Siemens Konzern-Chef Roland Busch im Nürnberger Pressclub: Die rote Line bei Populismus sei "an vielen Stellen überschritten".
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Siemens Konzern-Chef Roland Busch im Nürnberger Pressclub: Die rote Line bei Populismus sei "an vielen Stellen überschritten".

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Siemens-Chef Busch: Rote Linie bei Populismus überschritten

Normalerweise äußert sich Siemens nicht zu politischen Dingen. Doch wegen des wachsenden Populismus wirft Konzern-Chef Roland Busch diese Regel im Nürnberger Presseclub über den Haufen. Die rote Linie sei "an vielen Stellen überschritten".

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Wie sorgt Siemens für stabilere Lieferketten? Was ist das "Industrial Metaverse"? Und wo sieht der Konzern die größten Wachstumsmärkte? Wenn der Chef des größten Arbeitgebers in der Region Erlangen-Nürnberg zum Plausch in den Nürnberger Presseclub kommt, gibt es viele Fragen.

Eines war Siemens-CEO Roland Busch an diesem Abend aber besonders wichtig: sich im Kampf gegen Rechtsextremismus und Populismus zu positionieren und Kante zu zeigen. Normalerweise halte sich Siemens aus politischen Dingen raus – doch mittlerweile sei "die rote Linie an vielen Stellen überschritten".

Wer "D-Exit" fordert, habe nichts verstanden

Siemens sei als internationaler Konzern auf Zuwanderung und Fachkräfte aus dem Ausland angewiesen. Nicht nur deshalb sieht Konzern-Chef Busch den wachsenden Populismus in Teilen der deutschen Bevölkerung mit großer Sorge. "Die rote Linie ist an vielen Stellen überschritten", sagte er am Abend im Nürnberger Presseclub. Deshalb löse sich Siemens mittlerweile auch von seiner sonst üblichen Praxis, sich zu politischen Dingen nur bezüglich wirtschaftlicher Aspekte zu äußern.

Ohne die AfD beim Namen zu nennen, sagte Busch mit Blick auf die bekannt gewordenen Ausweisungs-Pläne der Partei für Menschen mit Migrationshintergrund, dass hier Linien "komplett überschritten" worden seien. Bezüglich eines von der AfD ins Gespräch gebrachten "D-Exits" meinte der Siemens-Chef: "Wer so etwas fordert, hat überhaupt nicht verstanden, was Europa für uns bedeutet." Deutschland sei ein Nutznießer Europas.

Siemens setzt auf das "Metaverse"

Eines der großen Themen, das Siemens derzeit beschäftigt, ist das sogenannte Metaverse. Während Facebook-Chef Mark Zuckerberg den Begriff als eine Art digitalen Unterhaltungsraum versteht, etwa für Spiele, meint Siemens etwas ganz anderes. Das industrielle Metaverse sei vielmehr eine virtuelle Abbildung der Realität, so Busch. Siemens will damit eine neue Generation der High-Tech-Fertigung schaffen.

Die reale und die digitale Welt werden dabei so verknüpft, dass Menschen mit den digitalen Abbildungen realer Maschinen interagieren und diese so steuern können. Im vergangenen Sommer hatte Siemens angekündigt, eine Milliarde Euro in das Metaverse zu investieren, die Hälfte davon am Standort Erlangen, wo auf dem Gelände des Gerätewerks in der Frauenauracher Straße ein neuer Campus für Entwicklung und High-Tech-Fertigung entstehen soll.

Von Gitarren und der Erlanger Innenstadt

Auch private Einblicke gab es an diesem Abend von Siemens-Chef Roland Busch. Seine Geburtsstadt Erlangen bezeichnete er als eine "besondere Stadt". Auch wenn er gute Gründe hätte nach München zu ziehen, näher an die Konzernzentrale, ist Busch mit seinem Hauptwohnsitz in Erlangen geblieben. Und von vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die neu nach Erlangen kommen, wisse er, dass sie oft nicht mehr weg wollen. "Das ist einfach eine Wohlfühl-Stadt", schwärmt Busch.

Seinen Tag beginne er meist um sechs oder halb sieben Uhr mit einer Einheit im Fitness-Studio. Und er erzählt im Presseclub, dass er nach vielen Jahren seine Liebe zum Gitarre spielen wiederentdeckt habe. Mittlerweile, sagt Busch, habe er wieder eine Gitarre zuhause in Erlangen und eine weitere in seiner Wohnung in München. Zum Spielen komme er aber leider viel zu selten.

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