Eine Pflegerin bereitet Medikamente vor
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Rekordbeschäftigung in Bayern – und trotzdem mehr Arbeitslose?

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Rekordbeschäftigung in Bayern – und trotzdem mehr Arbeitslose?

Rekordbeschäftigung in Bayern – und trotzdem mehr Arbeitslose?

Ende des Jahres ist die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Freistaat erstmals auf über sechs Millionen gestiegen. Aber die Arbeitslosigkeit steigt noch deutlicher. Auf den ersten Blick irritierend, aber erklärbar.

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Die Zahl der regulär, also sozialversicherungspflichtig Beschäftigten steigt vor allem im öffentlichen Dienst, im Bereich Erziehung und Unterricht sowie im Sozial- und Gesundheitswesen. Allein Gesundheit und Pflege haben im vergangenen Jahr bayernweit rund 12.000 Menschen mehr beschäftigt als ein Jahr zuvor. Träger von Pflegeheimen wie Diakoneo in Bamberg berichten von regem Interesse an der Pflegeausbildung.

Wer den Beschäftigungszuwachs trägt

Ohne den Faktor Zuwanderung würde die Beschäftigung im Freistaat jedoch zurückgehen. Markus Schmitz, Chef der bayerischen Arbeitsagenturen, verweist auf die Statistik: Im vergangenen Jahr waren in Bayern 13.000 Deutsche weniger beschäftigt. Die Zahl der Ausländer in Jobs nahm dagegen um 47.000 zu. Die überwiegende Zahl kam nicht, wie noch vor zehn Jahren, aus EU-Ländern. Auch die Geflüchteten aus der Ukraine und den wichtigsten Asylherkunftsländern bilden nicht die größte Gruppe. 20.000 neu Beschäftigte kamen im vergangenen Jahr aus anderen Drittstaaten.

Migranten von Arbeitslosigkeit stärker betroffen

Auch die Arbeitslosigkeit ist in den vergangenen beiden Jahren gestiegen, und zwar um rund ein Fünftel. Im Durchschnitt des vergangenen Jahres waren - im Sinne der gesetzlichen Definition - 285.000 Menschen arbeitslos. Häufiger als im Durchschnitt der Bevölkerung werden derzeit junge Menschen und Migranten arbeitslos. Migranten haben teils geringere formale Qualifikationen, junge Menschen werden in wirtschaftlich schwierigen Zeiten entweder gar nicht eingestellt oder leichter entlassen, da ihr Kündigungsschutz geringer ist.

Arbeitslos sind im vergangenen Jahr viele Menschen im verarbeitenden Gewerbe geworden. Dazu gehört die Industrie, insbesondere Automobilhersteller und Automobilzulieferer. Dort arbeiten mehr Männer als Frauen. Auch im Baugewerbe und der Zeitarbeit ging die Zahl der Jobs zurück.

Noch überwiegt der Stellenaufbau den Abbau

Dass gleichzeitig Arbeitslosigkeit und Beschäftigung steigen, erklären die Arbeitsagenturen auch damit, dass die erwerbsfähige Bevölkerung in Bayern in den vergangenen Jahren immer gewachsen ist. Ob das so bleibt, ist aber nicht ausgemacht.

Während Forschende des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung im laufenden Jahr damit rechnen, dass die Beschäftigung in ganz Schwaben und dem größten Teil Ober- und Niederbayerns weiter zunimmt, erwarten sie vor allem für Ober- und Unterfranken, aber auch für die Automobilregion Ingolstadt einen Rückgang. Das Phänomen des gleichzeitigen Wachstums von Arbeit und Arbeitslosigkeit könnte also auch bald ein Ende haben.

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