Die Staatsanwaltschaft München I hat wegen des Milliardenbetrugs bei Wirecard Anklage gegen zwei weitere Ex-Vorstände erhoben. Sie wirft dem ehemaligen Finanzvorstand und der früheren Vorständin für Produktentwicklung Untreue und einem von beiden auch Beihilfe zur Untreue vor.
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Was den beiden Vorständen vorgeworfen wird
Beide sollen im Wirecard-Vorstand Kredite und andere Zahlungen an Geschäftspartner "ins Blaue hinein" genehmigt haben, ohne sich vorher Unterlagen zu Unternehmen oder Bilanzen anzusehen. Dadurch sei dem Zahlungsdienstleister "ein Schaden von mehreren Hundert Millionen Euro" entstanden, wie die Staatsanwaltschaft schreibt.
Ob sich die beiden vor Gericht verantworten müssen, entscheidet die 12. Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts München.
Darlehen an Wirecard-Partnerunternehmen, die nie zurückgezahlt wurden
Eine zentrale Rolle in der Anklage spielt das Wirecard-Partnerunternehmen "Ocap" aus Singapur. Nach Angaben des Insolvenzverwalters hatte dieses über die Jahre rund 200 Millionen Euro an Darlehen erhalten. Auch deshalb, weil die beiden Vorstände nicht genau genug hinsahen, meldet die Staatsanwaltschaft. Von "Ocap" wurden jedoch nur 60 Millionen Euro zurückgezahlt. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass ein Großteil des Geldes "im System von Briefkastengesellschaften" versickerte.
Auch Insolvenzverwalter will Schadenersatz von den beiden Vorständen
Die beiden Vorstände waren schon länger im Visier der Ermittler. Sie hatten mehr als ein Jahrzehnt für Wirecard gearbeitet und waren beide 2018 in den Vorstand des Unternehmens aufgestiegen.
Auch der Wirecard-Insolvenzverwalter Michael Jaffé hat beide neben weiteren Vorständen und Aufsichtsräten auf Schadenersatz verklagt. In seinem aktuellen Bericht schreibt er, "dass die Darlehen bei Anwendung der Sorgfalt eines ordentlichen und gewissenhaften Geschäftsleiters nicht hätten gewährt werden dürfen".
Erster Wirecard-Strafprozess läuft seit 2022
Wirecard hatte im Juni 2020 Insolvenz angemeldet, nachdem angebliche Gelder von 1,9 Milliarden Euro in der Bilanz fehlten. Die Staatsanwaltschaft München geht davon aus, dass der Großteil davon nie und aufgrund manipulierter Bilanzen nur auf dem Papier existierte.
Bereits seit Dezember 2022 läuft deshalb der Strafprozess gegen den früheren Vorstandschef Markus Braun und zwei weitere Angeklagte.
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