Wenn europäische Raketen Satelliten ins All transportieren, dann starten sie bisher in Kourou im Nordosten Südamerikas, in einem französischen Übersee-Territorium. Künftig aber wollen Europas Raumfahrer auch vom heimischen Kontinent aus in den Weltraum starten. Nämlich von Rampen an den nördlichsten Zipfeln Europas, zum Beispiel auf einer schottischen Insel oder in Norwegen.
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Start hängt vom Wetter in Norwegen ab
Heute könnte es soweit sein: Die norwegische Luftfahrtbehörde hat ab dem 20. März die Erlaubnis für einen Start der "Spectrum"-Rakete von Isar Aerospace erteilt. Jetzt hängt es vom Wetter am norwegischen Weltraumbahnhof Andøya Spaceport ab, ob die 28 Meter lange Rakete in den Weltraum geschossen wird. Die sogenannte "Spectrum"-Trägerrakete hat die Firma aus Ottobrunn fast vollständig selbst entworfen. Künftig soll sie kleine und mittelgroße Satelliten ins All befördern.
Der Vorstandschef und Mitgründer von Isar Aerospace, Daniel Metzler, erklärte in einer Pressemitteilung: "In den nächsten Tagen wird Isar Aerospace den Grundstein legen, um den dringend benötigten unabhängigen und wettbewerbsfähigen Zugang zum Weltraum aus Europa wiederzuerlangen". Auch wenn der Testflug nur ein Vorgeschmack darauf sein kann: Beim ersten Start gehe es vor allem darum, möglichst viele Daten und Erfahrungen zu sammeln.
Zwei bayerische Start-ups entwickeln eigene Raketen
Zwei bayerische Firmen spielen bei diesem Meilenstein eine entscheidende Rolle. Binnen weniger Jahre haben sich Isar Aerospace aus Ottobrunn und die Rocket Factory Augsburg von studentisch geprägten Start-ups zu Firmen entwickelt, die in Eigenregie komplette Trägerraketen entwickeln und produzieren. Sie setzen dabei auf Technologien wie 3-Druck und Serienfertigung, um die Kosten im Vergleich zum Beispiel zu einer Ariane-Rakete massiv zu drücken.
Gelingen die ersten Starts, dann winken den Investoren hinter den Start-ups Milliardenumsätze. Denn Microlauncher, wie die vergleichsweise kleinen Raketen in der Branche genannt werden, gelten als Zukunft der Raumfahrt. Sie sollen in den kommenden Jahren und Jahrzehnten zehntausende von kleinen Satelliten transportieren, zum Beispiel für die Telekommunikation.
Europa will eigenen Zugang zum All
Schon seit Jahrzehnten setzt man in Europa auf einen eigenständigen Zugang zum All. In der Vergangenheit setzte man dabei vor allem auf gemeinsame staatliche Programme. Vor allem Deutschland und Frankreich steckten Milliarden von Euro in die Entwicklung der Ariane-Raketen. Die sind allerdings zu groß und zu teuer für den Transport von kleinen, modernen Satelliten, die inzwischen das Raumfahrtgeschäft dominieren.
Auf diesen Markt setzen nun junge Firmen wie Isar Aerospace und Rocket Factory Augsburg. Auch aus strategischer Sicht gelten diese Programme als wichtig. So habe der Ukraine-Krieg gezeigt, wie wichtig es sei, eigenständig Zugriff auf Daten aus dem All zu haben, heißt es unter anderem bei der Europäischen Weltraumbehörde ESA.
Zum Hören: Starterlaubnis für Isar Aerospace
Rakete Spectrum von Isar Aerospace
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