur Lohnsteuererklärung.
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Wenn das Einkommen steigt, zahlt man automatisch einen höheren Anteil davon an den Staat. Diesen Effekt nennt man "kalte Progression".

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"Kalte Progression" lässt Einkommensteuern steigen

"Kalte Progression" lässt Einkommensteuern steigen

Durch die hohe Inflation der letzten Jahre sind Verbraucherpreise und Löhne gestiegen. Das führte zur sogenannten "kalten Progression", bei der automatisch die Steuern auf diese Löhne steigen. Deshalb hebt der Staat die Einkommensteuertarife an.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Mit der Inflation steigen Preise und im Normalfall auch Löhne, damit die Kaufkraft nicht sinkt. Mit ihrem nominal höheren Einkommen steigen die Menschen dadurch aber aufgrund der progressiv ansteigenden Steuersätze zugleich in höhere Stufen der Besteuerung ihres Einkommens ein, müssen also mehr vom Brutto abführen - obwohl sie real betrachtet nicht mehr verdienen. So fließt automatisch ein immer größerer Teil des Einkommens an den Staat.

Um diese "kalte Progression" zu verhindern, werden die Beträge, ab denen ein prozentual größerer Teil des Einkommens abgeführt werden muss, regelmäßig neu festgesetzt.

Staat muss Einkommensteuertarif regelmäßig anpassen

Damit also bei den Menschen von höheren Bruttolöhnen auch netto mehr übrigbleibt, muss der Staat die Stufentarife der Einkommensteuer an diese Entwicklung nach oben anpassen. Sonst würden immer mehr Beschäftigte schon mit kleinen und mittleren Einkommen aufgrund der "kalten Progression" immer höheren Steuersätzen unterliegen.

Steuerfreier Grundfreibetrag wird angehoben

Um diesen Effekt zu verhindern, wird zunächst der Betrag verändert, ab dem überhaupt das Einkommen besteuert wird. Wer wegen der Inflation zu höheren Ausgaben gezwungen ist, soll nicht auch noch zusätzlich mehr Steuern bezahlen. Für Menschen mit niedrigeren Einkommen wird daher der Grundfreibetrag angehoben, bis zu dem gar keine Steuern anfallen. Diese Grenze liegt 2025 dann bei 12.084 Euro.

Wichtig ist das vor allem für Rentner, die bisher noch keine Steuererklärung abgeben mussten. Wer weiterhin aufs Jahr gesehen unter dem dann erhöhten Grundfreibetrag bleibt, muss auch künftig keine Erklärung beim Finanzamt abgeben.

Was gilt für Steuerpflichtige mit höheren Einkommen?

Ein höherer Grundfreibetrag führt bei allen Beschäftigten zu einer geringeren Lohn- und Einkommensteuer, weil sich dadurch ihr zu versteuerndes Einkommen insgesamt reduziert. Es bleibt zwar beim Grundsatz des linear progressiven Steuertarifs, bei dem die Sätze in mehreren Stufen bis zum Spitzensatz von 42 Prozent steigen. Die Besteuerung soll aber auch dort die Inflation berücksichtigen, sodass der jeweilige Anstieg erst bei höheren Beträgen erfolgt. Der Tarif wird also quasi "nach rechts verschoben", das heißt: Die höhere Besteuerung greift erst bei höheren Beträgen.

Was wird aus dem zusätzlichen Solidaritätszuschlag für hohe Einkommen?

Der Solidaritätszuschlag ist für die meisten kein Thema mehr und trifft bereits jetzt weniger als ein Zehntel der Einkommensteuer-Zahler. Ob er für diese Gruppe abgeschafft werden soll, ist politisch in der Ampel-Koalition umstritten.

Ab welchem Einkommen kommt der Soli noch obendrauf?

Insgesamt hat das Bundesfinanzministerium bis 2026 eine mehrstufige Entlastung von 23 Milliarden Euro zum Ausgleich der Inflation angekündigt durch Anpassungen der Lohn- und Einkommensteuer. Der weitgehende Wegfall des "Soli" für die allermeisten Steuerzahler ist dabei mit eingerechnet. Für das laufende Steuerjahr und den Tarif 2024 gibt es eine Freigrenze bei 18.130 Euro (für Paare sind es entsprechend 36.260 Euro). Erst, wer insgesamt mehr Einkommensteuer bezahlen muss als bis zu dieser Freigrenze, für den oder die ist dann obendrauf noch ein Solidaritätszuschlag zu leisten, der ursprünglich einmal für den Aufbau Ost gedacht war.

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