Der Bund wird in den kommenden Jahren ein "Generationenkapital" genanntes Sondervermögen aufbauen. Die Erträge daraus sollen später dafür sorgen, dass die Renten und die Beiträge in Zukunft stabil bleiben und die Zuschüsse des Bundes aus den Steuereinnahmen sich im Rahmen halten.
Kosten und Erträge der Aktienrente für den Bundeshaushalt
Beitragszahler und Rentner sollen von der neuen Aktienrente nichts mitbekommen und auch keinen Einfluss nehmen können. Das Vorhaben dient nur dazu, indirekt die Beiträge stabil zu halten und vor allem auch die Höhe der späteren Renten.
Die Kosten der Aktienrente trägt der Bund allein. Er will damit langfristig seine staatlichen Zuschüsse für die gesetzliche Rentenversicherung aus dem Haushalt reduzieren, die sonst steigen würden, wenn an den Beiträgen der Einzahler und den Renten der Empfänger nichts grundlegend verändert wird.
Bund kauft Aktien, um Rentenzuschüsse aus Steuermitteln später zu verringern
Vereinfacht gesagt soll die neue Aktienrendite den Rentenzuschuss aus den Steuereinnahmen des Bundes begrenzen. Den Kapitalstock dafür will der Bund mit neuen Schulden vorfinanzieren. Wenn die Rechnung aufgeht, werden diese Geldanlagen des Staates so viel Rendite abwerfen, dass damit nicht nur die Schulden für den Kapitalstock finanziert werden, sondern darüber hinaus zusätzliche Erträge entstehen zum weiteren Vermögensaufbau.
Am Ende soll das Vermögen groß genug sein, um aus den Erträgen Zuschüsse ins System zu speisen und so die Beiträge zu deckeln und die Renten zu sichern. Eine Garantie, dass so etwas funktioniert, gibt es nicht, zumal dafür sehr viel Kapital erforderlich ist.
Die jährlich zehn Milliarden Euro, um die es zunächst geht, können nur ein Anfang sein. Das Umfeld am Kapitalmarkt, wie die Höhe der Zinsen oder die Entwicklung der Börsenkurse, spielt für den Erfolg dieser Maßnahme eine entscheidende Rolle.
Schwedisches Modell: Unterschiede zu Deutschland
Anders als in Schweden haben die Rentenversicherten in Deutschland selbst nicht die Möglichkeit, in die neue Aktienrente einzuzahlen und von möglichen Erträgen des Generationenkapitals direkt zu profitieren. In Schweden ist der gesetzliche Rentenbeitrag von Arbeitnehmern und Arbeitgebern mit 18,5 Prozent ähnlich hoch wie in Deutschland mit 18,6 Prozent vom gesamten Bruttoeinkommen.
Die Arbeitnehmer haben dort aber die Möglichkeit, über 2,5 Prozentpunkte von diesem Beitrag frei zu entscheiden, wo dieses Geld innerhalb der staatlichen Aktienrente und ihren mehr als 100 Fonds angelegt werden soll.
Das kann ihnen zusätzliche Chancen, aber auch Risiken einbringen. Das Risiko, mit dem schwedischen Staatsfonds finanziell Schiffbruch zu erleiden, ist aber eher gering. Das Sondervermögen wird seit dem Jahr 2000 angespart und hat sich seitdem gut entwickelt.
Kapitalrente in Schweden nur ein Tropfen auf den heißen Stein
Immerhin fließen auch in Schweden immer noch 16 Prozent Beiträge in die umlagefinanzierte klassische Rente und nur 2,5 Punkte in die kapitalgedeckte Rente. Aber die bisherigen Erfahrungen damit sind positiv, auch was die Stabilität der Beiträge und die Höhe der Renten betrifft.
Aufs Ganze gesehen kommen bei einer Rentenleistung von knapp 2.000 Euro bislang noch keine 100 Euro aus den Aktienfonds. Mehr als 95 Prozent der Renten sind damit auch nach 20 Jahren immer noch umlagefinanziert aus den laufenden monatlichen Abbuchungen bei den Beitragszahlern.
Deutsche Aktienrente bräuchte wesentlich mehr Geld als geplant
Das Beispiel zeigt, dass es auch in Deutschland noch sehr lange dauern könnte, bis ein nennenswerter Anteil der Rente aus dem Kapitalstock kommt, den der Bund gerade erst aufbauen will. Und dass am Ende noch wesentlich größere Summen erforderlich sind als die geplanten 10 Milliarden Euro, die dem Rentenprojekt in diesem Jahr an Startkapital mit auf den Weg gegeben werden.
200 Milliarden Euro Kapitalstock bis 2035 zu optimistisch?
Die aktuellen Berechnungen der Bundesregierung sehen vor, dass jedes Jahr weitere Milliardenbeträge ähnlich wie für 2024 in den Kapitalstock der Aktienrente fließen, damit bis 2035 dann rund 200 Milliarden Euro auf diese Weise zusammenkommen.
Weil dieses Geld vorerst nicht angetastet wird, werden die Zinserträge, Kursgewinne, Dividenden und so weiter "thesauriert", also für weitere Geldanlagen verwendet. Das soll dann mit dem Zinseszinseffekt das Generationenvermögen weiter anschwellen lassen.
Schulden müssen finanziert werden – Kursrückschläge denkbar
Andererseits müssen aber auch die Schulden bezahlt werden, die für dieses System am Kapitalmarkt aufgenommen werden. Ob es unterm Strich tatsächlich zu einer hohen Rendite kommt, bleibt abzuwarten. Für eine Verdoppelung des Kapitals binnen zehn Jahren ist eine Nettoverzinsung von sieben Prozent erforderlich.
Das entspricht zwar den langjährigen Aktienrenditen im Durchschnitt. Es kann aber von Jahr zu Jahr auch zu hohen Schwankungen kommen, zum Beispiel bei einem Aktiencrash oder einer Finanzkrise, wie es sie in den letzten Jahren immer wieder einmal gegeben hat.
Modell "Kenfo"
Es gibt übrigens bereits einen ähnlichen staatlichen Fonds, mit dem schon entsprechende Erfahrungen gesammelt wurden: Den Atomfonds Kenfo (Fonds zur Finanzierung der kerntechnischen Entsorgung), der bisher die Milliardenmittel des Staates zur Finanzierung der kerntechnischen Entsorgung verwaltet – mit zuletzt jedoch eher mäßigem Erfolg.
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