Autos von BMW in San Luis Potosí, Flugzeugtüren von Airbus in Querétaro, Maschinenteile und Softwarepakete von Siemens: Täglich liefern bayerische Firmen von ihren mexikanischen Standorten aus Waren und Dienstleistungen in die USA. Ihnen drohte Präsident Donald Trump schon Ende Januar mit Strafzöllen, die dann aber um einen Monat aufgeschoben wurden. Diese Frist läuft jetzt ab – mit potentiell gravierenden Folgen.
So werden fast 50 Prozent der Fahrzeuge, die von deutschen Herstellern in Mexiko gebaut werden, in die Vereinigten Staaten exportiert. Im Jahr 2023 waren das nach Angaben des Branchenverbandes VDA 336.000 Autos. Umgekehrt beziehen mexikanische Fabriken auch Bauteile aus den USA.
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Freihandel als Wachstumsmotor
Der Freihandel mit den Vereinigten Staaten und Kanada habe in den vergangenen Jahrzehnten Mexikos Aufstieg zu einer Industrienation entscheidend geprägt, sagt Alejandro Preinfalk, regionaler Geschäftsführer von Siemens und Präsident der deutsch-mexikanischen Handelskammer dem BR.
Allerdings machen deutsche Unternehmen vor Ort ihre Umsätze nicht nur im Export in die USA, sondern auch mit Ausfuhren in alle Welt. So hat kaum ein Staat so viele Freihandelsabkommen unterzeichnet wie Mexiko. Und nicht zuletzt dürfte man den Binnenmarkt mit rund 140 Millionen Einwohnern nicht unterschätzen, so Siemens-Manager Preinfalk. Deswegen sei es schwer zu beziffern, welche Folgen Zölle tatsächlich hätten.
Hunderte bayerische Firmen vor Ort
Insgesamt zählt die lokale Handelskammer mehr als 2.000 deutsche Firmen in Mexiko, viele davon kommen aus Bayern. Sie werden unter anderem durch eine offizielle Repräsentanz des Freistaats in Mexiko-Stadt betreut. Deren Leiterin Gabriela Gonzalez Kaiser sagte dem BR, insgesamt gebe es 40 Firmen aus dem Freistaat mit eigenen Produktionsstätten in Mexiko, dazu kämen rund 200 Unternehmen mit Vertriebs-, Service- oder Handelsniederlassungen. Darunter sind Industrieriesen wie Audi, BMW und Siemens, aber auch zahlreiche Mittelständler.
Einer davon ist Multivac aus dem Allgäu, ein Spezialist für Verpackungstechnologie. Dessen Landeschef Bernd Schreiber sieht die Zolldrohungen einigermaßen entspannt: Zwar sei man über die Entwicklung nicht glücklich. Aber das Unternehmen habe eine so starke Marktposition, dass man auch mit schwierigen Rahmenbedingungen zurechtkommen werde.
Guter Ruf von "Made in Germany"
Ein wichtiger Erfolgsfaktor für die bayerischen Firmen sei, dass Deutschland generell in Mexiko einen sehr guten Ruf genieße, sagt Bernd Schreiber. Das gelte für die Qualität und Langlebigkeit der Produkte ebenso wie für die Zuverlässigkeit der deutschen Firmen, wenn es einmal Probleme gebe, wenn zum Beispiel eine Maschine ausfällt. Gerade Mittelständler würden hier mit einem schnellen Service und gut ausgebildeten Technikern punkten.
Das gute Image Deutschlands unterstreicht auch Handelskammer-Präsident Alejandro Preinfalk. Siemens und viele andere deutsche Unternehmen seien schon sehr lange im Land und gälten als zuverlässige und vertrauenswürdige Partner, ist er überzeugt.
Konkurrenz aus China
Doch die bayerischen Firmen blicken derzeit nicht nur auf Donald Trumps Zolldrohungen, wenn es um Geschäftsrisiken geht. Eine weitere Herausforderung kommt aus Fernost. Chinesische Firmen investieren seit einigen Jahren massiv in den mexikanischen Markt. Dadurch steige der Wettbewerbsdruck auch auf die bayerischen Anbieter vor Ort, sagt Margit Brugger, Direktorin von Liebherr Mexiko. So böten chinesische Konkurrenten Baumaschinen zu Preisen an, mit denen ein deutsches Unternehmen nicht mithalten könne.
Allerdings sei offen, ob diese Strategie aufgehe. Denn gerade bei Maschinen gehe es nicht nur um den Kaufpreis. Genauso wichtig sei die Frage, wie zuverlässig und langlebig zum Beispiel ein Kran ist und ob die schnelle Versorgung mit Ersatzteilen funktioniert. Hier seien bayerische Firmen wie Liebherr in Mexiko sehr gut aufgestellt, so Margit Brugger.
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