Airbuswerk Hamburg, Endfertigung für den A320
Bildrechte: Airbus

Die Auftragsbücher sind gut gefüllt, dennoch produziert Airbus nicht so viel wie geplant. Es fehlt an Komponenten von Zulieferern.

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Lieferprobleme bei Flugzeugen und High-Tech-Waffen

Airbus wird in diesem Jahr deutlich weniger neue Maschinen ausliefern als gedacht. Es fehlt an verschiedensten Bauteilen. Auch in der Rüstungsindustrie müssen die Kunden teils sehr lange auf bestellte Produkte warten.

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Egal ob Airbus oder Boeing: Die beiden großen Flugzeugbauer hinken ihren selbst gesteckten Produktionsplänen weit hinterher. So sorgen beim US-Konzern Boeing immer neue Qualitätsprobleme für eine schleppende Produktion. Der europäische Wettbewerber Airbus kann davon aber nicht profitieren, ganz im Gegenteil. Statt wie geplant die Produktion hochzufahren, musste die Airbus-Spitze vor wenigen Tagen ihre Jahresprognose sogar kürzen. Statt der bisher geplanten 800 Jets sollen nun nur noch 770 Verkehrsflugzeuge aus den Airbus-Werken rollen.

Es fehlt an Triebwerken, aber auch an Bordtoiletten

Der Grund für die gekürzte Airbus-Prognose sind nach Angaben des Konzerns Kapazitätsprobleme bei Zulieferern. Airbus fehlt es demnach nicht nur an Triebwerken, sondern eigentlich an allem, angefangen bei Rumpfteilen über Sitze bis hin zu Bordtoiletten. Das Problem ist nicht neu und belastet seit langem die gesamte Luftfahrtbranche. So hinkt zum Beispiel die Lufthansa bei ihrer neuen Kabinenausstattung auch deshalb Jahre hinter dem Zeitplan her, weil sich die Zulieferung der nötigen Sitze verzögerte.

Lieferkette ist brüchig

Die Lieferkette eines Passagierflugzeuges ist sehr komplex. Teils stammen wichtige Bauteile von kleinen, hoch spezialisierten Mittelständlern. Viele dieser Firmen sehen sich jedoch von den Wachstumsplänen der Flugzeugbauer überfordert. Sie klagen, dass ihnen das Geld fehlt, um Werkzeuge, Maschinen, Rohmaterial und zusätzliches Personal teils über Jahre vorzufinanzieren. Eine entsprechende Studie wurde Anfang des Monats bei Luftfahrtmesse ILA in Berlin veröffentlicht. Umgekehrt können die Flugzeugbauer nicht so einfach auf andere Zulieferer ausweichen. In der Luftfahrt ist jedes Bauteil zertifiziert, auch die Hersteller müssen entsprechende Zulassungen und Nachweise haben. Deswegen wäre es extrem aufwändig, neue Lieferantenstrukturen aufzubauen.

Fluggesellschaften unglücklich über Marktlage

Aufseiten der Fluggesellschaften sieht man die Lieferprobleme der Hersteller mit Ärger und Sorge. Egal ob Lufthansa oder Ryanair – fast jede größere Airline musste auch in diesem Jahr den ursprünglich geplanten Flugplan eindampfen, da weniger Maschinen als bestellt zur Verfügung stehen. Ausweichen können auch sie nicht, da es mit Airbus und Boeing ein Duopol für Mittel- und Langstreckenjets gibt. Andere Hersteller wie die brasilianische Embraer stellen nur kleinere Maschinen her. Flugzeuge "Made in China" wiederum gelten den meisten Fluggesellschaften noch als wenig attraktiv.

Engpässe auch bei Technologien für die Rüstung

Doch auch in anderen Hightech-Branchen gibt es Engpässe, etwa in der Verteidigungsindustrie. So soll die Bundeswehr in den kommenden Jahren weitere 105 Kampfpanzer der neuesten Leopard-2-Generation des Münchener Herstellers KNDS Deutschland erhalten. Doch das Bundesverteidigungsministerium warnte in einem internen Schreiben, die Lieferung der Panzer könnte sich wegen Problemen in der Lieferkette verzögern. Das Nadelöhr seien hier spezielle Rohstoffe rund um den Panzerstahl sowie Elektronik-Komponenten.

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