Mitarbeiter in der Automobilindustrie in Bayern bei der Arbeit.
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Der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine wirkt sich auch auf die Automobilindustrie in Bayern aus.

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Ukraine-Krieg: Auswirkungen auf die bayerische Automobilbranche

Ukraine-Krieg: Auswirkungen auf die bayerische Automobilbranche

Der Krieg in der Ukraine hat auch Auswirkungen auf die bayerische Wirtschaft und die Arbeitsplätze hierzulande. Lieferketten sind unterbrochen, Produktionsbänder stehen still - etwa in der Automobilbranche. Wie gehen die Unternehmen damit um?

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In Werken großer Automobilhersteller stehen die Bänder zum Teil still. Die Produktion stockt, denn nach der Halbleiterkrise fehlen nun Kabelbäume aus der Ukraine. Der dortige Krieg hat deutliche Auswirkungen auf die Wirtschaft in Bayern, auch wegen der enorm gestiegenen Energiepreise.

Im Werk des Automobil-Zulieferers Iprotex in Münchberg im Landkreis Hof laufen die Maschinen Tag und Nacht, im Dreischichtbetrieb. Timo Piwonski hat das Unternehmen mit Anfang 20 als Garagenfirma gegründet. Heute hat er 180 Mitarbeiter und produziert weltweit textile Schutzhüllen für Kabelbäume.

Die steigenden Energie-Preise setzen ihm zu, trotz eigener Solaranlage. Sollte kein Gas mehr aus Russland kommen und sollten die Kosten weiter explodieren, dann wäre irgendwann Schluss, sagt Piwonski. "Wir würden keine Chance mehr haben zu existieren. Das ist so, wie wenn einer Ihnen am Hauptanschluss den Stecker zieht."

Ukraine fällt als Produktionsstandort aus

Es sind aber nicht nur die Energiepreise, die ihm Sorgen machen. Iprotex liefert an Kabelbaumhersteller in die Ukraine. Die mussten wegen des Krieges im Land ihre Fabriken schließen. "Für uns ist jetzt so, dass wir unsere Produkte in andere Länder liefern müssen. Das heißt, die Logistikkette muss komplett umgestellt werden. Auch die Ukraine fällt als Produktionsstandort für unbestimmte Zeit aus. Das hat zur Folge, dass wir momentan auch auf diese Veränderung sehr kurzfristig reagieren müssen."

Kabelbäume aus der Ukraine fehlen

Das Problem unterbrochener Lieferketten betrifft die ganze Automobilindustrie in Deutschland. Insgesamt könnten 1,5 Millionen Fahrzeuge bis Mitte des Jahres nicht gebaut werden, schätzen Experten. Die Bänder im BMW-Werk Dingolfing mit seinen 10.000 Produktionsbeschäftigten mussten zwischenzeitlich gestoppt werden – wegen fehlender Kabelbäume aus der Ukraine. Auch Audi musste die Produktion in Ingolstadt einstellen. Experten warnen vor einer Zuspitzung der Situation.

"Dieses geopolitische Geschehen ist zu wenig im Risikomanagement der Automobilhersteller, aber auch der Zulieferer verankert", sagt der Direktor Institut für Automobilwirtschaft Stefan Reindl. "Die Störungen insgesamt, die auftreten, waren nicht im Kalkül. Nicht auszudenken, wenn es geopolitische Störungen in China gibt, einem der Hauptabsatz- und Hauptbeschaffungsmärkte."

Risikomanagement in der Zulieferkette

Das frühzeitige Erkennen und Managen von Risiken in der Zulieferkette – das sei tägliches Geschäft, hört man von den Autobauern. Nur so konnte man durch die Corona-Krise kommen. So konnte etwa BMW-Konzernchef Oliver Zipse auf der gestrigen Jahrespressekonferenz auf einen Rekordgewinn für 2021 zurückblicken: 16 Milliarden Euro vor Steuern. Jetzt hat das Geschäft wegen des Krieges und fehlender Teile einen Dämpfer erhalten.

"Wir sind im engsten Kontakt mit den Lieferanten um flexibel auf diese neue Situation zu reagieren", erklärt Zipse. "Gut ist, dass es nicht nur ein Lieferant ist, und dass wir für die meisten dieser Umfänge keine einseitigen Vergaben an nur einen Lieferanten gemacht haben, sondern es sind mehrere Lieferanten, die natürlich sich auch gegenseitig jetzt helfen können."

Steigende Kosten, geringe Margen

Im oberfränkischen Textilstandort Münchberg sitzt auch die Firma MBG Techbelt. Das Unternehmen produziert Sicherheitsgurte. Es existiert seit 120 Jahren und hat 85 Mitarbeiter. Vertriebsleiter Thomas Motschmann klagt über die stark steigenden Rohstoff- und Energiekosten. Er verkauft die Sicherheitsgurte unter anderem an BMW. Zwei Wochen Produktions-Stopp in Dingolfing kann er noch verkraften. Das Problem in der Branche seien aber grundsätzlich geringe Margen. Die Preise der Zulieferer seien knallhart kalkuliert.

"Der Druck auf die Zulieferer ist immens. Jedes Jahr kämpfen wir darum die Mehrkosten weitergeben zu können, aber nur ein Bruchteil davon wird vom Kunden akzeptiert", erklärt Motschmann. Um Arbeitsplätze in der Region zu erhalten, ist es die Strategie des Gurt-Herstellers auch für andere Branchen zu produzieren, zum Beispiel Kletter- oder Tragegurte.

Energieversorgung: Mit Photovoltaik für die Zukunft gerüstet

Bei der Versorgung mit Strom hat sich das benachbarte Textilunternehmen Iprotex mit Photovoltaik für die Zukunft gerüstet. 80 Prozent des Stroms liefern die Anlagen für die Produktion im Optimalfall. Dennoch fordert Piwonski von der Politik schnellere Reaktionen auf die Energiekrise. Zum Beispiel die sofortige Abschaffung von Abgaben wie etwa die Umlage für erneuerbare Energien.

Denn mit seinem mittelständischen Unternehmen stecke er auch in der Klemme, sagt Piwonski. "Unsere Lieferanten müssen ihre Teuerungen weitergeben. Wir müssen das auch. Unsere Kunden sind natürlich nicht begeistert davon. Aber ich glaube da führt kein Weg daran vorbei." Damit sein Textilunternehmen weiter existiert, will Piwonski künftig auch die Weltraumindustrie beliefern.

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