Krankengymnastik für den Schulterbereich wird in einer Physiotherapie durchgeführt.
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Die Wartezeiten für Reha-Maßnahmen sind in letzter Zeit spürbar gestiegen.

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Längere Reha-Wartezeiten: "Reha-Tourismus" als Grund?

Die Wartezeiten für Reha-Maßnahmen sind in letzter Zeit spürbar gestiegen. Die Rentenkassen, die für Reha aufkommen, sehen als einen Grund eine Neuregelung, die den Patienten eigentlich Vorteile bringen soll. Sie haben auch eine Empfehlung.

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Im Schnitt acht Wochen betrug die Wartezeit auf eine Reha-Maßnahme, für die die Rentenversicherung aufkommt, im Jahr 2019. Im vergangenen Jahr lag die Wartezeit im Schnitt bei elf Wochen, also um mehr als ein Drittel länger. Viele Reha-Kliniken, über die sich Patienten auf der Online-Seite meine-rehabilitation.de (externer Link) informieren können, melden: "Derzeit nicht belegbar." Wenn die Wartezeit mehr als sechs Monate betragen würde, können Patienten sich nicht anmelden.

Tobias Blaut, der bei der Deutschen Rentenversicherung Bayern Süd die Abteilung Rehabilitation und Sozialmedizin leitet, findet diese Entwicklung auf den ersten Blick überraschend. Denn die Zahl der bewilligten Reha-Anträge habe sich in den vergangenen Jahren nicht nennenswert verändert, erklärt er. Auch die Zahl der angebotenen Plätze sei keineswegs gesunken.

Neue Wahlfreiheit als Erklärung

Es gebe aber eine naheliegende Erklärung, warum gerade in Bayern viele Kliniken sehr lange Wartezeiten haben, sagt Blaut: Neben positiven Bewertungen zur Qualität sei für viele Patienten auch etwas anderes wichtig: "Eine attraktive Lage". Deswegen beobachte die Rentenversicherung gerade in Bayern viele langfristig ausgebuchte Reha-Kliniken, aber auch an der Nord- und Ostsee.

Seit dem vergangenen Jahr können Patienten, die eine Reha-Maßnahme bewilligt bekommen haben, grundsätzlich selbst entscheiden, in welche der rund 1.000 Reha-Kliniken in Deutschland sie gehen wollen. Diese neue, gesetzlich festgeschriebene Wahlfreiheit sei wahrscheinlich ein Grund für die längeren Wartzeiten, sagt der Reha-Fachmann Blaut: "Wir deuten das so, dass den Versicherten ihr Wunsch- und Wahlrecht an dieser Stelle wichtiger ist und sie eben ihre Wunschklinik auch dann wählen, wenn es mit einer längeren Wartezeit verbunden ist."

Kritik an "Reha-Tourismus"

Einzelne Klinik-Manager sehen diese Entwicklung mit einer gewissen Skepsis. Es gebe einen regelrechten "Reha-Tourismus", kann man aus Klinik-Kreisen hören: Patienten aus Norddeutschland kämen nach Bayern, auch wenn sie dafür weite Strecken zurücklegen müssen. Im Gegenzug würden Patienten aus dem Freistaat oft gerne ans Meer.

Rentenversicherung rät zu Flexibilität

Wer seine Wartezeit verkürzen will, könne dazu aber ebenfalls sein neues Wahlrecht nutzen, erklärt Tobias Blaut von der DRV Bayern Süd. Auch nach einer bereits getroffenen Wahl könnten Patienten ihre Anmeldung wechseln. Dazu gebe es auch Hilfestellung vom jeweiligen Rententräger: "Dort können Patienten sich beraten lassen, in welcher anderen Einrichtung vielleicht eine frühere Aufnahme möglich wäre."

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