Alte gehen, Junge fehlen: Die Lücken auf dem Arbeitsmarkt in Oberfranken wird sich in den kommenden Jahren vergrößern. Wie stark der Fachkräftemangel im Bezirk sein wird – das hat jetzt die Industrie- und Handelskammer in Bayreuth beziffert. Demnach fehlen in der Region 22.000 Fach- und Arbeitskräfte.
Zahl der fehlenden Arbeitskräfte in Oberfranken steigt wohl weiter
Oberfranken entgingen damit jährlich knapp 2,1 Milliarden Euro an Bruttowertschöpfung. Dieser Wert steige nach der aktuellen Prognose bis 2027 auf 2,7 Milliarden Euro jährlich. "Mittlerweile hat der Arbeitskräftemangel ein Ausmaß erreicht, das strukturell und gesamtwirtschaftlich viel mehr ist als nur eine Herausforderung", warnt IHK-Präsident Michael Waasner. In den kommenden drei Jahren soll die Arbeitskräftelücke nach neuesten Berechnungen um weitere 6.300 Arbeitskräfte auf insgesamt 28.300 ansteigen, heißt es in der Mitteilung.
Prozentual höchster Anstieg bei geringqualifizierten Arbeitskräften
Am größten werde die Lücke bei den Fachkräften. Hier nehme der Bedarf um 29 Prozent auf rund 15.800 zu. Bei den Fachwirten, Meistern und Bachelor-Absolventen wird mit einem Anstieg um 35 Prozent auf 4.800 gerechnet. Den prozentual höchsten Zuwachs erwarte die Studie bei den geringqualifizierten Helfern mit 82 Prozent auf rund 2.000. Bei den "Experten" schließlich soll der Arbeitskräfteengpass in Oberfranken um 31 Prozent auf rund 5.700 ansteigen.
"Die Lösung des Arbeitskräftemangels wäre für Oberfranken ein vom Ausmaß noch nicht dagewesenes Konjunkturprogramm. Umso wichtiger ist die intelligente Verzahnung von der Ausschöpfung vorhandener Potenziale, passgenauer Ausbildung, gezielter Zuwanderung sowie schneller und pragmatischer Integration", wird IHK-Hauptgeschäftsführer Wolfram Brehm zitiert.
Fehlende Arbeitskräfte in Bayern: Kreis Kronach stark betroffen
Dass Oberfranken besonders schwer vom Fachkräftemangel betroffen ist, zeigt eine Studie des Forschungsunternehmens Prognos. Das hatte zuletzt im Auftrag der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) die Arbeitskräftelücke für das Jahr 2035 berechnet und untersucht, wie viele Arbeitskräfte in den Landkreisen und kreisfreien Städten in Bayern fehlen werden.
Demnach werden vor allem in den ländlichen Kreisen im Norden Bayerns Engpässe auftreten, weil die Zahl der erwerbsfähigen Personen dort stark zurückgeht. Im Jahr 2035 könnten beispielsweise im Landkreis Kronach 7.000 Stellen unbesetzt bleiben. Denn das Angebot an Arbeitskräften soll dort laut Studie um knapp 22 Prozent geringer sein als die Nachfrage.
Damit ist der Landkreis am deutlichsten von dem Arbeitskräftemangel betroffen. Weniger düster sieht es in Ballungszentren wie Fürth oder Nürnberg aus – und im Süden. Die Studie zeigt ein Nord-Süd-Gefälle, das auch in der interaktiven Karte unten sichtbar wird.
Grafik: Fehlende Arbeitskräfte in Bayern 2035
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