Die bayerischen Brauer haben 2024 insgesamt 2,38 Milliarden Liter Bier verkauft. Das ist gegenüber dem Vorjahr ein Plus von 1,6 Prozent. Wenn man alkoholfreies Bier noch hinzuzählt, ging es sogar um 1,9 Prozent nach oben auf 2,6 Milliarden Liter.
Bayerische Brauer blicken zuversichtlich nach vorne
Mit dieser Absatzmenge haben die Bayerischen Brauereien wieder das Absatzniveau von 2019 erreicht. Mit Markenbewusstsein, Qualität und Tradition habe man das geschafft, erklärte der Vizepräsident des Bayerischen Brauerbunds Michael Möller im BR-Gespräch. Das "Helle" sei voll im Trend, fügte er hinzu. Zum Erfolg beigetragen hat seinen Worten nach auch die starke Verankerung in der Gastronomie. Zusätzlichen Schwung brachten zudem die alkoholfreien Biersorten.
Das Konsumverhalten habe sich geändert. Die bisherigen Konsumenten würden immer älter und die nachwachsende Generation stehe dem Alkohol verhaltener gegenüber, fügt Möller hinzu. Das belegen auch die Zahlen. Seit Jahren geht der Pro-Kopf-Verbrauch hierzulande zurück. 2022 lag er bei 88 Liter, Mitte der siebziger Jahre war der Verbrauch noch bei mehr als 150 Liter. In Bayern wird offensichtlich nach wie vor mehr getrunken, wenn man Schätzungen der Brauer glauben mag, die den Bier-Konsum im Freistaat auf etwa 110 – 115 Liter pro Jahr und Kopf schätzen.
Vorwurf der Brauereien: "Handel verramscht Bier"
Ein Wermutstropfen bleibt: Der Absatz ist zwar gestiegen, die Kosten sind es aber auch und zwar schneller als die Erlöse, beklagen die Brauer. Ein hoher Bierabsatz sei kein sicheres Zeichen wirtschaftlicher Stärke, betont Möller. Entscheidend sei, was am Ende übrigbleibe und hier stünden hohe Energiekosten, gestiegene Kosten für Transport, Personal usw. einer seit Jahren schwachen Entwicklung bei den Erlösen gegenüber.
Möller wiederholte die Kritik an Handel und großen Brauereikonzernen. Als Lockvogel werde Bier Woche für Woche verramscht. Dies sei Ausdruck eines scharf geführten Verdrängungswettbewerbs im Biermarkt. Leidtragende seien vor allem die mittelständischen Brauereien, die diesen Preiskampf nicht mithalten könnten. Mit Blick auf die vorgezogene Bundestagswahl am 23. Februar fordert der Bayerische Brauerbund von der Politik auch weiterhin eine "differenzierte" Alkoholpolitik. Es gelte zwischen Genuss und Missbrauch zu unterscheiden.
Brauer halten wenig von höherem Flaschenpfand
Österreich hat Anfang Februar das Pfand für Getränkeflaschen aus Glas deutlich angehoben, von 9 auf nun 20 Cent. Damit will man erreichen, dass mehr Leergut an Brauereien und andere Getränkeabfüller zurückgegeben wird. Das senkt die Kosten der Unternehmen und hilft der Umwelt. Die bayerischen Brauer würden sich vermutlich eine höhere Rücklaufquote auch wünschen. Das derzeitige Flaschenpfand von aktuell acht Cent für eine normale Bierflasche aus Glas und 15 Cent für eine Bügelflasche kann man wohl kaum als "motivierend" bezeichnen, um Pfandflaschen zurückzubringen. Und doch überwiegt in der Branche die Skepsis und das seit längerem.
Höheres Pfand: Brauereien scheuen Mehrkosten
Denn so eine Umstellung kostet Geld. Die Brauereien zahlen ab dem Zeitpunkt der Umstellung mehr für leere Pfandflaschen und zwar auch für die, die vor der Umstellung gekauft wurden. Bei insgesamt vier Milliarden Mehrweg-Bierflaschen in Deutschland würde eine Erhöhung des Pfandsatzes von derzeit 8 auf 20 Cent 480 Millionen Euro kosten, schätzt man beim Deutschen Brauerbund. Auch die Umstellung tausender Rücknahmeautomaten im Handel sei sehr kostenintensiv, fügt der Interessenverband hinzu. Eine Kennzeichnung zur Unterscheidung von Flaschen mit altem und neuem Pfand ist ihrer Meinung nach technisch nicht möglich. Abschließend heißt es deshalb, man könne die Entscheidung in Österreich nachvollziehen und werde die Entwicklung dort genau beobachten. Der Berufsverband sieht aktuell offensichtlich auch keinen großen Handlungsdruck angesichts der angegebenen Rücklaufquote von 80 Prozent.
Pfandtourismus: Bringen Deutsche leere Flaschen nach Österreich?
Andererseits müssen bayerische Brauereien in der Grenzregion, die ihr Bier auch in Österreich anbieten, nun damit rechnen, dass Kunden ihre Flaschen im Freistaat voll kaufen und dann leer in Österreich zurückgeben, sozusagen Pfandtourismus betreiben. Allerdings muss man sehen, ob das zukünftig wirklich im großen Stil stattfinden wird. Denn es müsste schon eine größere Menge sein, damit sich das für mögliche Pfandtouristen dann auch lohnt.
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