Das "Innkaufhaus" in Wasserburg hat 2017 neu eröffnet – also in einer Zeit, in der selbst große Filialen-Warenhäuser wie Karstadt und Kaufhof schon durch den Druck des Online-Handels ihre Läden schließen mussten. Aber die Inhaberin Sibylle Schuhmacher und ihr Mann wollten es trotzdem probieren - mit dem Ziel, den Kundinnen und Kunden andere Kleidung, Spielsachen oder auch Feinkost zu bieten, als man sie in vielen Ketten findet.
- Zum Artikel: "Nach vielen Pleiten: Haben Kaufhäuser noch Zukunft?"
Drei Werbe-Posts pro Woche sind der Plan
Dafür investiert Inhaberin Sibylle Schuhmacher viel. Zum Beispiel in die eigene Instagram-Werbung, mit einem Posting-Plan von drei Videos pro Woche und einer Verkäuferin, die sich fest um die Produktion und den Schnitt kümmert. "Die Leute kommen halt wirklich rein mit einem Screenshot und sagen 'Hey, das will ich kaufen!' Also Social Media ist für uns wahnsinnig wichtig", sagt Schuhmacher. Der Aufwand bringt zwei- bis dreistellige Like-Zahlen pro Post.
Daneben organisiert das Kaufhaus eine Pop-up-Etage. Fünfmal wechselt dort das Motto pro Jahr: Fasching, Tracht, Badewelt, nochmal Tracht und dann der Weihnachtsmarkt. Und das Geschäft läuft. Nach einigem Ausprobieren und Investitionen in den ersten Jahren macht das "Innkaufhaus" laut Schumacher seit rund drei Jahren Gewinn.
Berater: Kleine Kaufhäuser flexibler als Galeria und Co.
Die Zahl der sogenannten Inhaberin- bzw. Inhaber-geführten Kauf- und Warenhäuser bleibt insgesamt stabil – trotz Online-Handel. Laut dem Verbund der EK Gruppe, in dem deutschlandweit rund 200 dieser Kauf- und Warenhäuser organisiert sind, gibt es in Bayern aktuell 42 solcher Läden – vor fünf Jahren waren es nur zwei mehr. Das Konzept hält sich also.
Johannes Berentzen unterstützt deutschlandweit kleine Kaufhäuser bei ihrem Management. Warum sich ausgerechnet diese Läden halten können, erklärt sich der Unternehmensberater damit, dass solche Händler flexibler sind: "Dadurch, dass sie nicht in großen Konzernstrukturen eingebunden sind, können sie schnell auf Trends, auf das, was die Kunden sich wünschen, reagieren."
Anders als bei Online-Händlern könnten die Kunden die Kleidung sofort anprobieren und mitnehmen, ohne auf eine Bestellung warten zu müssen. Dazu kommt, so Berentzen, dass die Läden anders als Filialketten lokal verwurzelt seien und so eine stärkere Kundenbindung hätten.
Fokus auf das Fachpersonal
So ein Beispiel gibt es auch in Geretsried. Das dortige Kaufhaus von Inhaber Frederik Holthaus existiert schon seit 1972. Er setzt vor allem auf sein Fachpersonal, das seine Kundinnen und Kunden gut kennt. Holthaus sagt: "Gutes Personal muss man sich leisten. 21 Prozent unseres Bruttoumsatzes nutzen wir für Personalkosten, der insgesamt unser größter Kostenpunkt ist." Damit gehöre das Geretsrieder Kaufhaus zu denen, die am meisten dafür ausgeben – mehr als Filialkaufhäuser wie Karstadt oder Galeria.
Holthaus ist zuversichtlich, dass sein Kaufhaus auf in Zukunft bestehen wird. "Ich investiere jetzt schon wieder in den Ladenbau und neue Marken, was sich dann in zwei bis sechs Jahren rechnet." Allerdings muss er einwenden, dass er früher noch wesentlich weiter in die Zukunft planen konnte, nämlich zehn bis fünfzehn Jahre – als das Geschäft auch für die kleinen Kaufhäuser noch wesentlich besser lief.
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