Ein Tempolimit für ICEs: Der Vorsitzende der Bahngewerkschaft EVG, Martin Burkert, will mit langsameren Zügen erreichen, dass der Fahrplan häufiger eingehalten werden kann. Es sei angesichts der vielen Baustellen im Schienennetz vielleicht vernünftiger, auf Streckenabschnitten statt 250 Kilometer pro Stunde nur noch 200 zu fahren, sagte Burkert.
Sein Argument: Derzeit bringen die verspäteten Hochgeschwindigkeitszüge regelmäßig die Fahrpläne durcheinander. Würde mit längeren Fahrzeiten gerechnet, würde das die Verspätungen reduzieren. Das wäre eine schnelle Maßnahme gegen die Unpünktlichkeit, so der EVG-Vorsitzende. In den vergangenen Monaten kamen die Fernzüge der Deutschen Bahn oft nur zu rund 60 Prozent pünktlich an.
Fahrgastverband: Durch Tempolimit würden sich Fernzüge nach Bayern noch mehr verspäten
Der Fahrgastverband Pro Bahn hält von der Idee gar nichts. Gerade auf den Schnellstrecken könnten die Züge die Verspätungen reduzieren. So könnten die ICEs auf den Strecken Fulda-Würzburg und Nürnberg-Ingolstadt auf bis zu 300 Kilometer pro Stunde beschleunigen, sodass verspätete Züge aus dem Norden es schaffen, teilweise doch noch pünktlich in München anzukommen, sagte Klaus-Peter Naumann von Pro Bahn gegenüber BR24.
Grundsätzlich sei die Idee aber nicht verkehrt, die Fahrpläne etwas großzügiger zu planen, dass Anschlusszüge mit höherer Wahrscheinlichkeit noch erreicht werden könnten, meint Naumann. Gerade auf Strecken mit Mischverkehr, wo nicht nur die Fernzüge, sondern auch Regional- und Güterzüge unterwegs sind, würde es sich anbieten, mehr Fahrzeit zu kalkulieren. Insgesamt sei die Fahrplanerstellung aber "extrem komplex", weshalb Naumann sich nicht allzu viel verspricht.
Verkehrsminister Wissing: "Zu schnelle Züge sind nicht das Problem"
Im Bundesverkehrsministerium hält man ebenfalls nichts von Geschwindigkeitsbegrenzungen für ICEs. "Unser dringlichstes Problem ist nicht, dass die Züge zu schnell sind", sagte ein Sprecher von Verkehrsminister Volker Wissing (FDP), "dass wir viele unvorhergesehene, außerplanmäßige Baustellen haben". Wichtig sei, das Netz schnell zu modernisieren und die Bauarbeiten möglichst zu bündeln. Das tue die Bahn mit der Generalsanierung von gut 40 Hauptkorridoren in den kommenden Jahren.
Die Bahn selbst wollte gegenüber BR24 den Vorschlag eines Tempolimits nicht bewerten. Ein Bahnsprecher verwies nur darauf, dass zwei von drei Fernverkehrszügen durch mindestens eine Baustelle fahren müssten. Dazu kämen zahlreiche Langsamfahrstellen, die die Züge zusätzlich ausbremsen. Anders als in Frankreich habe man hierzulande Mischverkehr, "bei dem sich der Fern-, Regional- und Güterverkehr abseits der Hochgeschwindigkeitstrassen dieselben Gleise teilen."
Fluggesellschaften kalkulieren schon lange mit Puffer
Mit mehr Puffer geplante Zeiten sind in der Flugbranche schon seit Jahrzehnten gang und gäbe. Dauert ein Flug normalerweise eine Stunde, gibt die Fluggesellschaft dem Kunden die Zeit zwischen Abflug und Ankunft gerne mal mit eineinhalb Stunden an. So lassen sich Verspätungen, die sich im Rahmen halten, elegant kaschieren und Anschlussflüge sind mit größerer Wahrscheinlichkeit erreichbar.
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