Die Lech-Stahlwerke im schwäbischen Meitingen, Bayerns einziges großes Stahlwerk, rechnen zumindest kurzfristig mit keinen wirtschaftlichen Auswirkungen durch die von US-Präsident Donald Trump angekündigten Zölle. Das teilte eine Sprecherin des Unternehmens auf Anfrage des BR24 mit. Der Grund ist denkbar einfach: Die Lech-Stahlwerke exportieren keine Produkte in die USA.
Handelskammer: Erwartbarer Schaden hält sich vorerst in Grenzen
Wie der Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer, Manfred Gößl, im BR24-Interview erklärt, hält sich der erwartbare Schaden durch die US-Maßnahmen hierzulande in Grenzen. Deutschland habe im vergangenen Jahr Stahl im Wert von etwa zwei Milliarden Euro in die USA exportiert. Betroffen seien vor allem die großen Stahlwerke in Nordrhein-Westfalen. Allerdings verweist Gößl darauf, dass Trump in seiner ersten Amtszeit schon einmal Zölle in ähnlicher Größenordnung verhängt habe (Stahl 25 Prozent, Alu zehn Prozent). In der Folge seien die Exporte damals um die Hälfte zurückgegangen.
Sorge vor "Umlenkeffekten"
Die Zölle werden die Situation der ohnehin schon unter Druck stehenden Branchen weiter verschärfen, wenn der Exportmarkt USA unmittelbar wegzubrechen drohe, befürchtet der Bezirksleiter der IG Metall Bayern, Horst Ott. Außerdem sorgt sich die Gewerkschaft, dass durch die Abschottung des US-Marktes mittelbar noch mehr Billigstahl in die EU umgeleitet wird und die Betriebe dadurch zusätzlich unter Druck geraten. Mit diesem "Umlenkeffekt" zu Lasten der hiesigen Industrie rechnen auch die Lech-Stahlwerke. Der ohnehin bestehende Importdruck könne durch Überkapazitäten aus China verstärkt werden, heißt es. Ähnlich äußert sich auch die Industrie- und Handelskammer.
"Handelskrieg" wäre ein Fiasko
Sollte sich ein "Handelskrieg" zwischen den USA und der EU mit ständigen, gegenseitigen Zollerhöhungen entwickeln, drohe der bayerischen Wirtschaft aus Sicht des IHK-Hauptgeschäftsführers ein Fiasko. Ersten Schätzungen zufolge würde der deutschen Wirtschaft ein jährlicher Schaden zwischen 30 und 50 Milliarden entstehen, für Bayerns Betriebe wären es sechs bis acht Milliarden Euro. Sollte Trump, wie angedeutet, auch Zölle für Autoimporte erheben, wäre Bayern nach IHK-Einschätzung massiv betroffen. "Dann werden wir Arbeitsplätze verlieren und dann kann es auch schnell in einen Milliardenschaden gehen", so Gößl. Auch in den Schwerpunktbranchen Maschinenbau, Pharmazie und Chemie sei Bayern verletzlich.
Über 8.000 Beschäftigte in Bayern
Bei Lechstahl erzeugen Unternehmensangaben zufolge rund 800 Mitarbeiter jährlich rund 1,1 Millionen Tonnen Qualitäts-Bau- und Betonstahl aus Stahlschrott. Zum Vergleich: Der weltweit größte Stahlhersteller, die China Baowu Group, produziert 130 Millionen Tonnen. Nach Auskunft des Statistischen Landesamts waren in der bayerischen Stahl- und Aluminiumindustrie 2023 knapp 8.300 Menschen beschäftigt. Die größten Importländer bayerischer Produkte sind demnach Italien, Österreich und Frankreich. Die USA spielen als Abnehmer nur eine untergeordnete Rolle.
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