Nach Beginn des Ukraine-Kriegs waren Nachzahlungen für die Nebenkosten der Wohnungen absehbar geworden. Wie hoch die Steigerungen sein würden, wusste man damals nicht. Heute resümiert der Abrechnungsdienstleister Minol: Heizen sei zwar deutlich teurer geworden, aber nicht so teuer, wie Anfang 2023 prognostiziert.
Preissteigerungen wegen russischen Gaslieferstopps
Vor dem Winter 2022/23 waren die Preise vor allem für Erdgas und Strom nach oben gerast, aber auch für Heizöl. Zwischenzeitlich gab es wilde Spekulationen an den Märkten über die Versorgungslage, zum Beispiel über einen drohenden Gasmangel mit möglichen Rationierungen für Unternehmen. Auch Kohle und Brennholz sowie Pellets verteuerten sich dramatisch, zum Teil auch wegen Hamsterkäufen aus Angst vor noch weiter steigenden Preisen. Die positive Seite waren zum einen der recht milde Winter und dass viele Haushalte von sich aus deutlich ihren Energieverbrauch einschränkten.
Energiepreise für 2024 schon wieder weitgehend normalisiert
Seitdem hat sich die Lage deutlich entspannt: Die Erdgasspeicher waren entgegen den Befürchtungen immer reichlich gefüllt, zusätzliche Tankschiffe ersetzen teilweise das russische Pipeline-Gas. Die Energiepreise sanken allgemein.
Allerdings wird Energie von der Tendenz her teurer bleiben als vor dem Ukraine-Krieg, vor allem weil Erdgas nicht mehr so billig ist. Bei der Stromerzeugung treiben große Investitionen in Trassen und Verteilnetze die Preise nach oben. Durch staatliche Gegenmaßnahmen wie Preisdeckel und Unterstützungszahlungen an die Energieversorger konnte 2023 das Schlimmste verhindert werden.
Erste Auswertungen für Heizkosten 2023 fallen unterschiedlich aus
Bevor Vermieter von der Hausverwaltung die Nebenkostenabrechnung mit den Heizkosten für das vergangene Jahr bekommen, ist meist ein Ablesedienst wie Techem, Ista oder Minol unterwegs. Sie liefern die Daten und werten sie meist auch aus. So hat zum Beispiel der Immobiliendienstleister Minol aus Daten hunderttausender Haushalte seine Wärmekostenstatistik für 2023 vorgelegt.
Trotz Sparsamkeit schlagen hohe Energiepreise kräftig durch
Die durchschnittlichen Heizkosten stiegen demnach um 25 Prozent, der Verbrauch hingegen sank um acht Prozent. Beim Heizöl waren die Preise Minol zufolge rund 30 Prozent höher, wobei einige Hausgemeinschaften noch von günstigerem Öl profitierten, das sie vor der Energiekrise eingelagert hatten.
Beim Erdgas verteuerten sich die Tarife in der Grundversorgung trotz staatlicher Preisdeckel demnach um etwa 50 Prozent. Bei einigen Sondertarifen mit Laufzeiten von ein bis zwei Jahren stiegen die Gaspreise sogar noch stärker. Verhältnismäßig moderat fiel der Preisanstieg bislang bei der Fernwärme aus.
Hier stellte Minol zwischen Januar 2023 und März 2024 eine Verteuerung um 15 Prozent fest. Es kann aber sein, dass gerade bei der Fernwärme noch Nachholeffekte kommen, weil die Tarife hier langfristiger geplant werden. Alle diese Preisangaben sind vereinfachte Durchschnittswerte, die regional und nach Anbietern stark variieren.
Ista liefert andere Zahlen als Minol für Heizkosten von 2023
Ein ähnliches Auswertungsschema für die Nachzahlungen von Miethaushalten liefert auch der Immobiliendienstleister Ista. Hier wurde eine Mietwohnung mit 70 Quadratmetern als Modell zugrunde gelegt.
Allerdings weichen die Zahlen bei Ista teils erheblich von denen bei Minol ab. Bei Ista hat sich die Fernwärme je Kilowattstunde lediglich um sieben Prozent verteuert. Das wäre weniger als die Hälfte von dem, was Minol hier berechnet hat.
Beim Heizöl berichtet Ista von einem Preisanstieg um 34 Prozent, beim Erdgas um 44 Prozent. Die Zahlen von Ista stammen von Daten aus rund 800.000 Heizkostenabrechnungen. Die staatlichen Preisbremsen für Gas und Fernwärme, die es 2023 gab, sind auch hier mitberücksichtigt worden.
Bei der Fernwärme konnten die höheren Preise pro Kilowattstunde laut Ista fast eingespart werden: Unterm Strich ergab sich hier ein Anstieg der Heizkosten um zwei Prozent auf 792 Euro. Beim Erdgas schlugen die höheren Preise um 37 Prozent durch und brachten eine Erhöhung auf 817 Euro. Ganz besonders teuer ist bei Ista das Heizen mit Öl, das sich um 30 Prozent auf 1.095 Euro verteuerte - für eine 70-Quadratmeter-Mietwohnung.
Was folgt aus den Zahlen von 2023 für das laufende Jahr?
Im Jahr 2024 dürften bei vielen Menschen besonders hohe Heizkostenabrechnung in die Briefkästen fliegen. "Viele Mieterinnen und Mieter werden für die Heizung ihrer Wohnung mehr zahlen müssen als je zuvor", sagte Ista-Chef Hagen Lessing dazu. Für 2024 sind dem Stand der Dinge nach aber wenigstens im nächsten Jahr dann keine teuren Nachzahlungen für Heizkosten mehr zu erwarten.
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