Die Knappschaft ist nicht die größte und auch nicht die bekannteste Krankenkasse, aber sie sticht unter den 94 gesetzlichen Kassen hervor: Sie ist die teuerste Kasse, seit Januar nimmt sie 19 Prozent vom Bruttolohn ihrer Versicherten.
Die Knappschaft hat ihren Beitragssatz in einem besonders beträchtlichen Tempo angehoben: Anfang 2023 lag er noch bei 16,2 Prozent, dann folgten mehrere Anhebungen in schneller Folge, auf jetzt 19 Prozent.
Deutlich ist nun aber auch der Aderlass bei der Versichertenzahl, den die Knappschaft erlitten hat. In den vergangenen zehn Jahren hat sie mehr als ein Viertel ihrer Versicherten verloren, Anfang Februar waren es noch knapp 1,3 Millionen. Wie sich die Zahl nach der Beitragssatzanhebung zum Januar entwickelt hat, ist noch nicht ganz klar. Das wird sich erst im April in der Statistik niederschlagen.
Günstige Krankenkassen gewinnen mehr Mitglieder
Es gibt aber auch Kassen, die einen massiven Zustrom verzeichnen. Die BKK Firmus hatte vor zehn Jahren noch deutlich unter 100.000 Versicherte, inzwischen sind es mehr als 600.000. Und sie erlebt derzeit weiter einen schnellen Zuwachs, der sich aber ebenfalls erst im April abschließend in den Datenbanken niederschlägt. Der vergleichsweise niedrige Beitragssatz von 16,44 Prozent der Kasse mit Sitz in Bremen zieht viele preisbewusste Versicherte an.
BKK Firmus: Beitrag steigt im Sommer weiter
Die BKK Firmus hatte ebenso wie viele andere Kassen ihren Beitragssatz zum Jahreswechsel angehoben, sie blieb aber dennoch deutlich unter dem GKV-Schnitt. Allerdings hat der Vorstand der Kasse angekündigt, dass die BKK Firmus spätestens zum 1. Juli erneut teurer wird. Die Ausgaben für ärztliche Behandlungen, Medikamente, Krankenhausaufenthalte und Therapien stiegen laufend an, erklärte der Vorstand.
Wenn eine Kasse ihren Beitragssatz anhebt, löst das für die Versicherten ein Sonderkündigungsrecht aus. Auch wenn sie noch nicht länger als ein Jahr bei ihrer aktuellen Kasse sind, können sie sich eine andere Kasse suchen. Wer länger als zwölf Monate bei einer gesetzlichen Kasse ist, kann jederzeit wechseln.
Kritik an Wanderungsbewegungen
Die aktuellen Wanderungsbewegungen zwischen den Krankenkassen stoßen bei etlichen Kassen-Chefs auf Kritik. Der Vorstandschef der DAK Gesundheit, Andreas Storm, sagte dem BR, ein Wettbewerb nur über den Preis schade dem Gesundheitssystem.
Wenn es darum geht, Patienten bestmöglich zu versorgen und in Prävention zu investieren, sei ein Preiskampf "ruinös", warnt Storm. Die nächste Bundesregierung muss seiner Ansicht nach den Kassen-Wettbewerb stärker an anderen Kriterien ausrichten.
Warnung vor reinem Preiswettbewerb
Wenn das Ziel lautet, die Versicherten bestmöglich medizinisch zu versorgen und in Prävention zu investieren, sei ein Preiskampf, der durch entsprechende Online-Portale befeuert wird, "ruinös", warnt Storm. Die nächste Bundesregierung muss seiner Ansicht nach den Kassen-Wettbewerb stärker an anderen Kriterien ausrichten.
Dieser Artikel ist erstmals am 3. März 2025 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.
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