Beim Lufthansa-Ferienflieger Discover Airlines könnte es noch vor dem Ende der Sommerferien in Bayern zum Streik kommen. Mit großen Mehrheiten in den parallelen Urabstimmungen für einen Arbeitskampf sehen sich die Gewerkschaften der Flugbegleiter UFO und der Piloten Vereinigung Cockpit (VC) darin bestärkt, den erstmaligen Abschluss von Tarifverträgen durchzusetzen. "Unbefristete Arbeitskampfmaßnahmen sind ab sofort jederzeit möglich", heißt es bei der VC. Der Termin sei noch offen.
UFO und Cockpit: "Verdi nicht legitimierte Arbeitnehmervertretung bei Discover"
Die beiden Gewerkschaften hatten sich verbündet, nachdem die Airline überraschend einen Abschluss mit der konkurrierenden Dienstleistungsgewerkschaft Verdi vorgezogen hatte. Der Verdi-Tarifvertrag sei innerhalb weniger Tage von einer ad hoc einberufenen Tarifkommission abgeschlossen worden.
"Da ist eine nicht legitimierte Arbeitnehmervertretung vom Management ins Amt gehoben worden." Es komme im konkreten Fall weniger auf die unterschiedlichen Inhalte an als auf die Frage, mit wem ein Vertrag abgeschlossen werde, sagte VC-Chef Andreas Pinheiro. Ein "nachhaltiger" Tarifvertrag könne nur mit einer Gewerkschaft geschlossen werden, die auch künftig mächtig genug sei, eigenständige Verträge abzuschließen.
In der seit vergangener Woche laufenden Abstimmung votierten fast 92 Prozent der befragten Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter sowie 81 Prozent des befragten Cockpit-Personals mit Ja. Es habe eine große Beteiligung der Mitglieder gegeben, erklärten VC und UFO bei der Bekanntgabe des Urabstimmungsergebnisses am Mittwoch. Nach früheren Angaben sollen rund 1.000 der insgesamt 1.900 Beschäftigten bei den beiden Fachgewerkschaften organisiert sein.
Discover: "Wir nehmen Urabstimmungsergebnis zur Kenntnis"
Die Lufthansa-Tochter Discover, die mit einer Flotte von 27 Flugzeugen Europa- und Langstreckenflüge von Frankfurt und München aus anbietet, erklärte, sie nehme das Ergebnis zur Kenntnis. Bei einer ersten Streikwelle von VC und UFO Anfang des Jahres konnte Discover mit Unterstützung aus dem Lufthansa-Netzwerk die Folgen für die Kunden in Grenzen halten. Discover hatte nach der Einigung mit Verdi vor knapp zwei Wochen betont, sie wolle diesen Tarifvertrag umsetzen.
UFO und Cockpit kritisieren "undemokratische Machtspiele"
Verdi kam nach Auffassung von VC und UFO aber nur auf des Arbeitgebers Gnade zum Zug, obwohl die DGB-Gewerkschaft weniger Mitglieder und Sachverstand für die Belange der Mitarbeitenden habe. Das Kabinenpersonal wolle nun der Lufthansa-Tochter zeigen, dass noch immer die Mitarbeitenden entscheiden wollten, wer ihre Tarifverträge verhandeln soll und dass dies nicht "in Hinterzimmern der Arbeitgeberseite nach deren Sympathien geschehen darf", erklärte UFO-Chef Joachim Vázquez Bürger. Das seien undemokratische Machtspiele. Verdi wies das zurück und warf der VC und UFO vor, es gehe ihnen nur um den Erhalt ihres Einflusses im Lufthansa-Konzern und nicht um die Interessen der Beschäftigten.
Der Tarifvertrag zwischen Discover und Verdi enthält regelmäßige Lohnsteigerungen für beide Berufsgruppen bis Ende 2027 zwischen 16 und 38 Prozent, außerdem etliche Regelungen zu Zulagen und Arbeitszeitregelungen, betrieblicher Altersvorsorge oder Hilfen beim Verlust der Fluglizenz. Für die eigenen Mitglieder hat Verdi einen verlängerten Kündigungsschutz sowie ein zusätzliches halbes Monatsgehalt festgehalten.
Mit Informationen von dpa und Reuters
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