Der bayerische Handel will nicht, dass die Ladenöffnungszeiten an Werktagen verlängert werden. "Die große Mehrheit unserer Mitglieder ist dafür, den Ladenschluss um 20.00 Uhr beizubehalten", sagte der Geschäftsführer des Handelsverbands Bayern, Bernd Ohlmann. "Mehr als zwei Drittel sehen das so – darunter auch große Unternehmen quer durch alle Branchen, auch den Textil- und Lebensmitteleinzelhandel." Allerdings gebe es natürlich auch andere Stimmen, die eine Freigabe der Ladenöffnungszeiten wünschten.
In Bayern wird derzeit an einem eigenen Ladenschlussgesetz gearbeitet. Anders als in den Nachbarländern gilt im Freistaat noch die relativ restriktive alte Bundesregelung, obwohl die Länder bereits seit 2006 das Thema Ladenöffnungszeiten selbst in die Hand nehmen können.
Jetzt schon Personalmangel
"Wir haben ja schon jetzt nicht genug Personal", erklärt Ohlmann, was für die Mehrheit im Handel gegen eine Verlängerung spricht. Und gerade in Zeiten der Kaufzurückhaltung werde man durch zusätzliche Öffnungszeiten kaum zusätzliche Kunden anlocken. Daher rechne sich eine starke Verlängerung betriebswirtschaftlich für die Mehrheit nicht. Das hätten auch die Erfahrungen aus den anderen Bundesländern gezeigt. Nach anfänglicher Begeisterung sei dort vieles wieder zurückgefahren worden. Letztlich seien es vor allem die großen Lebensmitteleinzelhändler, die über 20.00 Uhr hinaus geöffnet hätten.
In Baden-Württemberg zum Beispiel schließe der Lebensmitteleinzelhandel – mit Unterschieden zwischen den Ketten – am häufigsten um 20.00 und 21.00 Uhr, teilweise gehe es auch länger. Bei anderen Läden – vom Baumarkt über Mode und Drogerien bis zum Kaufhaus seien es dagegen eher wenige, die nach 20.00 Uhr noch geöffnet hätten, so der Handelsverband.
Verkaufsoffene Sonntage und Shoppingnächte
Auf der Wunschliste des bayerischen Handels stehen dagegen andere Themen wie verkaufsoffene Sonntage und Shoppingnächte. Bei beiden wünscht sich der Verband, dass die aktuell noch gültige Anlassbezogenheit wegfällt. Bei den Sonntagen ist der Verband mit den aktuell erlaubten vier pro Jahr zufrieden, bei den Shoppingnächten wünscht er sich einige pro Jahr und Kommune statt wie bisher eine. Und bei automatisierten Kleinsupermärkten will der Verband, dass diese auch sonntags öffnen können, wenn sichergestellt ist, dass niemand am Sonntag arbeiten muss.
In der Vergangenheit sind Kirchen und Gewerkschaften oft erfolgreich gegen verkaufsoffene Sonntage vorgegangen. Verdi hatte bereits im Frühjahr angekündigt, sich "entschieden gegen alle Angriffe auf den freien Sonntag stellen" zu wollen. Dass an ihnen gerüttelt wird, erscheint allerdings unwahrscheinlich – nicht nur, weil der Handel dies gar nicht will, auch Sozialministerin Ulrike Scharf (CSU) hat bereits klargemacht, nicht an der Grenze von 20.00 Uhr rütteln zu wollen.
Teile der JU fordern längere Ladenöffnungszeiten
Teile der Jungen Union hatten sich jedoch vor wenigen Tagen gegen die Position von Scharf gestellt. In einem offenen Brief an die Landtagsabgeordneten forderte eine Reihe von Bezirks-, Kreis und Ortsverbänden der JU diese auf, sich für längere Öffnungszeiten einzusetzen – an Werktagen von 6.00 bis 22.00 Uhr. "Der Unmut aus der Bevölkerung über die aktuelle Regelung und die Diskussion zum Ladenschlussgesetz nimmt zu", hieß es in dem Brief. "Wir hören das immer häufiger an den Infoständen. Gleichzeitig wird die ablehnende Haltung zur Flexibilisierung der Ladenöffnungszeiten von der Öffentlichkeit mit der CSU in Verbindung gebracht."
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Mit Informationen von dpa
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