Das Bayerische Landesamt für Statistik hat Wirtschaftsdaten der Jahre 2022 und 2023 ausgewertet. Die Behörde mit Sitz in Fürth zeichnet so in Zahlen die Auswirkungen des russischen Krieges gegen die Ukraine auf die Wirtschaft des Freistaats nach. Die Statistikerinnen und Statistiker blickten in ihrer Erhebung unter anderem auch auf die Entwicklungen in der Landwirtschaft, in den Hochschulen und auf die Zuwanderung aus der Ukraine und der Russischen Föderation. Doch lagen zu diesen Bereichen lediglich Zahlen aus dem ersten Kriegsjahr 2022 vor.
Importe aus Russland um 95 Prozent zurückgegangen
Wie die Untersuchung belegt, fallen die Auswirkungen des Krieges auf die bayerische Wirtschaft deutlich aus. So gingen – bedingt durch die staatlich verhängten Sanktionen gegen Russland – die Importe von Öl und Erdgas auf null zurück. Nach Bayern wurden im vergangenen Jahr Waren im Wert von nur noch 0,4 Milliarden Euro aus Russland eingeführt. Im Jahr vor dem Krieg waren es noch 6,3 Milliarden, ein Rückgang um rund 95 Prozent. Den Großteil der Importe aus Russland machten in Bayern im vergangenen Jahr sogenannte Halbwaren aus. Das sind bereits verarbeitete Rohstoffe, wie Erdöl oder Kupfer, aus denen im Importland – in diesem Fall also in Bayern - Fertigwaren produziert werden.
Russland bekommt aus dem Freistaat medizinische Produkte
Der Export bayerischer Waren in die Russische Föderation ist seit Kriegsbeginn um einen Anteil von mehr als zwei Dritteln eingebrochen. Lagen die Ausfuhren im Jahr vor Kriegsbeginn noch bei drei Milliarden Euro, sackten sie 2022 um die Hälfte ein. Im Jahr darauf umfasste der Warenwert der bayerischen Ausfuhren nach Russland nur mehr 900 Millionen Euro. Darunter waren die - nach dem Geldwert bemessen - wichtigsten Exportgüter Medikamente, Landmaschinen und medizinische Geräte. Auch Autos und Wohnmobile bilden einen größeren Posten, wobei dieser gegenüber früheren Zeiten deutlich geschrumpft ist.
Bayerns Exportgeschäft mit Ukraine deutlich gestiegen
Dagegen stiegen die bayerischen Ausfuhren in die Ukraine an: um mehr als ein Viertel. So wuchs der Warenwert gegenüber dem Vorkriegsniveau von rund 700 Millionen Euro auf 900 Millionen. Wichtigste Export-Produkte waren nicht näher angegebene Enderzeugnisse, gefolgt von Maschinen, Pkw und Wohnmobilen und Mess- und Steuerungstechnik. Ob unter den sogenannten Enderzeugnissen, die einen Exportanteil von 18 Prozent ausmachen, auch Rüstungsgüter sind, darüber gab das Landesamt auch auf Nachfrage von BR24 keine Auskunft. Man könne dazu "keine Aussage treffen und keine weiteren Warengruppen ausweisen", heißt es in einer schriftlichen Antwort.
Freistaat importiert mehr Waren aus der Ukraine
Erhöht haben sich auch die Einfuhren aus der Ukraine nach Bayern. Lag das Importvolumen vor dem Krieg bei 478 Millionen Euro, betrug es im vergangenen Jahr 550 Millionen Euro. Ein Plus von gut 15 Prozent. Die größten Posten auf der Liste der ukrainischen Einfuhren in den Freistaat machen Geräte zur Erzeugung und Verteilung von Elektrizität aus, gefolgt von Ölfrüchten. Dennoch lag die Ukraine 2023 mit Rang 47 verhältnismäßig abgeschlagen auf der Liste der bayerischen Importländer.
Zuwanderung von Russen und Ukrainern kehrte sich um
Die Erhebung des Landesamtes für Statistik in Fürth betrachtet auch Entwicklungen in der Zuwanderung. Wanderten vor dem Krieg mehr russische als ukrainische Staatsbürger nach Bayern ein, hat sich das mit Beginn der russischen Aggression umgekehrt. Im ersten Jahr des Ukrainekrieges lebten in Bayern mehr Menschen mit ukrainischer Staatsangehörigkeit als Angehörige der Russischen Föderation.
Dem Landesamt lagen für die Auswertung der Bevölkerungszahlen lediglich Daten bis Ende 2022 vor. Demnach stieg die Zahl der Personen mit ukrainischer Staatsangehörigkeit 2022 von 27.400 auf 156.000 an, ein Plus von 128.000. Auch die Zahl der Personen mit russischer Staatsangehörigkeit in Bayern wuchs an – mit einem Plus von 2.500 auf 45.500 jedoch vergleichsweise gering. Diese Zahlen entsprechen in der Bevölkerung von Deutschland einem Anteil von 1,3 Prozent Ukrainern und 0,35 Prozent Russen.
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