Ein Schutzhelm mit der Aufschrift Siemens Energy hängt in einer Werkhalle des Konzerns
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Sebastian Kahnert
Audiobeitrag

Wie Siemens Energy heute bekannt gab, wird der Konzern Turbinen für sogenannte kleine modulare Reaktoren liefern. Daran wird weltweit geforscht.

Audiobeitrag
> Wirtschaft >

Siemens Energy will Bauteile für Mini-Kernkraftwerke liefern

Siemens Energy will Bauteile für Mini-Kernkraftwerke liefern

Vor 14 Jahren stieg Siemens aus der Technologie für Atomkraftwerke aus – sie habe keine Zukunft. Doch nun will Siemens Energy künftig auch Turbinen für sogenannte Kleine Modulare Reaktoren liefern. An solchen Systemen wird weltweit geforscht.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Auch wenn Deutschland in den vergangenen Jahren konsequent aus der Atomkraft ausgestiegen ist – in zahlreichen Ländern gilt die Nukleartechnik nach wie vor als wichtiger Baustein für die künftige Energieversorgung. Großes Potenzial sehen die Befürworter vor allem in sogenannten Kleinen Modularen Reaktoren, gebräuchlich ist die englische Abkürzung: SMR.

Kooperation mit Rolls-Royce

Sie sollen kleiner, sicherer und nicht zuletzt günstiger in Bau und Betrieb sein als herkömmliche Nuklearanlagen. Eines der Unternehmen, das an der Entwicklung solcher Reaktoren arbeitet, ist die britische Firma Rolls-Royce. Sie baut nicht nur Fahrzeuge, sondern auch große Motoren und Turbinen, etwa für Flugzeuge. Nun kommen also SMR dazu.

Bei Siemens Energy hieß es, man werde Rolls-Royce die sogenannte "Turbine Island" zuliefern, also Dampfturbinen, Generatoren und weitere Systeme, die nicht direkt zur nuklearen Technik gehören. Der endgültige Vertragsabschluss zur gemeinsamen Entwicklung soll bis Ende des Jahres besiegelt sein.

SMR sind deutlich kleiner, aber weniger leistungsfähig

Die Kooperation soll zu SMR führen, die eine Leistung von rund 470 Megawatt bringen – also rund die Hälfte eines klassischen Atomkraftwerks, das etwa ein Gigawatt leistet. Dafür soll das Kraftwerk deutlich kleiner werden als bisherige Anlagen. Siemens Energy spricht von einer Größe von etwa zwei Fußballfeldern. Das Kraftwerk soll zudem als modulares System entstehen, die einzelnen Kraftwerksteile können also im Werk vorproduziert werden. Durch den Transport der fertigen Module an den Standort werde sich die Bauzeit deutlich verkürzen.

Die Frage, wie sich schnell günstige Energie erzeugen lässt, ist nicht zuletzt in der Techbranche wieder hochgekocht. Der Grund: die weltweit extrem große Nachfrage nach KI-Systemen. Für die Beantwortung einer einzigen Anfrage verbraucht beispielsweise Chat-GPT so viel Strom, dass eine LED-Birne mehrere Minuten lang leuchten könnte. Der Facebook-Mutterkonzern Meta etwa will daher eigene Atomkraftwerke in Betrieb nehmen.

Frage des Atommülls auch bei SMR nicht geklärt

Auch wenn Deutschland in den vergangenen Jahren konsequent aus der Atomkraft ausgestiegen ist – in zahlreichen Ländern gilt die Nukleartechnik nach wie vor als wichtiger Baustein für die künftige Energieversorgung. Weltweit forschen Unternehmen an den Kleinen Modularen Reaktoren.

Aktuell sind diese Projekte aber über einen Versuchsstatus nicht hinausgekommen. Weltweit sind erst zwei SMR in Testbetrieb, ein weiteres Werk befindet sich im Bau. Auch Siemens Energy und Rolls-Royce rechnen mit belastbaren Ergebnissen ihrer Kooperation frühestens in den 2030er-Jahren.

Und auch bei SMR stellt sich die Frage nach dem Umgang mit Atommüll. Siemens Energy selbst sagt, es sei nicht klar, ob SMR überhaupt weniger Atommüll produzieren als konventionelle Atomkraftwerke. Das werde sich erst zeigen, wenn mehrere dieser Reaktoren in Betrieb seien.

Hinweis der Redaktion:

In einer ersten Version lautete die Überschrift "Siemens Energy: Rückkehr ins Kernkraft-Geschäft". Dies war zum Teil missverständlich. Siemens Energy hatte auch in den vergangenen Jahren nichtnukleare Bauteile für Atomkraftwerke geliefert.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!