Auf 268.995 ist die Zahl der Arbeitslosen im Freistaat bis zum Stichtag Mitte Februar zurückgegangen. Die Arbeitslosenquote blieb bei 3,6 Prozent, dem bundesweit niedrigsten Wert. In rund einem Drittel der bayerischen Landkreise liegt sie sogar unter drei Prozent, wobei die Kreise Main-Spessart, Eichstätt, Pfaffenhofen und Bad Tölz-Wolfratshausen mit je 2,2 Prozent an der Spitze liegen.
Der Chef der bayerischen Arbeitsagenturen, Ralf Holtzwart, sprach von einem "außerordentlich widerstandsfähigen Arbeitsmarkt", dem die vielen Krisen "nichts anzuhaben scheinen". Grund dafür ist seinen Worten zufolge auch die Arbeitskräftenachfrage, die selbst während der Pandemiejahre kontinuierlich gestiegen sei.
Geflüchtete aus der Ukraine verändern das Bild
Allerdings zeigen sich die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs auf verschiedene Weise in der Statistik. So liegt die Zahl der Arbeitslosen im Vergleich zum Februar des Vorjahres um 23.000 höher, den Zahlen der Arbeitsagentur zufolge weit überwiegend aufgrund des Zuzugs von Ukrainerinnen und Ukrainern.
Der Unterschied zum Vorjahr wäre ohne die vielen Integrationskurse noch größer. Wer an einem derartigen Angebot teilnimmt, zählt nicht als arbeitslos, sondern als unterbeschäftigt. Als unterbeschäftigt gelten auch Teilnehmende an anderen Kursen sowie Arbeitsuchende, die zum Stichtag vorübergehend krank waren.
Die Zahl der Unterbeschäftigten liegt dementsprechend mit 362.628 um beinahe 100.000 höher als die Zahl der Arbeitslosen. Holtzwart rechnet aber damit, dass sie schon im Frühjahr deutlich sinkt, "wenn die Geflüchteten nach dem Integrationskurs auf dem Arbeitsmarkt unterkommen".
Stabil in Schwaben, verbessert in Franken
Im Vergleich der Regierungsbezirke meldet Schwaben mit einer Quote von 3,1 Prozent die bayernweit geringste Arbeitslosigkeit. Grund dafür ist laut Holtzwart die vielfältige Struktur der schwäbischen Wirtschaft mit Tourismus am Alpenrand, dem Logistikschwerpunkt Augsburg und vielen mittelständischen Weltmarktführern auf dem Land, vor allem im Maschinenbau. "Schwaben ist das Land der Hidden Champions", so der Agenturchef.
Breiter werde die Aufstellung der Wirtschaft auch in Franken. Das sei der Grund dafür, dass die Großstädte Nürnberg und Fürth nicht mehr ganz am Ende der bayerischen Arbeitsmarktstatistik stünden. Mittelfranken war dabei der einzige Regierungsbezirk, in dem mehr Arbeitskräfte gesucht wurden als vor einem Jahr.
Sorgenkinder Schweinfurt und Coburg
Die Stadt Schweinfurt weist seit Langem die höchste Arbeitslosenquote innerhalb Bayerns auf. Aktuell sind es 6,6 Prozent. Coburg, früher eher als wirtschaftlich starke Stadt bekannt, folgt mit 6,5 Prozent. Erklärungsversuche, wie die Nähe zu Thüringen oder der besonders starke Zuzug von Geflüchteten, hält Agenturchef Holtzwart für nicht stichhaltig: "Hier müssen wir genau schauen, wie sich die Wirtschaftsstruktur der Region verändert hat, und dann überlegen, was zu tun ist."
Dagegen ist die Analyse in Schweinfurt klar. Die Industrie dort kämpft mit den Problemen der Automobilindustrie und mit Lieferengpässen. Einen Aufschwung erhofft sich Holtzwart durch die Energiewende, weil in Schweinfurt auch Teile für Windkraftanlagen hergestellt werden.
Winter nur noch in Ostbayern nennenswertes Problem
Niederbayern, das gemeinsam mit der Oberpfalz im Sommer oft an der Spitze des bayerischen Arbeitsmarktes steht, verzeichnet derzeit mit 4,1 Prozent die höchste Arbeitslosigkeit im Freistaat. Holtzwart bereitet das keine Sorgen. Denn diese Arbeitslosigkeit sei "saisonal", weil viele in Außenberufen, vor allem am Bau und in der Landwirtschaft, derzeit nicht arbeiten könnten. "Sowie der Schnee schmilzt und die Tage wieder wärmer werden, wird die Arbeitslosigkeit auch wieder abschmelzen", so Holtzwart, der optimistisch ist, dass die Zahl der Arbeitslosen im Laufe des Jahres bayernweit bis nahe an die 200.000er-Marke sinken könnte.
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